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Agenturen

Kein Grund zu feiern

Der Pitchblog deckt auf

Fangen wir einmal vorne an: Die Gesellschaft der führenden PR- und Kommunikationsagenturen in Deutschland (GPRA) hat im Jahr 2014 den sogenannten Pitchblog ins Leben gerufen. Grund des Ganzen: über eine redaktionelle Plattform mehr Fairness und Transparenz bei den in der Branche üblichen Pitches zur Auftragsvergabe einzufordern.

Wir haben im MICE Club-Magazin erst unlängst über die Unsinnigkeit mancher Ausschreibungsverfahren berichtet. Nun fördert der Pitchblog ein neues Beispiel ans Tageslicht, bei dem sich jedem professionellen Branchenplayer aus der Eventbranche die Haare sträuben. Betroffen: Hermes, der größte postunabhängige Logistikdienstleister in Deutschland. Stein des Anstoßes: ein Pitch um die Ausrichtung einer Einweihungsfeier der Unternehmenstochter Hermes Fulfilment.

Da lachen die Götter(boten)

Hermes Fulfilment suchte im März dieses Jahres eine kompetente Eventagentur, die die Einweihungsfeier zur Eröffnung eines neuen Logistikzentrums plant, steuert und umsetzt. Dabei sollten die Pitchteilnehmer ein Konzept entwickeln, das sowohl ein vorgegebenes als auch ein frei wählbares Motto enthält und das gleichzeitig auf Ressourcenschonung bedacht war. Den Bewerbungsunterlagen war zudem eine detaillierte Erlös- und Kostenkalkulation beizufügen – unentgeltlich, versteht sich.

Mal wieder also kein Pitchhonorar! Aber vor allem die Angebotsfrist wird vom Pitchblog äußerst kritisch gesehen. Gerade mal acht Tage lagen zwischen der Veröffentlichung der Ausschreibung und der Deadline für die Agenturen. Immerhin wurde dann noch um „stolze“ zwei Tage bis zum 11. März 2016 verlängert. Dennoch darf ob des knappen Timings bezweifelt werden, ob ein offener und fairer Pitch überhaupt erwünscht war.

Ebenso seltsam: Auch auf Nachfrage konnte Hermes Fulfilment keine Auskunft zur ungefähren Budgethöhe geben. In der Ausschreibung aber hieß es, dass sich die Veranstaltungsplanung streng nach den Budgetvorgaben zu richten habe. Die teilnehmenden Agenturen wurden aufgefordert, Staffelpreise für sechs verschiedene Gästekontingente zwischen 1.000 und 2.500 Personen einzureichen. Über das tatsächlich vorhandene Budget aber wurde kein Wort verloren.

Es darf spekuliert werden

Und immer noch nicht genug! Denn Hermes Fulfilment stellte bei der Entscheidung über die Auftragsvergabe Aspekte wie Erfahrung, Kreativität, Referenzen sowie eine positive Einstellung zum Umweltschutz und zur gesellschaftlichen Verantwortung in den Vordergrund. Bei der Bekanntgabe des Etatgewinners jedoch führte man an, lediglich preisliche Differenzen hätten bei den anderen Teilnehmern zum Nichtzuschlag geführt.

Transparenz sieht anders aus, Professionalität auch, vom Faktor Fairness ganz zu schweigen. Unkenntnis kann man einem Konzern mit über zwei Mrd. Euro Jahresumsatz sicherlich nicht unterstellen. Selbst wenn es so wäre, müsste man ebenfalls von einem Armutszeugnis sprechen. „Drum prüfe, wer sich binden will“ kann man den Eventagenturen da nur raten, vor allem, wenn die aufwändigen Pitchbemühungen nicht mit einem müden Euro honoriert werden.


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Bildquelle: pitchblog.de

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 15.06.2016


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