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Hotels & Locations, EventTech

Das Hotel der Zukunft

Wohnen und Tagen im Spannungsfeld zwischen Mensch und Maschine

Wer kennt ihn nicht – den Stoßseufzer aller Urlauber, Geschäftsreisenden und Meetingplaner: „Wenn es doch nur …. das Hotel gäbe, das meine aktuellen Anforderungen genau erfüllen kann!“

Das Hotel der Zukunft – so wie es das Verbundprojekt „FutureHotel“ unter Federführung des Fraunhofer IAO oder das österreichische Netzwerk „Hotel der Zukunft“ sehen – kann das.

Neue Interaktionsmöglichkeiten werden sich auf die Nutzung der Hotelumgebung wie auch den Gästeservice auswirken, so die Zukunftsforscher des IAO. Sie nehmen globale Trends auf und setzen sie in passgenaues Wohn- und Serviceerleben um. Das Hotel als Erlebnis- und Angebotsplattform erweitert sich um eine digitale Präsenz und virtuelle Serviceplattformen.

Individualität und Interaktion

Mit Unterstützung moderner Technologien lässt sich der Hotelaufenthalt schon von der Buchung an individualisieren. Zimmertyp und -lage werden aus leicht verständlichen Visualisierungen gewählt, ein Bett mit Überlänge, die Anpassungen der Ausstattung (Kissen, Gastronomie, Wellness) sowie Servicewünsche finden sich im jeweiligen digitalen Gastprofil. Der Check-in erfolgt vollautomatisch per Smartphone. Auch die Zimmertüre lässt sich mit dem eigenen mobilen Gerät berührungslos öffnen. Schlüssel oder Keycard sind Vergangenheit.

Gestaltungsfreiheit statt Standard

Im Zimmer – Wohlbefinden pur, ganz auf die Stimmung ausgerichtet. Veränderbare Oberflächen machen das möglich. Ein zentrales Display zeigt Aktuelles und persönliche Inhalte. Während des Aufenthalts bekommt der Gast Informationen passend zum Kontext seiner Reise, zum Beispiel zur Umgebung, zu geplanten Terminen oder zur Verkehrslage am Abreisetag. Im Hotelzimmer lassen sich dank innovativer Gebäudeautomation die wesentlichen Medien und Raumfaktoren (Licht, Klimaanlage, Lüftung, Geruch und Multimedia) über Smartphone oder Tablet steuern – inklusive Vernetzung mit dem Infotainment-System des Hotels.

Weitreichende Datenzugriffe

Auch die Interaktion zwischen Hotelpersonal und Gast beziehungsweise zwischen den Gästen verändert sich. Der Gast im Hotel der Zukunft wird auf Wunsch darüber informiert, ob seine Kontakte (aus Adressspeichern und sozialen Netzwerken) sich ebenfalls im Hotel oder in der näheren Umgebung aufhalten. Doch auch in Zukunft werden immer nur so viele Daten genutzt und Informationen an andere vermittelt, wie der Gast freizugeben und zu teilen bereit ist. Der Wandel, der mit dem Einzug entsprechender Technologien stattfindet, ist noch lange nicht abgeschlossen, betont die Verbundstudie. Die Missbrauchsmöglichkeiten personenbezogener Daten werden in den Nutzerkreisen absehbar auch zu Verunsicherungen führen. Der „gläserne“ Hotelgast erscheint verwundbar.

Vielleicht wird auch deshalb alles ganz anders? Jeder Trend hat seinen Gegentrend und so können wir uns das Hotel der Zukunft genauso gut als Nachhaltigkeitskonzept vorstellen, erfolgreich gerade durch das völlige Fehlen von Technologie.

