Jetzt MICE Club-Mitglied werden oder 30 Tage kostenfrei testen

Agenturen, Themensammlung - Recht & Compliance, Change-Kommunikation

15 + 1 Workhacks, wie ich lerne Nein zu sagen

In ihrem Buch „NEIN“ behauptet das Autorenpaar Anja Förster und Peter Kreuz, dass die vier Buchstaben N E I N eines der wichtigsten Wörter überhaupt bilden. Es hilft uns zu klaren Entscheidungen, verhindert Missverständnisse, spart Zeit und macht den Weg frei für Wichtiges, für Innovation. Überlegen Sie mal: Wenn Sie alle Zeit zusammenrechnen, die Sie mit Angelegenheiten verbracht haben, zu denen Sie lieber Nein gesagt hätten und wenn Sie dann diese Zeit in etwas Sinnvolles stecken, in Themen, die Sie begeistern – wieviel Neues, Schönes hätte entstehen können?

Deswegen ist es wichtig, Nein sagen zu können. Nur leider sind viele von uns nicht sehr gut darin. Woher kommt das? Nein zu sagen braucht Selbstreflexion, Selbstvertrauen und Selbstdisziplin. Ergo – wir müssen uns selbst ziemlich gut kennen, wenn wir unser Nein richtig platzieren wollen. Das setzt einen Prozess voraus, in dem wir die Beweggründe hinter unserem Nein (er-)kennenlernen. Dies sind die häufigsten:

Helfersyndrom: Wir wollen helfen und gebraucht werden. Eng verbunden: Wir wollen gemocht werden.

Harmoniesucht: Wir wollen Konflikten aus dem Weg gehen, sagen viel zu häufig Ja, obwohl wir Nein meinen.

Indifferenz: Keine eigene Meinung, Nachdenken ist gerade zu anstrengend? Ein Nein benötigt eine klare Entscheidung, ein Ja nicht.

Zeitfalle: Eine Frage kann überrumpeln, ein Nein entsteht tief im Bauch, doch wir können es nicht erklären – deswegen sagen wir einfach Ja.

Prokrastination: Zu gut Deutsch: Akute Aufschieberitis. Ein Ja ist einfacher als ein Nein, weil es die negativen Konsequenzen in die Zukunft verschiebt. JETZT gerade sorgt das Ja für Beliebtheit und bestes Bürowetter – erst später wird es für Zeitknappheit, Ärger und Frust sorgen.

Ja genau! All diese Ja-Sager da draußen sorgen für Frust – für eigenen und für den der anderen – wenn Sie nämlich ihr dahingesagtes Ja später nicht einlösen können. Noch einmal ein Zitat von Förster und Kreuz : „Ja sagen, aber Nein meinen, ist die Ursache von Frustration und Stress. Und je häufiger das passiert, desto mehr steigt der Stresspegel und auch die Unzufriedenheit mit sich selbst. Denn im Grunde weiß es jeder: Es wäre sehr viel besser gewesen, eine klare Grenze zu ziehen und den eigenen Standpunkt zu vertreten.“ Deswegen gibt es jetzt 15 Methoden, mit denen sich das Neinsagen trainieren lässt:

  1. Angst vor dem Ja entwickeln: Machen Sie sich bewusst, dass ein Ja nur im Moment einfacher ist und welche Konsequenzen es später haben wird.

  2. Beziehungsebene pflegen: Ein Nein ist gefährlich für eine Beziehung, privat oder kollegial. Wenn ich Ja sage, haben mich alle lieb, sage ich Nein, übe ich Macht aus und erzeuge ein Spannungsverhältnis. Deswegen ist es klug, das Nein auszugleichen – mit Alternativvorschlägen zum Beispiel. („Heute kann ich nicht, aber wie wäre es nächsten Mittwoch?“)

  3. Freude am Neuen entwickeln: Oft entsteht ein Nein aus Angst, die Komfortzone zu verlassen. „Das haben wir immer so gemacht“ leitet Nein-Sätze gerne ein. Wer neugierig ist, kann besser Ja sagen.

  4. Entscheidungsfreudigkeit trainieren: Springen Sie öfter mal ins kalte Wasser. Keine Entscheidung ist hundertprozentig sicher. Wenn alle Optionen so klar wären, müssten Sie ja keine Entscheidung treffen. Und wenn es mal eine Fehlentscheidung ist: Reflektieren und beim nächsten Mal besser machen.

  5. Kalt duschen: Apropos kaltes Wasser. Regelmäßig kalt zu duschen hilft beim Nein sagen. Weil es die Disziplin stärkt und die wiederum ist erforderlich, wenn man sich mit einem klaren Nein exponieren will und muss.

