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Destinationen

Strände, Gebirge, Wüsten und viel Kultur: Der Oman fasziniert.

Als im Jahr 1929 zwischen Alt-Muskat und Matrah die erste befestigte Straße des Omans eröffnet wurde, nahmen an der feierlichen Zeremonie alle damals im Land existierenden motorisierten Fahrzeuge teil – nämlich vier. Und noch bis 1970 gab es in dem arabischen Staat lediglich sechs Kilometer asphaltierte Straße. Ansonsten mussten die Einwohner ein anderes Verkehrsmittel nutzen, den Jeep oder das Kamel. Heute ist all dies unvorstellbar: Das einst weltabgewandte Sultanat (abends schlossen die Stadttore) hat sich in einen modernen und wohlhabenden Staat verwandelt.

Weit mehr als 30.000 Kilometer asphaltierte Straßen durchziehen das Land, die Autobahnen sind achtspurig, bevölkert von Hunderttausenden Fahrzeugen, meist Geländewagen aus japanischer Produktion. Außer während des Berufsverkehrs in der Hauptstadt Muskat ist dennoch viel Platz: Autofahren im Oman macht Spaß. Zumindest wenn man über eine aktuelle Landkarte verfügt. Denn neue Strecken oder solche, die verlegt werden, entstehen im Monatstakt.

Modern, aber ohne Wolkenkratzer

Was viel entscheidender ist: Die Straßen führen durch ein höchst faszinierendes Land. Obwohl der seit 1970 regierende Sultan Qabus das Land radikal modernisierte, Sklaverei abschaffte, Schulen, moderne Häuser und Straßen baute sowie die Lebensumstände der Menschen deutlich verbesserte, ist es dem heute 79-Jährigen gelungen, die Traditionen und die spannende Kultur zu erhalten. Auch wenn fast überall im Land Hunderttausende neue Wohnungen und Stadtteile entstehen: Wirkliche Wolkenkratzer gibt es anders als bei den Nachbarn der Golf-Emirate nicht.

Mittelalterliche Ruinenstädte und Festungen werden – wo noch nicht geschehen – sorgsam renoviert. Unesco-Welterbestätten wie die imposante Burg von Bahla oder das komplexe, jahrtausendealte Bewässerungssystem Faladsch lohnen in jedem Fall einen Besuch, und Traditionen wie der Viehmarkt in Nizwa oder die Fischmärkte im ganzen Land werden auch heute noch gepflegt. Wenn die omanischen Männer in ihren langen Gewändern und mit der runden bestickten Kappe um Ziegen, Kühe oder Hühner feilschen, dann tun sie das nicht für die Touristen. Eine mindestens kleine Herde der hier besonders flauschigen Ziegen hat fast jeder Omani. Die Tiere laufen frei herum (Vorsicht beim Autofahren!) und finden am Abend automatisch den Weg zu ihrem Stall zurück. Bedauernswert ist es übrigens, dass die vielen ebenfalls beim Viehmarkt feilgebotenen riesigen Teppiche in keinen Koffer passen.

Der Oman ist mit 310.000 qkm Fläche etwas kleiner als Deutschland (358.000 qkm), mit nur 5 Mio. Menschen jedoch extrem dünn besiedelt. Die Zahl der wirklich Einheimischen liegt mit 3 Mio. sogar noch niedriger, wächst aber beständig angesichts der hohen Kinderzahl von durchschnittlich fünf pro Familie. Viele Beschäftigte stammen aus Pakistan, Indien und Sri Lanka, wobei sich die Regierung intensiv um eine Omanisierung bemüht: Auch in der Privatwirtschaft sollen sich die Einheimischen, die derzeit vor allem für den Staat tätig sind, verstärkt engagieren. Die vergleichsweise vielen Schwarzen, denen man im Land begegnet, sind übrigens „echte“ Omanis: Weite Gebiete der Küste Ostafrikas sowie die Insel Sansibar gehörten einst zum Land.

Modernes Convention Center im Bau

Längst positioniert sich der Oman auch als MICE-Destination - und tut es damit seinen Nachbarn vor allem in den Vereinigten Arabischen Emiraten nach. Mit seinen vielen Hotels, die zu einem großen Teil den großen internationalen Ketten angehören, bietet das Land eine enorme Kapazität an Tagungs- und Eventräumen. Im Bau ist zudem das riesige Oman Convention and Exhibition Centre, dessen Hauptausstellungshallen bereits in Betrieb sind. Es ist nur wenige Minuten vom Muscat International Airport entfernt.