Highspeed versus Selbsterfahrung

Immer mehr Business Traveller wollen mit gutem Gewissen reisen, wie die jüngste Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) zeigt. Die LOHAS boomen. Lifestyle Of Health And Sustainability - der Lebensstil oder auch Konsumententyp, der durch sein Konsumverhalten, seine Lebensweise und seine gezielte Produktauswahl Ressourcen für die Nachwelt erhalten will, beeinflusst die Hotellerie stark. So unterscheidet das österreichische Netzwerk „Hotel der Zukunft“ in seinem Handbuch 2011 durchaus gleichwertig zwischen den beiden Ausprägungen Onlinehotel und Offlinehotel. Während das vernetzte Onlinehotel durch Highspeed und Aktivität inspiriert, setzt das Offlinehotel auf Selfness. Es steht für Aussteigen, Selbst- und Lernerfahrung und für eine Umgebung, in der Konzentration möglich ist und neue Sichtweisen entstehen.

Gemeinsam ist solchen nachhaltigen Hotelkonzepten, dass der Grundgedanke in allen Bereichen konsequent umgesetzt wird: von der Inneneinrichtung mit natürlichen, regionalen Materialien, dem Einsatz saisonaler, ökologischer und biologischer Lebensmittel, über Energie-, Abfall- und Reinigungskonzepte bis hin zur Mitarbeiterführung auf den Grundsätzen von Corporate Social Responsibility.

Baumeister der Gegensätze

Natürlich entstehen solche Häuser in ökologischer Bauweise unter Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen. Dagegen setzen Architekten futuristische Konzepte, die alles einbeziehen, was moderne Technologien und Materialien heutzutage möglich machen. „Die Welt“ zeigte uns im Dezember, wie sich Architekten das Hotel der Zukunft vorstellen. Wenige dieser Projekte wurden schon in Angriff genommen, viele befinden sich im Projektstadium, manche werden wohl nie gebaut. Die Planungen für das "Water Discus Hotel" in Dubai sind immerhin ziemlich weit gediehen. Wie der Name schon andeutet, besteht das futuristische Gebäude aus mehreren Disken. Ein Teil schwebt aufgeständert über dem Meer, das gleiche Gebäudevolumen befindet sich noch einmal unter Wasser – eine Mischung aus Star Trek und Jacques Cousteau.

Die Zukunft des Hotels – sie liegt nicht zuletzt in der Nische. In einem übersättigten Markt, der weltweit immer enger zusammenwächst, bleibt der Hotellier erfolgreich, der diese Nische besetzt und genau die Menschen adressiert, die diese Marktlücke suchen.

Der Mensch im Mittelpunkt

Für die Kongress- und Tagungsbranche ist der Tagungsteilnehmer das Zünglein an der Waage. Die Trendstudie vom German Convention Bureau (GCB) und dem Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) identifizierte Trends und Tendenzen in ihrer voraussichtlichen Entwicklung bis 2030 und in ihrer Bedeutung für die Kongress- und Tagungsbranche. Sie sieht auch für die nächsten Jahrzehnte im „menschlichen Maß“ (Albert Schweitzer) die wichtige Richtschnur für Veränderungsprozesse und zitiert dazu den Trendforscher John Naisbitt. Der weist in seinem Buch „Megatrends“ auf die andauernde Spannung zwischen mehreren Kräften und Trends hin. Daher spricht er von dem jeweils neu auszutarierenden Verhältnis zwischen „High Tech“ und „High Touch“, also dem konkreten Einsatz neuer Technik und dem gleichzeitigen Bedarf nach menschlicher, sozialer Berührung, der Ansprache der menschlichen Sinne und Bedürfnisse und deren Befriedigung.

Und irgendwo in diesem Spannungsfeld sind wir – mit unserer Reiseplanung, unserem Geschäftstermin oder auf der Suche nach der idealen Meetingarchitektur. Hotelkonzepte der Zukunft werden uns das Suchen wahrscheinlich nicht einfacher machen. Aber das Finden, das macht viel mehr Spaß!

Bildquelle: Andrzej Ryfczynski


Quelle großes Bild: Deep Ocean Technology
Quelle kleines Bild: Andrzej Ryfczynski


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Autor: Andrea Goffart

Veröffentlicht am: 03.02.2014


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