  6. Sich auf das Wesentliche fokussieren: Üben Sie Achtsamkeit in Ihrem privaten und beruflichen Tun und lernen Sie, das rechte Maß zu finden. Wann ist es genug? Wer achtsam handelt, kann Impulse wahrnehmen, ohne automatisch einzusteigen. Er kann den Bus einfach mal vorbeifahren lassen, muss nicht jedes Bier mittrinken, bei jedem Projekt dabei sein.

  7. Sich selbst besser kennenlernen: Oft steht das eigene Wertesystem, die eigene Ethik hinter einem Nein. Wenn wir unsere persönlichen Grenzen kennen, können wir sie klar verteidigen.

  8. Dem Gegenüber sein Gesicht wahren lassen: Mein Nein ist ein persönliches Nein und bedingt nicht, dass Dein Anliegen falsch ist. Wenn ich den Grillteller nicht essen möchte, weil Fleisch nicht mein Ding ist, ist es für Dich trotzdem okay („Ihhh, wie kannst Du noch Fleisch essen, wie ekelig“ wäre das Gegenteil).

  9. Selbstliebe: Wer sich selbst mag, wird sich automatisch besser schützen und öfter Nein sagen zu nervenden Nachbarn oder quengelnden Kolleginnen.

  10. Mitgefühl und Empathie: Oft schützt ein Nein nicht den Nein-Sager, sondern sein Gegenüber. „Nein, bitte mach jetzt Feierabend, ich komme alleine zurecht.“ Wer mit offenen Augen und der Fähigkeit, sich in die Perspektive des anderen zu versetzen, agiert, sagt öfter Nein.

  11. Auf der Sachebene bleiben: Sind es persönliche Befindlichkeiten, die unser inneres Nein motivieren? Möchte ich mit meinem Nein jemandem eins auswischen, tut es mir gut, dass ich in einer Position bin, Nein sagen zu können, ist das Nein eine „Rache“ für ein anderes Nein in der Vergangenheit oder bin ich einfach mies drauf und Nein ist einfacher als Ja, weil ich dann nicht weiter nachdenken muss. Hier hilft es, zurück auf die Sachebene zu kommen und für sich und den Fragenden das Nein klar zu definieren. Und wenn das Nein sich weder auf der Sachebene, noch im finanziellen noch im Werte- oder Ethiksystem verankern lässt, dann könnte man vielleicht gemeinsam überlegen, ob ein Ja möglich ist?

  12. Nachfragen. Zeit schaffen: Oft entsteht ein Ja, weil gerade keine Begründung für das intuitive Nein vorhanden ist. Mit einer offenen Rückfrage: „Ich weiß gerade nicht genau, ob ich das zeitlich noch schaffe, kannst Du mir genauer erklären, was dieses Projekt für mich bedeuten würde“ schaffen Sie Raum und Zeit, um ein Nein besser zu begründen oder vielleicht gemeinsam in ein Ja zu verwandeln.

  13. Offen Kommunizieren: Ehrlichkeit und Offenheit sind die besten Voraussetzungen, um ein falsches Nein zu vermeiden und dem echten Ja wieder mehr Bedeutung zu geben.

  14. Rollen klar verteilen: Wenn in einem Team, in einem Projekt die Rollen und Aufgaben klar verteilt sind, werden wesentlich weniger Neins anfallen und wenn ein Nein im Raum steht, gibt es mehr Ansprechpartner, um im gemeinsamen Gespräch ein Ja zu finden.

  15. Kompromissfähigkeit: Zum Schluss die Paradedisziplin, die aus einem Nein ein Ja machen kann. Lernen Sie, ein Stück auf Ihr gegenüber zuzugehen. Er wird es ihnen danken und man trifft sich wunderbar in der Mitte.

Und jetzt kommt der Bonus-Hack. Manchmal kann es nämlich ganz einfach sein und Sie müssen gar nicht lange darüber nachdenken. Sagen Sie einfach Nein. Das geht auch. Sie brauchen manchmal keinen Grund, keine langen Erklärungen, keinen Hack, kein Argument oder keine Alternative. Sie müssen nicht immer nachdenken, wie Sie es recht machen können. Manchmal brauchen Sie nur sich selbst, Ihren Selbstwert und eine ganz natürliche Autorität. Und dann sagen Sie einfach: „Nein, das mache ich nicht.“ Ein herrliches Gefühl, oder?


Das könnte Sie auch interessieren:


Bildquelle: Johanna Benz

Autor: Andrea Goffart

Veröffentlicht am: 29.08.2019


Verfasse einen Kommentar

×

×