Neben der guten Erreichbarkeit hat der Oman für MICE-Planer einen weiteren wichtigen Vorteil: Kriminalität gibt es praktisch nicht, selbst die Händler lassen ihre Ware über Nacht draußen stehen. Auch die Freundlichkeit der Menschen, die übrigens fast alle Englisch sprechen, tut gut: Fast jeder grüßt aus seinem Auto heraus die Touristen, die gerade dabei sind, eine Sehenswürdigkeit, die Landschaft oder ein Kamel neben der Straße zu fotografieren. Seinen Wohlstand verdankt das Land der Tatsache, dass 1967 Erdöl gefunden wurde. Sultan Qabus verbessert mit den Einnahmen nicht nur die soziale Situation der Omanis, die unter anderem kostenlose Baugrundstücke und Altersrenten erhalten. Er investiert es auch in Branchen wie den Tourismus. So tritt der Oman im kommenden Jahr als Partnerland der ITB in Berlin auf.

Enge Freundschaft mit Deutschland

Besonders freundschaftlich sind die Beziehungen zwischen dem Oman und Deutschland. Die Bundesrepublik gehört nicht nur zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern des Sultanats, auch gilt der König selbst als großer Freund Deutschlands. Seine Zeit als Leutnant bei der Rheinarmee verbrachte er unter anderem im westfälischen Minden, und eine beträchtliche Zeit des Jahres lebt er an seinem Zweitwohnsitz in Garmisch-Partenkirchen. Neben seiner Sommerresidenz und einem Krankenhaus besitzt er dort mehrere Häuser. Bereits die einstige omanische Prinzessin Emily Salme war mit einem Deutschen verheiratet, dem Hamburger Kaufmann Heinrich Ruete. Ihn hatte sie in einem Gebäude unweit des Sultanpalasts kennengelernt. In die Literaturgeschichte ging sie ein, da sie als erste Araberin überhaupt eine Autobiographie verfasste. 1924 starb Emily Ruete in Jena.

Faszinierende Festung von Nizwa

Festungen, die auf die einstige Macht des Oman in Arabien hinweisen, begegnet man allerorten. Zumindest einige der aus Lehm und Stein errichteten und meist rechteckig gehaltenen Anlagen sollte man besuchen – meist bietet sich von den dicken Rundtürmen mit ihren Wehrzacken auch ein schöner Blick in die Umgebung. Die herrlichsten Forts – jeweils verbunden mit einem Schloss – finden sich in Bahla, in Jabrin und in der ehemaligen Hauptstadt Nizwa.

Die von einem kunstbegeisterten Imam eingerichtete Burg Jabrin ragt durch ihre Decken- und Holzornamente hervor, und die Festung von Nizwa ist die einzige im westlichen Sinn touristisch-professionell aufbereitete Anlage. So sind im Innern Ausstellungen zum Schloss, zur Frühgeschichte und Wirtschaft des Omans und zum Islam zu besichtigen, Säbeltänzer treten auf, und omanische Frauen in Tracht stellen Armbänder her oder lesen Kindern vor.

Spannend sind die Ruinenstädte, auf die man immer wieder stößt und die sich – im Gegensatz etwa zum Forum Romanum in Rom – einfach und ohne Ticket betreten lassen. Anschauen sollte man sich zum Beispiel die verlassene Siedlung Al-Minzafah mit traditionellem omanischen Putz, Inschriften und Verzierungen, oder das aus Lehm gebaute Dorf Wadi Bani Habib in Birkat Al-Mauz. Beim Gang durch die verwitterten Häuser sollte man bei jedem Schritt sehr aufpassen, doch allein schon der Blick von dort über das Oasenstädtchen mit seinen Dattelhainen lohnt die Anstrengung. Auch lässt sich in Birkat Al-Mauz die Kunst des antiken omanischen Bewässerungssystems Faladsch am besten bewundern: Die schmalen Graben verzweigen sich in die verschiedensten Richtungen, das Wasser lässt sich noch heute trinken, und die Millionen winziger Fische, die sich darin tummeln, werden in getrockneter Form auf den Märkten verkauft.

Dschabal Shams: Grand Canyon des Oman

Überhaupt Wasser: An vielen Stellen präsentiert sich der Oman als überraschend grünes und fruchtbares Land – jenseits der Wüsten und trotz der immens heißen und schwülen Sommer. Zu beobachten ist das an den sogenannten Wadis: Täler und Flussläufe, die sich nach starken Regenfällen mit Wasser füllen (was mitunter dramatisch und lebensgefährlich schnell geht). Oft liegen die Wadis als Schluchten malerisch in Gebirgslandschaften.

