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Destinationen

Traut euch mal was!

Der Pro Sky „Destination Report 2019“ rät indirekt zu mehr Mut

Der „Destination Report“ der Businessflugexperten von Pro Sky ist gerade im achten Jahr in Folge erschienen. Seit jeher setzt das Kölner Unternehmen etwas mehr auf die qualitative, denn auf die quantitative Gewichtung. Uns gefällt das, denn das ständige Aufdröseln von Zahlenangaben im Promillebereich ist auf Dauer doch einigermaßen ermüdend. Das Ranking der Top-Destinationen hat sich seit Jahren eben nur marginal verändert. Und wenn beispielsweise Wien mal einen Platz gegenüber Paris gutmacht, ist das sicherlich keine sensationelle Meldung.

Umso erfrischender, dass sich der Pro Sky „Destination Report“ im Jahr 2019 diesmal noch wählerischer präsentiert, einige Experteninterviews voranstellt und die Highlights nicht nur nach Gästezahlen gewichtet. So wie Markus Lüthge, der Gründer des Netzwerks maximice, es auf den Punkt bringt: „Eine Trenddestination erfordert Mut zur Lücke, Mut zum Andersdenken. Alle möchten diesen gewissen Reiz, aber nur wenige trauen sich voranzugehen. Der Risikowille auf Kundenseite ist noch gering.“

Genau deswegen werden im „Destination Report“ auch Ziele vorgestellt, die eher unter der Rubrik „exotisch“ firmieren − inklusive der Empfehlung, welche Region sich für welches Eventformat am besten eignet. Der komplette Report lässt sich hier kostenlos herunterladen. Was hunderte für den Bericht befragte Eventexperten aus Deutschland kundgetan haben, stellen wir Ihnen im Folgenden vor.

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin

Das ist auch das Motto des kommenden MICE Club LIVE vom 16.−18. Juni 2019. Die deutsche Hauptstadt bleibt auch 2019 die Eventmetropole Nummer Eins in Europa. Auf den Plätzen folgen für deutsche Veranstalter Hamburg, München, Amsterdam, Wien und Barcelona.

Als besonders weltoffen, pulsierend und authentisch wird Berlin von den Branchenexperten beschrieben – das alles bei exzellenter Erreichbarkeit und einem verlockenden Preisniveau, etwa im Vergleich zu Metropolen wie London oder Paris. Neue Ideen fallen hier auf fruchtbaren Boden, sodass Teilnehmer stets das Gefühl haben, Berlin sei der Zeit (zumindest in Deutschland) ein Stückweit voraus.

An originellen Eventlocations mangelt es genauso wenig wie an weitläufigen Erholungsflächen und kulturellen Errungenschaften. David Bowie sagte einmal, Berlin sei die größte kulturelle Extravaganz, die man sich vorstellen könne. Diese Aussage scheint auch heute noch Gültigkeit zu besitzen. Dass Berlin bei aller historischer Bedeutsamkeit und veranstaltungstechnischer Professionalität immer ein wenig aus der Reihe zu tanzen scheint, kommt in der Branche besonders gut an.

Die „Austria-Malta-Connection“

Im Ländervergleich ist Österreich erstmals auf dem Siegertreppchen zu finden. Die Alpenrepublik hat sich damit hinter Deutschland und Spanien einen beachtlichen dritten Rang gesichert, noch vor Italien, Portugal und Frankreich. Die Nähe zu Deutschland ist dabei nur ein Aspekt unter vielen. Denn Österreich punktet landschaftlich wie kulturell. Auch kulinarisch hat unser Nachbarland natürlich einiges zu bieten. So ist die „Wiener Küche“ zum Beispiel die einzige Landesküche weltweit, die nach einer Stadt benannt ist.

Als Platzhirsche dürfen nach wie vor Deutschland und Spanien angesehen werden, aber das Feld dahinter sortiert sich in diesem Jahr ein wenig neu. Als große Überraschung im Länderranking 2019 ist Malta zu nennen, das sich ungewöhnlich weit nach vorne gearbeitet hat. Schon vor 7.000 Jahren erstmals besiedelt, hat sich der kleine Inselstaat dank guter Infrastruktur, Erreichbarkeit und Übersichtlichkeit (ein Plus für Kurztrips) auch in der heutigen MICE-Branche nach vorne gearbeitet. Hinzu kommt ein zu jeder Jahreszeit nutzbares Freizeitangebot, das wahrhaft außergewöhnlich ist, wenn man bedenkt, dass sich auf Malta vom Kloster aus tauchen oder inmitten einer Filmkulisse segeln lässt.

Jedes Jahr ein bisschen besser im Rennen liegen Ost- und Nordeuropa. Während der Osten mit günstigen Preisen und einem für viele überraschenden Natur- und Kulturangebot lockt, winken in Skandinavien Nachhaltigkeit, Naturverbundenheit und Sicherheit. In seinem diesjährigen „Destination Report“ hat Pro Sky folgende Länder als aufstrebende Destinationen für die deutsche Eventwirtschaft ausgemacht:

Georgien …
… ist demnach ideal geeignet für Entschleunigungs-Workshops und Achtsamkeitstrainings, sportliche Incentive-Reisen und Teambuildings in der Natur. Das sehr gebirgige und ursprüngliche Land empfiehlt sich fürs Bergwandern in der Region Swanetien und für Raftingtouren bei Racha. Als Geheimtipp gelten Kochkurse mit der einheimischen Bevölkerung.

Kanada …
… eignet sich besonders für Teambuildingmaßnahmen und Incentive-Reisen mit Naturbezug, aber auch für Konferenzen im Technologiebereich. Der Hausbau für Bedürftige, Workshops mit Robotern und Schlittenbaukurse sind nur einige der originellen Aktivitäten im zweitgrößten Land der Erde, dessen größte Städte Toronto, Montreal und Vancouver zu den internationalen Top-Destinationen zählen.

