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Destinationen

Burgund-Franche-Comté - Abstecher in ein unentdecktes Paradies für MICE

Acht Welterbestätten, hübsche Städtchen und viel deutsch-französische Geschichte

Von katholischer Üppigkeit keine Spur: Franzosen, die in die St.-Martins-Kirche von Montbéliard kommen, sind über deren schlichtes Inneres oft erstaunt. Und bis vor wenigen Jahren predigten hier, im französischen Osten, ausschließlich deutsche Pfarrer. Jeweils drei Jahre lang lebten sie in Montbéliard. Der Grund ist simpel: Außer im Mömpelgarder Land, wie die Region einst hieß, ist der Lutherismus mit seinen kargen Gotteshäusern im durch und durch katholischen Frankreich unbekannt. Dass er ausgerechnet hier Fuß fasste, hat mit der außergewöhnlichen Geschichte der kleinen Stadt zu tun: 400 Jahre lang – von 1397 bis 1793 – stand sie unter württembergischer Herrschaft. Darin erinnert in Montbéliard vieles. So zeigt das Wappen noch heute württembergische Symbole wie die drei Hirschgeweihe, und die Architektur der Stadt mit ihren farbenfrohen Giebelhäusern und den Wendeltreppen ist für französische Verhältnisse ungewöhnlich.

Fest steht: Das Städtchen ist eine Schönheit. Schloss und Altstadt sind ebenso einen Besuch wert wie der weltberühmte Mömpelgarder Altar in der St.-Martins-Kirche mit 157 Tafeln, die das Leben Jesu erzählen. Und: Als erste französische Stadt ging Montbéliard nach den Schrecken des Weltkriegs eine Partnerschaft mit einer deutschen Stadt ein. 1950 verbrüderte es sich mit Ludwigsburg.

Von Peugeot bis zum TGV

Montbéliard gehört zu den Perlen der französischen Region Burgund-Franche-Comté. Sie wirbt um MICE-Besucher aus Deutschland. Nicht allein wegen ihrer grenznahen Lage bietet sich die Region für deutsche Unternehmen als Standort für Tagungen und Events an. Attraktiv macht sie vor allem ihre spannende deutsch-französische Geschichte, ihre reiche Kultur, das vergleichsweise gute Preis-Leistungsverhältnis und nicht zuletzt das Vorhandensein einer modernen MICE-Infrastruktur.

Das liegt auch daran, dass im Franche-Comté das industrielle Herz Frankreichs schlägt: Tagungen, Events und Kongresse stehen auf der Tagesordnung. Mit Peugeot, Alstom (Hochgeschwindigkeitszug TGV) und General Electric produzieren hier die großen Unternehmen der Verkehrs- und Energiebranche. „Dadurch sind wir international geprägt, auch was unsere Business- und Tagungsgäste angeht“, sagt Laurent Ligier vom Fremdenverkehrsamt Belfort. „Für viele deutsche Gäste, die weiter nach Süden fahren, sind wir aber leider oft nur Transitregion.“ Genau das wollen Ligier und seine Kollegen ändern – und haben dafür viele gute Argumente auf ihrer Seite.

Reich an Festungen

Modern trifft auf Alt, Innovationsgeist trifft auf reiche Kultur und wunderschöne Natur: Auf diese Formel lässt sich das Burgund-Franche-Comté bringen. Denn neben der Industrie stehen auch die berühmten Weinlandschaften des Burgunds, die Gipfel der Vogesen, das Jura-Massiv und die Elsässische Ebene – und schließlich verfügt die Region über insgesamt acht Welterbestätten der Unesco.

Zu den bekanntesten zählt die Zitadelle von Besancon. Die 17 Fußballfelder große Anlage gehört zu jenen zwölf modellartigen Festungen, die Marquis de Vauban, der berühmte Militärarchitekt Ludwig XIV., einst entlang der französischen Grenze errichtete. Mehr als 100 Meter über Besancon, das als grünste und lebenswerteste Stadt Frankreichs gilt, prägt der gigantische Bau aus dem 17. Jahrhundert die Szenerie. Für Tagungen, Events und Empfänge hält die Zitadelle mehrere Locations bereit.

Überhaupt: Festungen. Wer die eindrucksvollen Bauwerke mit ihren dicken Mauern, tiefen Gewölben und Türmen mag, für den ist die Region eine Fundgrube. Weniger bekannt als Besancon, aber mindestens so spannend ist die Zitadelle von Belfort, nur 25 Minuten von Montbéliard und eine Stunde vom Flughafen Basel/Mühlhausen/Freiburg entfernt. Über der entspannt wirkenden Stadt mit ihren vielen Restaurants und Jugendstilbauten thront die riesige Festung. Und auf der spielte sich einst deutsch-französische Geschichte ab: In Bismarcks Krieg gegen Napoléon III. 1870/71 widerstand Belfort 103 Tage lang der Belagerung durch Preußen. Erst am 16. Februar 1871 wurden Stadt und Festung auf Befehl der französischen Regierung den Feinden übergeben. Ein riesiger Löwe des Elsässers Bartholdi, in Fels gehauen, erinnert an den Widerstand.

Die mächtige Zitadelle, ebenfalls von Vauban erbaut, fasziniert noch heute. Bastionstürme, Wälle und ein unterirdischer Wehrgang prägen das elf Hektar große Gelände. Aufregend ist ein – modern trifft alt – Rundgang mithilfe computergestützter „erweiterter Realität“. Die Besucher erhalten Tablets, auf denen sie an 17 Stationen erfahren, wie die jeweilige Umgebung vor Hunderten von Jahren aussah – in 3D. „Wir wollen, dass unsere Besucher die Vergangenheit und die besondere Bedeutung der Zitadelle fühlen“, sagt Marc Verdure, Kulturverantwortlicher der Stadt. Wer es noch intensiver mag: Zwischen den dicken warmen Sandsteinen und in den gigantischen Gewölben sind natürlich Veranstaltungen möglich.