Zu den schönsten zählen das Wadi Bani Khalid, ein grünes Paradies mit einem kleinen angestauten See, sowie das Wadi Shab. Dieses erwandert man zwischen steil aufragenden Felswänden. Völlig durchgeschwitzt tut am Ende ein Bad im klaren See gut. Und wer noch mehr Wasser will, der sucht einen der wahrhaft pittoresken Strände des Sultanats auf, etwa nördlich von Muskat. Bis 17 Uhr, wenn überall Fußballfelder entstehen, ist man dort fast allein. Omanis breiten ihre Teppiche am Strand aus – oder auch in den Parks, wo sie gern picknicken.

Den geologischen Kontrapunkt zu Wasser und Wüste setzt das Gebirge. Eine der großartigsten Bergregionen des Oman ist der Dschabal Shams, den man am besten im Rahmen eines Incentives mit Jeeps hinauffährt. Die Tour auf 2.000 Meter Höhe lohnt sich: Von dort bieten sich tolle Blicke in den „Grand Canyon“ des Landes. Bis zu 1.000 Meter fallen die Steilwände hinab.

Oder doch wieder Stadt? Muskat, das sich als einzige Millionenstadt des Omans an die 80 km in die Länge zieht, lockt mit spannender Architektur. Die in einer hufeisenförmigen Bucht liegende kleine Altstadt, die Sultan Qabus grundlegend sanieren ließ, bietet neben dem Präsidentenempfangspalast imposante Wohnhäuser im omanischen Baustil, zwei Festungen und mehrere Museen. Sie eignet sich bestens für einen gemütlichen Spaziergang!

Am Stadtteil Matrah begeistert die Uferpromenade. Hier liegen auch der größte Souk des Landes, der Fischmarkt und eine Menge herrschaftlicher Handelshäuser. Hinter dieser Gebäudefront versteckt sich das Viertel der pakistanisch-schiitischen Glaubensgruppe der Khodjas, und für Besucher gilt: Betreten verboten. Vor der Corniche liegen übrigens zwei – man würde denken: Kreuzfahrtschiffe. Tatsächlich handelt es sich jedoch um die Mega-Yachten des Sultans, die unter anderem für ein 50-köpfiges Orchester Platz bieten.

Die einzige für Nicht-Moslems zugängige Moschee ist die mit Abstand prächtigste des Landes und eine der größten weltweit: die 2001 eröffnete Sultan-Qabus-Moschee in Muskat. Hohe Bögen, Minarette, Bogengänge, Marmornischen, Mosaike, Vorhöfe, Wandelgänge und Gebetshallen prägen die Architektur. Der Kronleuchter in der Hauptgebetshalle – einer der größten der Welt – besteht aus vergoldetem Metall und Swarovski-Kristallen. Sein Gewicht: 8 Tonnen.


TIPPS:

LINIENFLUG Nonstop ab Deutschland fliegt Oman Air (im Code Sharing mit LH) von Frankfurt nach Muskat. Wer aber sowieso in Frankfurt umsteigen muss, sollte Alternativen wie KLM, Turkish oder Gulf Air in die Auswahl einbeziehen.

FLUGHAFEN Etwa 25 km von Muscat entfernt und über die Sultan-Qabus-Schnellstraße erreichbar. Mietwagenschalter im Flughafen.

VISUM Für den Oman besteht Visumpflicht. Das Visum muss als E-Visum bei der Royal Oman Police beantragt werden und kostet 50 Euro: https://evisa.rop.gov.om/home

SICHERHEIT Der Oman gilt als eines der sichersten Länder der Welt. Einbrüche, Überfälle oder gar Gewaltdelikte sind quasi unbekannt. Selbst Händler lassen ihre Waren nach Geschäftsschluss oft unbewacht auf der Straße stehen.

WÄHRUNG Gezahlt wird in Rial, wobei der Kurs für 1 Rial bei derzeit 2,30 Euro steht. Dadurch wirken Preisangaben natürlich verführerisch niedrig. Dennoch: Lebensmittel sind meist günstiger als in Deutschland, ebenso viele Souvenirs wie Vasen oder Weihrauchschälchen. Allerdings stammen sie dann oft aus Pakistan oder China. Anders ist dies bei Designschmuck aus Silber: Die handgefertigten Stücke kosten einige Hundert Euro.


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Bildquelle: Oliver Graue

Autor: Gastautor: Oliver Graue // BizTravel

Veröffentlicht am: 13.06.2019


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