China …
… ist eine internationale Spitzenadresse für opulente Gala-Dinners, kreative bis meditative Workshops und Incentive-Reisen in ungewohnter Umgebung. Eine Übernachtung auf der Chinesischen Mauer ist genauso möglich wie eine Kameltour auf der historischen Seidenstraße oder ein Abendessen in der Verbotenen Stadt. Nicht zu vergessen: China ist die wohl aufstrebendste Nation auf dem Globus.

Norwegen …
... lädt ein zu einer Incentive-Reise mit Abenteuerflair. Trotz des kühlen Klimas ist Norwegen eine Outdoor-Nation. Konferenzen unter freiem Himmel und Seminare zu ökologischen Themen sind hier bestens platziert. Hochseeangeln und Eisklettern zählen ebenso zu den beliebtesten Aktivitäten wie das abendliche Wikingeressen im traditionellen Langhaus.

Montenegro …
… überzeugt mit mediterranem Flair ohne überlaufen zu sein. Konferenzen in Strandnähe und sportliche Aktivitäten von Segeln bis Klettern an der Adriaküste sind praktisch ein Muss bei Incentive-Reisen auf den südlichen Balkan. Auch Fotografen finden hier spektakuläre Motive wie z.B. die tiefste Schlucht Europas.

Polen …
… hat wahnsinnig viel zu bieten, liegt aber vielfach noch unter dem Radar der Branche. Städte wie Warschau oder Krakau stehen anderen europäischen Metropolen in nichts nach und locken dazu mit sehr moderaten Preisen. Währenddessen lassen sich im Bialowieza Nationalpark große Herden von Bisons und Wildpferden beobachten.

Das massentouristische Phänomen

Es ist kaum verwunderlich, dass der Preis auch in konjunkturellen Hochzeiten die Musik macht. Für deutsche Eventplaner heißt das in den meisten Fällen: Warum in die Ferne schweifen? Wenn man dazu noch bedenkt, dass die Aspekte Erreichbarkeit und Sicherheit allergrößte Bedeutung genießen, haben es eher unbekannte Destinationen ohne Direktfluganbindung schwer im internationalen Vergleich.

Da hilft auch alles Reden nichts, selbst wenn Sie und Ihr Team das viertätige Teambuilding in Aserbaidschan über den grünen Klee loben. Denn die Analyse von Pro Sky macht deutlich, dass persönliche Empfehlungen kaum einen Einfluss auf die Entscheidung haben, wohin die Reise gehen soll. Mit 46 Prozent ist nicht einmal die Hälfte der befragten MICE-Experten überzeugt, dass individuelle Erfahrungen einen starken Einfluss auf die Auswahl einer Destination haben. Man kann dies als Zeichen der Professionalität deuten, da die Entscheidungsfindung dann weitgehend von subjektiven Eindrücken befreit ist. Andererseits hemmt diese Tatsache zweifelsohne die anfangs erwähnte Bereitschaft, Neues zu entdecken und auch einmal über den Tellerrand hinauszublicken.

Hinzu kommt, dass der Trend im Gegensatz zu den letzten Jahren zu immer kürzeren Trips bei gleichzeitig größeren Gruppen geht. Das spart den Veranstaltern zwar Zeit und Kosten, geht aber natürlich zulasten individueller und außergewöhnlicher Erlebnisse – und das, obwohl Incentives zur Mitarbeiterbildung und -bindung angeblich „total angesagt“ sind. Dass bei ein- bis zweitätigen Workshops Fernziele bereits per se ausscheiden, liegt auf der Hand. Wollen und Tun sind offensichtlich zwei Gegensätze, die sich in der Veranstaltungswirtschaft kaum vereinbaren lassen. Beleg dafür ist der immense Rückgang in der Rubrik bis zu 50 Reiseteilnehmern, während Reisen mit über 500 Teilnehmern einen regelrechten Boom erleben. Das Handling solcher Eventreisen mag nicht unbedingt schwieriger sein, aber es schränkt die Auswahl an Destinationen und individueller Erlebnisse entgegen der vielfach geäußerten Wünsche ungemein ein.

Ein gewagter Vergleich

Bei den großen Discountern kriegen Sie inzwischen (fast) alles: laktosefreie Milch, italienische Spezialitäten, Fleisch aus biologischer Haltung und einen günstigen Akkuschrauber obendrein. Es sind nicht mal zwei Kilometer bis zum nächsten Laden, Sie erledigen alles in einem Aufwasch, finden flugs einen Parkplatz und freuen sich nachher über die günstige Rechnung. Selbstredend gehen Sie kein Risiko ein, da Bequemlichkeit und Verbraucherschutz hier großgeschrieben werden. Und wenn Sie wollen, können Sie die Fleecejacke aus dem Aktionsangebot auch zwei Wochen später noch ohne Angaben von Gründen umtauschen.

So scheint sie zu ticken, die deutsche Eventreisewirtschaft. Klar, es gibt sie, die Nischen- und Hofladenkunden, aber am Ende zählen in der Masse die schnelle Erreichbarkeit, das verfügbare Budget, ein großes Sortiment und ein Höchstmaß an (subjektiver) Sicherheit. Bloß kein Risiko eingehen, heißt es, und damit sind wir wieder beim Anfang dieses Artikels. Auf der anderen Seite tut es den sogenannten B-Destinationen und Geheimtipps vielleicht auch ganz gut, dass sie nicht mit den Branchengrößen mithalten können. Denn wohin sonst wären individuelle statt massenkonforme Eventreisen noch möglich?


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Bildquelle: Pro Sky AG

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 21.03.2019


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