Jetzt MICE Club-Mitglied werden oder 30 Tage kostenfrei testen

Hotels & Locations, Best Practice - Tagung/Kongress

Airbnb: Gastgeber für Ihr nächstes Meeting?

Warum die Sharing-Economy-Pioniere im MICE-Segment mitmischen wollen

Zur Fußball-WM 2014 in Brasilien suchte sich die FIFA einen ungewohnten Dienstleister, der die passenden Unterbringungsmöglichkeiten für das Sportfest finden sollte. Das Fußball-Großereignis hat ziemlich genau 3.429.873 Menschen nach Brasilien geholt. So viele Hotelzimmer gibt es dort aber gar nicht.

„Die FIFA hat uns kontaktiert und vom begrenzten Zimmerkontingent berichtet“, erzählt Michael Brous, Senior Business-Developer bei Airbnb. „Wir haben schnell reagiert und innerhalb weniger Wochen deutlich mehr Kapazitäten freisetzen können. 20 % der Teilnehmer haben schlussendlich in einem Airbnb übernachtet, alleine 120.000 Gäste sind in den circa 18.000 Airbnb-Unterkünften in Rio de Janeiro beherbergt worden. Damit haben die Einwohner von Rio 40 Millionen Dollar verdient.“ Auch der brasilianische Fußballgott Ronaldo de Assis Moreira, besser bekannt als „Ronaldinho“, vermietete seine Luxusvilla über Airbnb.

Diese Erfolgsgeschichte hat Brous letzte Woche auf der IBTM in Chicago der Eventindustrie vorgestellt. Vor einer großen Runde von Planern, Hoteliers und Touristikern diskutierte er zum Thema „Sharing Economy: Disruptive Opportunities for Events“. Gemeinsam mit Gary Schirmacher von Experient und Jack A. Johnson von Choose Chicago sprach er über den Einfluss von Sharing-Economy-Anbietern wie Airbnb, Uber oder Lyft auf die Meeting- und Eventbranche.

Die Sharing-Economy – Chance oder Risiko?

Johnson, der bei Choose Chicago unter anderem für den Kontakt zur Regierung, fürs Netzwerken und für die Kontaktpflege mit den touristischen Partnern zuständig ist, sagte, dass es oftmals schwer sei, den Destinationen klar zu machen, wie sie von der Zusammenarbeit mit Anbietern wie Airbnb profitieren können.

„Diese Sharing-Economy ist überall“, erklärt Johnson. “Wir holen gerade gewaltig auf und betreten Neuland. Manchmal sind wir noch zu defensiv, aber wir suchen auch noch unsere Nischen.“ Auf der einen Seite gäbe es Destinationen, die von der Sharing-Economy klar bevorzugt würden, betonte er, auf der anderen Seite stünden Sicherheits- und Steuergesetzgebungen, die dringend gelockert werden müssten. „Die Ökonomie des Teilens finden wir überall, aber den meisten Städten fehlt die passende Gesetzgebung.“ Dabei ist gerade für Destinationen und Convention Bureaus der Dialog mit der ortsansässigen Hotellerie ein wichtiges Anliegen: Bezahlen diese ja in der Regel mit ihren Mitgliedsbeiträgen die Marketingbudgets für das Destinationsmarketing und sind durch zahlreiche Auflagen und Gesetze gegenüber den Sharing-Economy-Anbietern benachteiligt: Ob die Bereitstellung von Parkplätzen, Kosten für Genehmigungen, Versicherungen, Sicherheit und Brandschutz, Gesundheits- und Hygienevorschriften – all diese Kosten fallen für die Privatanbieter nicht oder nur teilweise an. Hotels beklagen daher in der Diskussion nicht selten zu Recht, dass ihnen im Wettbewerb mit der Sharing-Economy erhebliche Nachteile entstehen.

