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Meinung

„Unwirtschaftliche Unberechenbarkeit“

Warum die Lobbyarbeit nach 2,5 Jahren Corona immer noch versagt

Ein wahrer Zungenbrecher wird gerade durch die PR-Maschinerie der Eventbranche getrieben: „Unwirtschaftliche Unberechenbarkeit“, heißt es da in der jüngsten Stellungnahme von fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft zum Entwurf des ab Herbst geplanten Infektionsschutzgesetzes. Flankiert wird die PR-Maßnahme durch plakative, bunt-gestaltete Bierdeckelphrasen, die verdeutlichen sollen, wie ernst die Lage in der hiesigen Eventbranche ab Herbst 2022 werden kann, sollten die im Entwurf vorgesehenen Corona-Regeln so in Gesetzesform gegossen werden. Mit so markigen Ansagen wie „Bundesregierung: Wieder nichts gelernt" oder „Im dritten Corona-Winter: Wieder Länder-Flicken-Teppich" wollen die Verantwortlichen des Verbandes Aufmerksamkeit für die bevorstehenden Probleme der Branche in Folge der neuen Regelungen schaffen.

Wieder nichts gelernt

Eingängig und plakativ sollte die Kommunikation im Bereich Öffentlichkeitsarbeit sein, will man sich bei Politik, Medien und Bevölkerung Gehör verschaffen. Doch genau das gelingt den Verbandsverantwortlichen mit der Kampagne - wieder - nicht. Keine Frage: Der Sachverhalt ist komplex und für einen Laien schwer auf einen Nenner zu bringen. Doch mit einer Kampagne, die von der Tonalität her nach beleidigter Leberwurst klingt, wird man die gewünschte Wahrnehmung nicht erzielen.

Dialog statt Konfrontation

Dabei hatte es die Eventbranche nach einer langen Durststrecke im zweiten Corona-Jahr bis in die Tagesschau und auf die Agenda der politischen Führungsebene geschafft. Allerorten wurde über die leidende Veranstaltungsbranche gesprochen. Doch jetzt - nach dem Regierungswechsel ? - scheint der Dialog verebbt zu sein und wird auf Konfrontationskurs umgeschaltet.

Probleme der Branche für Jeden sichtbar

Dabei sind die Probleme der Branche - gerade die aktuellen und akuten - für Jeden sichtbar: So vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein Event, ein Festival oder ein Konzert abgesagt wird. Mal ist es der grassierende Personalmangel innerhalb der Branche, der für Veranstaltungsabsagen verantwortlich zeichnet. Mal sind - gerade in jüngster Zeit - fehlende Teilnehmer- und schlechte Vorverkaufszahlen der dominierende Grund, der Veranstalter ganze Tourneen oder vereinzelte lokale Events stornieren lässt. Denn kaum jemand will heutzutage noch im Vorfeld einer Veranstaltung oder eines Konzertes Tickets im Vorverkauf erwerben, rennt man im Falle einer Absage des Events oder in Folge einer eigenen Corona-Erkrankung seinem Geld hinterher. So beißt sich die Katze in den Schwanz: Nach einer langen Entbehrungszeit ohne Events und Gemeinschaftserlebnisse sind nun genau diejenigen für Absagen (mit-)verantwortlich, die die Wiederaufnahme des Eventbetriebes so sehnlichst herbeigewünscht haben.

Lösungen anbieten

Wie kann nun der Weg der Branche aus dieser misslichen Situation aussehen? Eines sollte allen Beteiligten klar sein: Ein Back to Business wie vor Corona wird es nicht mehr geben. Und dafür ist weniger das Infektionsgeschehen des Corona-Virus verantwortlich, als vielmehr der daraus resultierende Personalmangel und die in Folge des Ukraine-Krieges aufgekommene Inflation mit einhergehender akuter Energiekrise. Die - teils unliebsamen - Alternativen wie Digital- und Hybrid-Events in den Wintermonaten werden als fester Bestandteil der Branchenklaviatur erhalten bleiben, nicht zuletzt um die Durchführbarkeit von Veranstaltungen zu gewährleisten. Möglicherweise müssen aber auch andere Lösungen her, die Planungssicherheit schaffen oder zumindest Risiken absichern: So könnte im Dialog mit der Versicherungswirtschaft eine Ausfallversicherung für Veranstalter und Teilnehmer gleichermaßen ins Leben gerufen werden, die als Pflichtabgabe auf jedes verkaufte Ticket erhoben wird und einen Topf bildet, aus dem Veranstalter und Teilnehmer entschädigt werden. Denn die Branche muss aus dem Teufelskreis ausbrechen, der durch die Verunsicherung auf allen Seiten entstanden ist: Nur wenn Veranstalter ohne Risiko Veranstaltungen planen können, nur wenn Teilnehmern die Scheu genommen wird, ein Ticket zu kaufen, können Veranstaltungen wieder erfolgreich stattfinden. Und dafür wäre ein produktiver Dialog zwischen Branche und Politik sicher hilfreich, wenn der Staat entsprechende Risiken absichern soll.

Denn das Schlimmste, was der Branche passieren kann, wäre folgendes Szenario: Stell Dir vor, es ist Event, und keiner geht hin! Oder gar schlimmer: Stell Dir vor, es ist Event, und der Staat knipst Dir das Licht aus!


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Bildquelle: Konzert Vektor erstellt von freepik - de.freepik.com

Autor: Dominik Deubner

Veröffentlicht am: 10.08.2022


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