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Destinationen

Das meiste bleibt, wie es ist

Auch die ICCA hat ihre Zahlen für 2016 veröffentlicht

Hier kommt das nächste Ranking für das letzte Jahr, diesmal von der International Congress and Convention Association ICCA. Thema sind alle rollierenden Tagungen und Kongresse seitens international tätiger Verbände. Exakt 12.212 derartiger Veranstaltungen hat man 2016 gezählt und damit 136 mehr als im Jahr zuvor. Sollte dieses Wachstum andauern, verdoppelt sich in der Langzeitbetrachtung die Anzahl an Verbandstagungen auf internationaler Ebene alle zehn Jahre. Ergo waren es 2006 erst um die 6.000.

Der geneigte Leser wird es ansonsten schon vermuten können: So wahnsinnig viel hat sich binnen Jahresfrist nicht getan in dieser – sicher nicht ganz unbedeutenden – Nische der MICE-Industrie. Ein Wachstumsbereich, ganz klar, was der zunehmenden Vernetzung und Globalisierung geschuldet sein mag. Dachverbände und Organisationen, die über ihre Branche „wachen“, stellen einfach eine wichtige Schnittstelle dar. Sie berichten über aktuelle Trends, verfolgen globale Entwicklungen, vermitteln interdisziplinäre Kontakte und produzieren wertvolle Synergien.

Paris bleibt en vogue

Rund 11.500 internationale Verbände hat die ICCA identifiziert, was dann ziemlich genau einer Jahrestagung pro Verband entspricht. Nun ist die ICCA schon seit Anfang der 1960er-Jahre aktiv und damit praktisch ein „lebendes Fossil“ in der MICE- und Eventbranche. Seitdem hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt und damit (wenngleich nicht nur) auch die Anzahl wirtschaftender Menschen. „Ewiges Wachstum“ wird es aber auch in diesem Bereich nicht geben, weil das schlichtweg unmöglich ist. Insofern freut man sich über leichte Zuwächse, während eigentlich alles beim Alten bleibt.

Hier dennoch die Top Ten der wichtigsten Verbandstagungsstädte:

  1. Paris
  2. Wien
  3. Barcelona
  4. Berlin
  5. London
  6. Singapur
  7. Amsterdam
  8. Madrid
  9. Lissabon
  10. Seoul

Europa gibt also weiterhin den Takt an und das nicht nur in diesem Teil der Veranstaltungsbranche, sondern generell, wie es auch der aktuelle Travel & Tourism Competitiveness Report beweist. Ostasien ist im Kommen, klar, aber niemand braucht sich zu fürchten, dass Europa im Eventbusiness irgendwann zu den Verlierern gehören wird. Große Steigerungsraten sind indes auch nicht mehr zu erwarten, da der Eventmarkt in vielen Destinationen inzwischen als gesättigt erscheint, wie unter anderem das aktuelle Meeting- und Eventbarometer des German Convention Bureaus belegt.

Unter Rankingwert verkauft: die Vereinigten Staaten

Irgendwie fragt man sich Jahr für Jahr, warum die USA nicht auf Platz eins in sämtlichen Kategorien liegen. Nun, jetzt ist es endlich soweit, nämlich im Länderranking des ICCA-Reports:

  1. USA
  2. Deutschland
  3. Großbritannien
  4. Frankreich
  5. Spanien
  6. Italien
  7. China
  8. Japan
  9. Niederlande
  10. Kanada

Gegenüber Deutschland mit 689 Kongressen in der Zielgruppe liegen die USA mit 934 Events sogar ziemlich deutlich vorne. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten verteilt es sich in der Masse einfach breiter. Nach Berlin kommt in Deutschland lange Zeit nichts, noch weniger in Frankreich nach Paris.

Achtung: ein Generalisierungsversuch

Natürlich verdienen die jährlichen Studien und Umfragen zu den Top-Destinationen dieser Welt ihre berechtigte Aufmerksamkeit. Dem wollen und werden wir hier gerne auch nachgehen. Aber Statistiken sind immer mit Vorsicht zu genießen, wenn fast ausschließlich absolute Zahlen zurate gezogen werden oder die subjektiven Meinungen innerhalb einer bestimmten Personengruppe entscheidend sind. Wenn man etwas Allgemeines aus den vier hier bislang veröffentlichen Ratings zum Jahr 2016 herauslesen möchte, dann Folgendes:

  1. Die MICE- und Eventbranche befindet sich seit Jahren auf einem moderaten Wachstumskurs, der in den führenden Märkten wie Deutschland langsam zum Erliegen kommt und damit keine großen Zugewinne mehr verspricht.
  2. Der touristische Aspekt und damit das Rahmenprogramm kommen bei Tagungen und Incentives immer stärker zum Tragen, was für Deutschland einen Nachteil bedeuten könnte, etwa gegenüber südeuropäischen Ländern. Und das wohlgemerkt in Zeiten von Compliance!
  3. Besonders der ostasiatische Markt zeichnet sich durch hohe Wachstumsraten aus, nicht zuletzt, da Japan, China, Südkorea und Co. Europa in Sachen technologischer Innovationskraft voraus zu sein scheinen.
  4. Das in der MICE-Industrie recht tadellose Image Deutschlands leidet weniger durch belegbare Fakten, sondern eher durch die mediale Präsenz, die etwa Attentate oder politische Schieflagen hierzulande auf globaler Ebene erzielen. Vielleicht ist das der Preis, den man als Weltmarktführer zu zahlen hat!?
  5. Touristisch und wirtschaftlich attraktive Schwellenländer wie Brasilien, Mexiko, Südafrika oder Indien holen im Bereich internationaler Tagungen und Kongresse sukzessive auf. Bei mehr politischer Stabilität, infrastrukturellem Fortschritt und weniger Sicherheitsbedenken droht dem „Alten Europa“ von hier durchaus Gefahr.

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Bildquelle: ICCA

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 11.05.2017


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