Meetings sind unsere DNA

Für Airbnb liegen Meetings in der DNA, erklärt Brous. Vor sechs Jahren hatten die drei Airbnb-Gründer – alle drei Designer – Mühe, die Miete für ihr Apartment zusammenzukratzen. Allerdings lag ebendieses Apartment in perfekter Nähe zum Moscone Center in San Francisco. Mit drei Luftmatratzen im Wandschrank entwarfen die Drei eine Webseite – AirBedAndBreakfast.com – und verbanden diese mit der Anmeldeseite der Design-Konferenz, die im Moscone Center stattfinden sollte. „Sie trafen andere Designer, zeigten denen die Stadt und so begann das, was wir gerne als weltweite Gastfreundschaft-Epidemie bezeichnen.“

Heute gibt es Airbnb in mehr als 191 Ländern und 34.000 Städten. An nur einem Tag übernachten 400.000 Gäste in einem der weltweiten Airbnbs. Das Sharing-Economy-Unternehmen selbst wird auf einen Wert von 10 Milliarden Dollar geschätzt und es wächst täglich weiter. Auch wenn Airbnb immer wieder als Störfaktor für das klassische Hotelgeschäft im Bereich Gruppen und Events gesehen wird – Brous bekräftigt, dass man mit Planern und Convention Bureaus eng zusammenarbeiten wolle, um passende Unterkünfte für Meetings, Incentives, Kongresse und Ausstellungen zu finden.

Neben der WM-Geschichte kann Brous noch weitere Beispiele für die Zusammenarbeit im Eventbereich beisteuern. Aktuell plane man mit Salesforce.com, deren Dreamforce-Konferenz - eine der weltweit größten Tekkie-Konferenzen - jeden September in San Francisco stattfindet. „Gleichgesinnte Tekkies träfen über Airbnb aufeinander“, erklärt er die Vorteile und erzählt außerdem von einer Gruppe hochrangiger BMW-Mitarbeiter inklusive Vorstand, die sich unlängst in San Francisco getroffen hätten. Anstatt die 15 Mitarbeiter, jeden für sich, im eigenen Hotelzimmer unterzubringen, entschied man sich bei BMW zwei Penthouse-Apartments über Airbnb zu mieten. „So bleiben die Leute zusammen und zudem lässt sich eine Menge Geld sparen“, erklärt Brous. „So definieren wir die Zukunft der Geschäftsreise.“

Einige Gruppen, auch Airbnb-Mitarbeiter, hätten über Airbnb schon Räumlichkeiten gebucht, um sie als exklusiven Versammlungsort zu nutzen. Auch Meetingmacher Experient hat Airbnb schon für einige Kunden ausprobiert: „Viele unserer Kunden nutzen Airbnb schon oder haben die Möglichkeiten zumindest im Blick“, erklärt Schirmacher.

Um weiter Fuß im MICE-Markt zu fassen, arbeitet Airbnb mit einer Anzahl von Veranstaltern und Convention Bureaus zusammen. Mittlerweile gibt es auch spezielle Landing-Pages für Konferenzen, wie z.B. für die Fancy Food Show in San Francisco. Meetingplaner und Teilnehmer profitieren von Airbnb, sagt Brous. Veranstalter können aus dem größeren Raumangebot eine höhere Teilnehmerzahl generieren. Zudem sei Airbnb ideal, um das Teilnehmernetzwerk zu stärken, weil Gleichgesinnte zusammen wohnen und dieselben Interessen teilen. Und: Die Teilnehmer sparen Geld, erfahren mehr über Land und Leute, stärken den Teamgeist. Desweiteren könne man als Veranstaltungsteilnehmer ja auch selbst Geld verdienen, wenn man sein Heim bei Airbnb anbieten würde und so die eigenen Kosten kompensiere. „Wir wollen die Zusammenarbeit mit uns ganz einfach machen“, erklärt Brous. „Wir agieren flächendeckend, die Plattform ist offen und für jedermann zugänglich.“

Dass diese Aussagen für wenig Begeisterung auf der Hotelseite führen werden, ist wenig verwunderlich, wird ihnen vom gesamten Kuchen der Übernachtungsgäste ein nicht unerheblicher Teil streitig gemacht. Nicht ohne Grund reagieren Hotels verstärkt mit jungen und frischen Konzepten, um der Sharing-Economy etwas entgegenzusetzen. Gerade im Bereich der Sicherheit von Gästen – für viele Travel Manager und Eventplaner auf Unternehmensseite ein wichtiges Anliegen – punkten die Hotelbetriebe gegenüber Privatanbietern oder etwaigen schwarzen Schafen, wie die jüngste Brandkatastrophe in Schneizlreuth wieder einmal allzu deutlich vor Augen geführt hat.

Quelle: Successful Meetings Magazine


Das könnte Sie auch interessieren:


Bildquelle: Airbnb

Autor: Andrea Goffart

Veröffentlicht am: 17.06.2015


Verfasse einen Kommentar

×

×