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EventTech

„Mal sehen, wer im Radio läuft“

Personentracking mithilfe von Radiowellen

Wo bleibt meine Privatsphäre? Die zwei Seiten der Herausgabe von Daten und Beobachtung durch Kameras sind heutzutage allgegenwärtig. Hier gefallen Komfort- und Sicherheitsaspekte, dort macht Big Data inklusive der Nutzung biometrischer Kennzahlen misstrauisch. Welche personenbezogenen Daten tatsächlich von Unternehmen und Organisationen gesammelt werden, bleibt vielerorts unklar. Ebenso besteht nie die Gewissheit, dass diese nicht zu Werbezwecken missbraucht oder nach einer vorgegebenen Zeitspanne auch wirklich gelöscht werden.

Die Zweifel also mehren sich, ob das digitale Personentracking nicht eher Fluch statt Segen ist. Erst recht, wann man an China und die dort bevorstehende Kameraerfassung aller Bürger im öffentlichen Raum denkt. Nicht zuletzt deshalb haben amerikanische Wissenschaftler vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) nach einer Methode geforscht, wie Menschenbewegungen sichtbar gemacht werden können, ohne dass individuelle Merkmale dabei Verwendung finden. Und sie waren erfolgreich.

Radiowellen-Tracking

Menschen erkennen, ohne sie zu identifizieren

Das „Marko“ genannte System schickt niederfrequente Radiowellen in die Umgebung, etwa in eine Messehalle oder ein Veranstaltungszentrum. Diese Wellen werden nun – ähnlich wie bei einem Radar – reflektiert und machen so sichtbar, wie sich ein Objekt oder ein Mensch im Raum bewegt. Komplexe Algorithmen sorgen dann in Echtzeit für die Identifizierung von einzelnen Personen, von denen die Beobachter aber nicht wissen, um wen es sich jeweils handelt. Die Identität bleibt im Dunkeln, so als hätte beispielsweise jeder Eventbesucher einen Avatar wie in einem Computerspiel. Das System funktioniert allerdings nur in geschlossenen Räumen, in denen Boden, Wände und Decke als Reflektionsflächen dienen.

Nutzt in der Zukunft etwa ein Veranstalter das Personentracking via Radiowellen, so kann dieser z.B. erkennen, welche Spots besonders frequentiert sind, wo sich Schlangen bilden, wo ein Nadelöhr entsteht oder auch, wenn jemand plötzlich zu Fall kommt oder eine Auseinandersetzung stattfindet. Da sich sowohl horizontale als auch vertikale Bewegungsmuster zuordnen und auswerten lassen, entsteht ein detailliertes 3D-Bild. Das System weiß also genau, ob jemand sitzt oder steht, sich bückt, Hände schüttelt oder Kniebeugen macht.

Erhöhte Sicherheit, verstärkter Datenschutz

In erster Linie dient das Personentracking via Radiowellen der Sicherheit, da unvorhergesehene Bewegungsmuster in einer Gruppe, aber auch verdächtige, abrupte und ungewöhnliche Bewegungen eines Einzelnen beobachtet werden können. Tatsächlich wurde „Marko“ daher in erster Linie für Altenheime und Krankenhäuser entwickelt − aus dem Grund, individuelle Bewegungsmuster zu identifizieren, die vom Regelfall abweichen und somit zu Personenschäden führen könnten.

30 Mal pro Sekunde analysiert das System die gewonnenen Daten, sodass das Ergebnis auf dem Monitor des Beobachters Videoqualität hat. Kleiner Nachteil: Da die Software hinter „Marko“ eine Art künstliche Intelligenz darstellt, muss das System erst lernen oder besser gesagt: für mehrere Tage trainiert werden, bis es zuverlässig funktioniert. In der Zukunft sind ob der genannten Vorteile auch in der Eventbranche zahlreiche Szenarien denkbar, bei denen das Personentracking via Radiowellen zum Einsatz kommen könnte, vor allem bei belebten Großveranstaltungen in geschlossenen Räumen wie Messen oder Konzerte.


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Bildquelle: MIT

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 13.06.2019


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