Die Idee der „Idealstadt“

Das spektakulärste Welterbe allerdings dürfte die Königliche Saline von Arc-et-Senans sein: Sie ist ein Meisterwerk der sogenannten Revolutionsarchitektur. Claude-Nicolas Ledoux ließ 1775 in einem riesigen Halbkreis zehn Gebäude errichten – einen mächtigen Direktionstempel, zwei Salinen, Kirche und Wohnungen für 200 Arbeiter, die permanent hier lebten. Säulen, Symbole und das detailliert eingeplante Spiel mit Licht und Schatten machen die Anlage zu einem Juwel. Ledoux wollte daraus später eine „Idealstadt“ mit futuristischen Gebäuden wie dem „Palast der Tugenden“ oder einem mehrstöckigen unterirdischen Friedhof machen, doch dazu kam es nicht mehr. Stattdessen verfiel die Saline bis 1930 fast völlig, und nur durch Zufälle wurden Wissenschaftler auf die einstige Anlage aufmerksam und konnten sie in letzter Minute retten. Für MICE-Veranstaltungen ist sie ein Paradies: Gut gestaltete Museen zur Salzgewinnung und zur Architektur bietet sie ebenso wie zahlreiche hübsche Gärten. Und in manchen Gebäuden sind heute Hotelzimmer sowie Tagungsräume untergebracht.

Und wem all dies ein Zuviel an Kulturgeschichte ist, der findet nur wenige Minuten von Montbéliard entfernt Technik pur: die Gründungsstätte von Peugeot, an die heute das Museum „L’Aventure Peugeot“ erinnert. 1912 wurde hier das Stammwerk eröffnet, und bis heute stellt es mit ihren 34.000 Mitarbeitern die größte Fabrik des Herstellers dar. Für Fans der französischen Marke ist das Museum eine Fundgrube: mit an die 100 Originalmodellen, vom PKW über LKW und Feuerwehrwagen bis zum Formel-1-Boliden. Und natürlich bietet auch „L‘Aventure Peugeot“ MICE-Kapazitäten en masse, vom Auditorium bis zur Fläche für Empfänge, direkt zwischen Oldtimern und Sportwagen gelegen.

Kongresszentrum

NOVOTEL ATRIA: Das größte Kongresszentrum Ostfrankreichs befindet sich in Belfort und wird vom integrierten Novotel betrieben. Im großen Saal finden bis zu 400 Personen Platz, zudem gibt es viele Tagungs- und Workshopräume. Die Messefläche misst 800 qm. Das Zentrum mit eigenem Catering wurde vor zwei Jahren modernisiert. Von hier ist es nur einen Katzensprung ins Elsass mit seinen vielen Outdoor-Möglichkeiten. Das Atria bietet aber auch für die Region etliche Rahmenprogramme vom Peugeot-Museum bis zum Gala-Dinner in der Zitadelle.

Dijon – Stadt der Kunst und Geschichte

Wer durch Dijon spaziert, der stolpert von einer Sehenswürdigkeit zur anderen: Die Hauptstadt der Region Burgund-Franche-Comté gehört zu den schönsten und interessantesten Städten Frankreichs. Zum einen liegt das an ihrer Lage: Herrliche Weinberge umgeben die Stadt. Zum anderen aber strahlt die Stadt mit ihren vielen historischen Gebäuden, meist aus hellem Sandstein, Geschichte pur aus – angefangen vom einstigen herzoglichen Palast am halbkreisförmigen Place de la Libération bis zu den vielen Kirchen Dijons. Dazu gehört etwa die gotische Notre-Dame, deren Außenfassade Dutzende Figuren – sogenannte Wasserspeier – zieren. Im Herzogspalais wiederum findet sich eines der bedeutendsten Kunstmuseen Frankreichs: Das „Museum der Schönen Künste“ zeigt Skulpturen und Malereien des 17. und 18. Jahrhunderts. Äußerst angenehm ist auch das Ambiente der Stadt mit ihren mittelalterlichen Gassen und herrschaftlichen Privathäusern. Und natürlich sollte man die Spezialität von Dijon probieren: den Senf.

Hotels gibt es reichlich in Dijon, erstes Haus am Platz ist jedoch das Grand Hotel La Cloche, das zur Accor-Marke MGallery by Sofitel gehört. Das 5-Sterne-Hotel, seit 1884 in Betrieb und 2016 renoviert, liegt sehr zentral und bietet einen Blick auf den Place Darcy, das Tor zur Altstadt von Dijon. Im Innern des prächtig-eleganten Baus geht es höchst modern zu, die 83 Zimmer und 5 Suiten sind farbig und hell. Das Haus verfügt über fünf Tagungsräume, der größte misst 120 qm. Dazu gibt es ein Kino mit 17 Sitzen und einen schönen Gewölbekeller.

Eine Perle des Wohlfühlens ist das Chateau de Saulon. Die nur gut 12 km von Dijon entfernte Schlossanlage besticht durch einen gleichsam gemütlich-entspannten wie edlen Stil des 17. Jahrhunderts, verfügt über 40 Zimmer (ab 2019, derzeit 32) und wurde bis März 2018 komplett renoviert. In einem riesigen Garten mit allein 450 Tomatenstauden ziehen die Köche des ausgezeichneten Restaurants ihr eigenes Gemüse. Vier Tagungsräume für 10 bis 120 Personen.


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Bildquelle: © Bourgogne-Franche-Comté Tourisme

Autor: Gastautor: Oliver Graue // BizTravel

Veröffentlicht am: 03.04.2019


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