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Themensammlung - Corporate Responsibility

Eine Branche wird grün

Nachhaltigkeit verpflichtet

Jüngst wurde der auf die Klimaaktivistin Greta Thunberg zurückgehende Ausdruck „for Future“ zum Anglizismus des Jahres gewählt. Eine Schablone, die unter dem Leitthema der Nachhaltigkeit zahlreiche Neudeutungen erfährt. Als MICE FOR FUTURE! fokussiert nun auch ein neuer Kongress die nachhaltige und klimafreundliche Veranstaltungsplanung, die branchenweit auf der Agenda steht.

Deutschland ist Tagungsland – und wird immer grüner. Dafür setzen sich seit Jahren Organisationen wie GCB, EVVC und nicht zuletzt auch der MICE Club mit Nachdruck ein. Zudem stellt der Besucher Ansprüche, die mit grünen Lippenbekenntnissen nicht mehr abgetan werden können. Die Branche wächst – so hat sich die Teilnehmerzahl laut „Meeting- & EventBarometer 2017/2018“ um 2,8 Prozent auf 405 Millionen erhöht – was eine enorme Belastung für Mensch und Umwelt bedeutet. In Zeiten, wo mit „Heißzeit“ ein weiterer Klimabegriff den Titel Wort des Jahres trägt, wird es sich niemand mehr leisten können – auch im ökonomischen Sinne nicht – über bereits definierte Standards, Ziele oder Kodizes hinwegzusehen.

Die EU-weite CSR-Berichtspflicht beschreibt dabei nur eine weitere Ebene. „Nicht-finanzielle Leistungen und Kennzahlen der gesamten Wertschöpfungskette – so auch die Nachhaltigkeitsaspekte von Dienstleistern und Zulieferern bei Messen, Tagungen und in der Live-Kommunikation – müssen künftig offengelegt und kommuniziert werden. Hotels, Locations, Cateringunternehmen und andere MICE-Dienstleister sind indirekt schon heute betroffen“ (Dirk Walterspacher, Geschäftsführer von ForestFinest Consulting GmbH, CO2OL). „Kommunikation“ kann einem Unternehmen im Übrigen zum doppelten Vorteil gereichen: Wer nachhaltige Veranstaltungen organisiert, zeigt gesellschaftliche Verantwortung. Eine Haltung, die in der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden kann. Gleichzeitig erhöht die externe Kommunikation den Bekanntheitsgrad nachhaltiger Events. Eine klassische Win-Win-Situation.

Nachhaltigkeit verpflichtet

Letztlich ist Nachhaltigkeit nur ein anderes Wort für „Marke“. Und die ist dann erfolgreich, wenn sie sich authentisch und glaubwürdig zeigt und sich – bezogen auf nachhaltige Veranstaltungen – über alle Planungsphasen hinweg mit entsprechenden Konzepten auseinandersetzt. Gemäß dem Prinzip der kleinen Schritte lassen sich passende Maßnahmen, einmal etabliert, problemlos weiterentwickeln.

„In einem System Kleinigkeiten zu ändern, ist nicht nur die effizienteste Art es in eine interessante Richtung zu bewegen, sondern auch die sicherste. Denn wenn Du versuchst, es komplett zu drehen, dreht es gerne mal durch. Aber wenn Du nur eine kleine Schraube bewegst, wird es sich verwandeln.“ (Kerstin Pettenkofer, sustainworks)

Eine zeitgemäße Veranstaltungsbranche setzt also auf klima- und ressourcenschonende Formate, auch weil Entscheider zunehmend Veranstaltungen wählen und honorieren, die sowohl Klima als auch Image guttun. Die nachhaltig geplant und realisiert werden. Und es gibt zahlreiche Gründe, Tagungen und Kongresse am Standort Deutschland energieeffizient, ressourcenschonend sowie sozial- und umweltverträglich zu planen:

  • Anreise: eine hervorragende Verkehrsinfrastruktur mit 17 internationalen Flughäfen, ein gut ausgebautes Streckennetz der Bahn, ein steigender Einsatz von E-Bussen
  • Ressourcen: gut 400 weitergebildete Nachhaltigkeitsberater in der Veranstaltungsbranche, nachhaltig wirtschaftende Kongresszentren und Hotels mit innovativen Energiekonzepten und nicht zuletzt der Schwerpunkt auf saisonale und regionale Küche
  • Made in Germany: Deutschland hat Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu seinem Markenzeichen gemacht. Fast 40% der deutschen Veranstaltungsstätten haben bereits ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem implementiert und zahlreiche Anbieter sind durch Organisationen wie z.B. Green Globe, EMAS oder ISO zertifiziert. Auch der Nachhaltigkeitskodex der Veranstaltungsbranche „fairpflichtet“ verzeichnet bereits mehr als 370 Unterstützer.

(Quelle: German Convention Bureau)

„Moderne Infrastruktur, gute Verkehrsanbindungen, fortschrittliche Gebäude und Technologien. Alles zusammen bildet eine optimale Grundlage, um sämtliche Facetten der Nachhaltigkeit von Inklusion über soziale Themen bis hin zur ökologischen Nachhaltigkeit abzubilden.“ (Dirk Walterspacher, CO2OL)

Kriterien grüner Events

Eine nachhaltig erfolgreiche Veranstaltung ist immer das Ergebnis einer guten Strategie, die sich am Unternehmensleitbild orientiert und in die eigene Nachhaltigkeitspositionierung einzahlt, permanent hinterfragt und weiterentwickelt wird. Walterspacher spricht in diesem Zusammenhang gegenüber dem GCB von einem kontinuierlichen Prozess, dem Nachhaltigkeitsmanagement. Dabei gehe es im Grundsatz immer um eine Harmonisierung der Bereiche Ökonomie, Ökologie und soziale Verantwortung. Auch wenn viele in punkto Nachhaltigkeit primär eine emissionsfreie Anreise, energieeffiziente Technik und ein regionales Catering im Kopf haben – die Einhaltung sozialer Standards, die Corporate Social Responsibilty (CSR), Mitarbeiterkomfort und Compliance stehen ebenso im Mittelpunkt wie der Abbau von Sprachbarrieren oder die barrierefreie Gestaltung der Location. Das heißt, dass alle Aspekte eines Events, von der Anreise bis zum individuellen Nachhaltigkeitsbericht für die Außenkommunikation, auf Nachhaltigkeit ausgerichtet werden müssen. „Es ist höchste Zeit, dass die Eventbranche die vielen Vorteile von Präsenzveranstaltungen hervorhebt und aufzeigt, wie mit ihrem Einfluss eine bessere Welt geschaffen werden kann“, appelliert Fiona Pelham, Gründerin und CEO von zwei Veranstaltungsunternehmen. Denn wenn die Branche ihr Verständnis von Nachhaltigkeit nicht weiterspanne und von den positiven Einflüssen ihrer Aktivitäten berichte, so Pelham, „könnte sie in ihrer Existenz bedroht sein.“

Inspiration for Future!

Wie konsequent manche Veranstalter schon heute agieren, zum Beispiel indem sie komplett auf Parkplätze verzichten und zwecks Verringerung von Lärmemissionen ab 22 Uhr auf Kopfhörerkonzerte setzen, liest Du im Interview mit Björn Hansen, Veranstalter des Futur 2 Festivals. In diesem Sinne: Lass Dich inspirieren. Denn Nachhaltigkeit ist keine Einbahnstraße. Es geht auch nicht darum, Checklisten und Leitfäden abzuhaken. Vielmehr lebt jede Veranstaltung von ihrer Kreativität und Individualität. Ihrem Image. Und wird somit zum Teil der Marken-DNA.


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Autor: Yvonne Egberink

Veröffentlicht am: 06.02.2020


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