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Letzter Vorhang für den FAMAB-Award

Ab 2019 neues „International Festival of Brand Experience“ mit neuen Partnern

Viel Nostalgie wehte am vergangenen Donnerstag durch das Forum am Schlosspark in Ludwigsburg, als zum letzten Mal der FAMAB-Award für die besten Event- und Messebauprojekte verliehen wurde. Nach 21 wechselhaften Jahren der stets im kritischen Blick der Branche mal besser mal schlechter inszenierten Awardverleihung beerdigte der FAMAB sein traditionsreiches Flaggschiff und kündigte für 2019 die Premiere eines neu initiierten „International Festival of Brand Experience“ mit neuen Partnern an – doch dazu später mehr.

FAMAB-Geschäftsführer Jan Kalbfleisch und Allzweckwaffe Aljoscha Höhn (Lieber Aljoscha: Du bist ein Guter, aber Du weißt selber, dass sich im Kontext mit der Awardmoderation nach fünf Jahren gewisse Abnutzungserscheinungen einstellen) ließen so auch gleich zu Beginn der Awardshow die Bombe platzen und wurden nicht müde, die vermeintlich schlechte Nachricht so oft zu wiederholen, dass jedem Besucher schnell klar wurde, dass da „etwas im Busch ist“. So geriet diese letzte Awardverleihung zu einer Rückschau und Bilanzierung der vergangenen Awardjahre mit Highlights, Anekdoten und Statistiken.

Puristisches Bühnenbild

Das Bühnenbild war dieses Mal – und im Gegensatz zum Vorjahr – ganz simpel gehalten. Das von Jazzunique entwickelte Bühnen-Set-Up rückte zwei riesige Screens in den Mittelpunkt der Inszenierung, auf denen die Einreicherfilme der Gewinnerprojekte so gut und plakativ wie nie zuvor zur Geltung kamen. Die Nominierten durften erstmals hinter der Bühne in einer Gewinner-Lounge Platz nehmen, was die in den Vorjahren langen Auf- und Abgänge der Preisträger erheblich und zum Positiven verkürzte. So fielen auch die in der Vergangenheit eher zäh vorgetragenen Jury-Statements zu den Gewinnerprojekten dem eng getakteten Zeitplan zum Opfer.

Zu den Projekten

Im Vergleich zum Vorjahr stachen in diesem Jahr einige Projekte aus der Masse sehr positiv hervor. So gefielen die Health AG mit ihrem tollen interaktiven Messekonzept von Mutabor oder das goldpremierte Scherenschnitt-Konzept von Vitamin E für Opel auf der Paris Motor Show 2016. Auch das clever durchdachte modulare Standsystem für Samsung und der in der Kategorie „Best Crafts: Best Construction“ ausgezeichnete überdimensionale Skifahrer aus Holz für die Alpine Ski-WM der Aroma Productions AG.

Zur Bühnenshow

Die einzelnen Awardkategorien wurden stets von einer künstlerischen Tanzperformance eingeleitet. Böse Stimmen verglichen die Künstleracts mit den „Schmidteinander Hupfdolls“ (für die jüngeren Leser: Schmidteinander war der Vorläufer zu Harald Schmidts Late Night Talk im WDR), während die von Lichtfaktor synchron und interaktiv zu den Screen-Projektionen inszenierten Acts vom Publikum mit gefälligem Applaus bedacht wurden. Von „schön anzusehen“ bis „schon oft gesehen“ trennten sich die Geister.

Das war gut

Die diesjährige Awardshow wurde mit wenig Tamtam und einer Rückbesinnung auf „Weniger ist mehr“ erstmalig ohne durchführende Partneragentur aus den Reihen der FAMAB-Mitglieder umgesetzt. So musste der FAMAB in diesem Jahr „selber ran“ und löste diese anspruchsvolle und undankbare Aufgabe ansprechend und zielführend. Der zum Co-Moderator umfunktionierte Jan Kalbfleisch machte seine Sache zur Überraschung vieler ganz gut …

Und das war peinlich

… verstörte aber mit seinen permanent anzüglichen Kommentaren unterhalb der Gürtellinie sogar Moderator Aljoscha Höhn, der mit #metoo-Anspielungen die deplatzierten Fehltritte auszubügeln versuchte.

Ab 2019 „International Festival of Brand Experience“ in Dortmund

Die wirkliche Überraschung des Abends wurde den Pressevertretern bereits auf der am Nachmittag angesetzten Pressekonferenz angekündigt: Der FAMAB-Award wird eingedampft, dafür soll erstmals in 2019 ein neu zu schaffendes „International Festival of Brand Experience“ (kurz: „BrandEx“) mit angegliedertem „Brand Experience Award“ das Licht der Welt erblicken. Dafür haben sich die Initiatoren BlachReport, Best of Events (BOE), FAMAB und Studieninstitut für Kommunikation zusammengetan, um mit dauerhaftem Standort in Dortmund ein neues Format zu etablieren, bei dem die bisherigen Award-Formate der Partner (Blach Event Award (BEA), FAMAB-Award, FAMAB New Talent Award und INA-Award) in ein gemeinsames Award-Format zusammenfließen sollen.

