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Also tschüss dann, Generation Praktikum

FAMAB-Mitgliederumfrage und was sich daraus machen lässt

Nach Einführung des Mindestlohns werden die FAMAB-Mitglieder generell weniger Praktika anbieten. Das ist die Quintessenz des Mitte Februar veröffentlichten Ergebnisses der Blitzumfrage zum Thema Mindestlohn.

Warum? Zum Einen sehen die Mitglieder es als umständlich an, Praktika organisatorisch umzusetzen, da die gesetzlichen Voraussetzungen und Konditionen zu schwierig werden. Außerdem sind Mindestlohnzahlungen – zumindest aus Sicht einiger Mitglieder - zu teuer und aus Kosten-/Nutzen-Aspekten nicht wirtschaftlich. Praktika unter drei Monaten Dauer (die weitestgehend vom Mindeslohngesetz ausgenommen bleiben) sieht die Branche als nicht effizient an, da die Einarbeitungszeit den „Nutzwert“ übersteigt.

FAMAB-Studie. Die Ergebnisse im Überblick

Bisher lag die übliche Praktikumsdauer der 127 Studienteilnehmer im Schnitt zwischen drei bis sechs Monaten, vergütet wurde bei über 50 % der Befragten mit 400 bis 600 Euro monatlich, 30 % zahlen sogar mehr als 600 Euro. Mit Mindestlohn läge der Satz bei fast 1.500 Euro, schreibt die FAZ und konstatiert, dass unser Bundesarbeitsministerium selbst diesen Satz natürlich nicht zahlt.

Mit diesem Umfrageergebnis ist eine mediale Kernfrage des letzten Jahres zumindest für unsere Branche beantwortet: Ja, das Mindestlohngesetz führt in der Tat dazu, dass Unternehmen weniger Praktikanten einstellen. Welche Frage offen bleibt: Ist das jetzt gut oder schlecht?

Wird 2015 endlich alles gut?

Ein ganzes Erfolgsmodell geht den Bach runter, klagen die Einen – endlich gleicher Lohn für gleiche Arbeit freut sich der Rest. Das Gros, denke ich, steht irgendwo in der Mitte und weiß nicht so recht weiter. Irgendeiner muss die Arbeit ja machen, wenn es nicht mehr der „schlecht bezahlte“ Praktikant tut, dann muss die Branche jetzt mehr gut (?) bezahlte Kräfte einstellen? (Streiten wir an dieser Stelle nicht darüber, ob 1.500 Euro synonym für „GUTE BEZAHLUNG“ stehen sollten)

Oder ist es so, dass das neue Gesetz den „Frischlingen“ das Sprungbrett in die Karriere absägt? Und damit gleichermaßen den Unternehmen den Zugang zu High Potentials erschwert? Und noch eine Frage, weil's gerade so schön ist: Ist die Weigerung der Branche, vermehrt auf Kurzpraktika zu setzen, in denen der Lern- vor dem Arbeitswert steht, richtig oder falsch?

Auf letzte Frage gibt es (m)eine Antwort

Circa drei Monate – 100 Tage – bekommen Politiker, um sich in ihr neues Amt einzuarbeiten, dann müssen sie Rede und Antwort stehen können. Drei Monate sind – im Schnitt – 60 Tage oder 2.400 Stunden Zeit, um

  • zu zeigen, was man drauf hat und um
  • zu prüfen, ob man das, was man gerade tut, gerne macht und eventuell weiter machen möchte. Könnte das ein Traumjob werden? Jannike aus Berlin schafft das sogar in deutlich kürzerer Zeit. In einem Jahr testet die Bloggerin gerade 30 Jobs, jeweils eine Woche lang, um am Ende für sich herausgefunden zu haben, was sie mit sich und ihrem (Arbeits-)Leben anfangen will.

Wie wäre es denn also mit einem Zwei-Stufen-Modell?

  1. Stufe 1: Drei Monate Schnupperpraktikum nach Plan. Ohne Kaffeekochen oder Learning by walking around. Die Basis dieser ersten Stufe wäre ein straffer und für den Unternehmensbedarf/die Stellenanforderung maßgeschneiderter Praktikumsplan. (Ja, da müsste man etwas Arbeit und Hirnschmalz reinstecken). Aber am Ende wüsste die Entscheiderseite nach drei Monaten definitiv, was der Praktikant/die Praktikantin kann und diese(r) wiederum könnte beurteilen, was im Weiteren vom Unternehmen zu erwarten ist. Dann könnte man gemeinsam überlegen, ob es sinnvoll ist in
  2. Stufe 2 überzugehen. Diese wäre dann als längerfristiges Praktikum dem Mindestlohngesetz unterworfen.

Meiner Meinung nach wäre mit diesem System allen ganz viel geholfen, zumal so der Nutzwert eines Praktikumsplatzes für alle Seiten vom ersten Tag an ungleich höher würde. Was meinen Sie zu diesem Vorschlag? Ja, aber oder Nein, weil …? Das würde mich sehr interessieren.

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Bildquelle: FAMAB

Autor: Andrea Goffart

Veröffentlicht am: 12.03.2015


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