Dabei soll den Auftakt der Veranstaltung ein Kongress am Vortag der BOE bilden, der „mit verschiedenen Formaten interaktiver Ausrichtung wie beispielsweise Foren, Workshops, Bar-Camps, World-Cafés u.v.m., relevante Branchenthemen und Trends beleuchten“ soll. Am Abend soll dann der Brand Experience Award die besten Arbeiten der Branche auszeichnen. Als krönenden Abschluss will man gemeinsam eine Party feiern. Für die erste Ausgabe dieses neuen Kooperationsprojektes wurde der 8. Januar 2019 genannt, in dessen Anschluss tags darauf die Best of Events stattfinden wird.

Großer Akquisitionserfolg der Westfallenhallen Dortmund GmbH

Der Schritt des FAMAB, sich mit anderen Marktbegleitern zusammentun, wird gleichwohl nicht ganz freiwillig erfolgt sein: Die Tatsache, dass der FAMAB für die diesjährige Verleihung keine Partneragentur aus den eigenen Mitgliederreihen gewinnen konnte, lässt erahnen, dass dieser konzertierte Zusammenschluss – so spannend er auf den ersten Blick klingen mag – ein Stück weit aus der Not heraus geboren ist. Denn wer die Protagonisten hinter den vier Partnern kennt, kann sich ausmalen, dass hier vier ganz unterschiedliche Partner mit entsprechenden Interessen und Eitelkeiten zusammengekommen sind, die im Rahmen eines gemeinsamen Festivals erst einmal einen Konsens über die inhaltliche Ausrichtung und nicht zuletzt die Awardkategorien erzielen müssen. Die Westfalenhallen Dortmund GmbH kann sich schon jetzt auf die Schulter klopfen, dass ihr mit diesem Akquisitionserfolg eine deutliche Aufwertung ihrer BOE-Messe geglückt ist und Dortmund zur neuen „Hauptstadt“ der Eventbranche aufsteigen wird. Well done!

Umsetzung und inhaltliche Ausrichtung noch völlig offen

Dennoch erinnert die Situation ein wenig an ein Sondierungsprozedere, das – wie wir in den letzten Wochen aus der Politik gelernt haben – ein nicht ganz einfaches Unterfangen darstellt. Die Sondierungsgespräche mögen geglückt sein, doch nun folgen die noch viel schwierigeren Koalitionsgespräche. Soll heißen: Auf dem Papier hat man eine Einigung über eine Kooperation gefunden, aber wie diese inhaltlich ausgestaltet wird, scheint aktuell noch in den Sternen zu stehen. So laden die Initiatoren „alle interessierten Akteure der Branche ein, ihre Ideen und Impulse einzubringen und aktiv an der Entwicklung des Festivals mitzuwirken.“ Denn ab Anfang 2018 möchte man „interdisziplinäre Projektgruppen“ bilden, die „die Details der Umsetzung, wie bspw. die Bildung eines Kuratoriums für den Kongress und die Definition der Awardkategorien, weiter vorantreiben“ sollen.

Wer macht’s?

So viel ist klar: Auch ein Festival braucht eine federführende Hand, die die inhaltlichen und organisatorischen Strippen bündelt. Denn der formulierte Anspruch, das Festival international auszurichten und bereits mit einem Wachstum des Festivals auf zwei Tage zu liebäugeln, erzeugt wiederum Aufwände bei der Konzeption, Organisation und Umsetzung des Festivals, für die kreative und operative Ressourcen benötigt werden.

Konzentration von Formaten und Branchenevents ist zu begrüßen

Vom Grundsatz her ist die Entwicklung hin zu einer Konzentration von Formaten und Branchenevents sehr zu begrüßen. Der Festivalgedanke klingt attraktiv, zeitgemäß und weckt Begehrlichkeiten, die bei durchdachter Planung, exzellenter inhaltlicher Ausrichtung und einem Zurückstecken von Eitelkeiten der vier Partner in der Umsetzung das Zeug dazu haben, als großer Wurf gefeiert zu werden. Doch man möchte den Initiatoren warnend mit auf den Weg geben, nicht zu viel auf einmal zu wollen und das Ganze inhaltlich zu überhöhen: Denn im ersten Atemzug bereits eine internationale Ausrichtung anzustreben und sich mit der Wortfindung „Brand Experience“ und dem begleitenden Logo in den höheren Sphären der Eventbranche anzusiedeln, legt die Messlatte von Beginn an sehr hoch. Hoffentlich nicht zu hoch. Es ist den Initiatoren und der Branche in jedem Fall zu wünschen, dass das Projekt die gewünschte Dynamik erfährt – vielleicht tut dabei ein bisschen Bodenhaftung ganz gut.

Eine Übersicht über die Preisträger und deren Projekte sowie die ausführlichen Jury-Statements finden Sie hier oder rechts in unserem Downloadbereich.


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Bildquelle: © FAMAB / Peter Jammernegg

Autor: Dominik Deubner

Veröffentlicht am: 30.11.2017


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