Alles so schön smart hier
Praktische Innovationen und handliche Spielereien auf der CES 2018
Vom smarten Sofa über den intelligenten Fahrradhelm bis zur elektronischen Schlafunterstützung für Stressgeplagte – es gab auch in diesem Jahr nichts, was es nicht gab, auf der CES in Las Vegas. Die „Consumer Electronics Show“ fand vom 5.−8. Januar statt und war für Technik-Nerds wohl wie der Besuch eines riesigen Vergnügungsparks.
Wir haben unter all den Neuvorstellungen und Verbesserungen diejenigen rausgesucht, die wir für interessant bis relevant halten, was die MICE- und Eventbranche angeht. Demnach geht es nicht um das mit knapp neun Millimeter dünnste Notebook oder den mit 88 Zoll größten Fernseher der Welt, weder um den Hautscanner für den Hausgebrauch noch das „Heimkinosystem“ fürs selbstfahrende Auto.
Auch wenn sie im technischen Betrieb vor Ort nicht immer hundertprozentig zu überzeugen wussten, stellen wir Ihnen die folgenden Gadgets und Innovationen an dieser Stelle gerne vor:
Die Tanke in der Tasche
Wer heutzutage eine (Geschäfts-)Reise antritt, hat fast immer gleich mehrere Ladegeräte plus einer Powerbank im Gepäck. Die neue „Tankstelle“ von tizi ist ungefähr so groß wie eine Zigarettenschachtel, aber in der Lage, gleich vier Geräte via USB mit Strom zu versorgen und besonders schnell aufzuladen − z.B. gleichzeitig ein Notebook, ein Tablet und zwei Smartphones. Das spart bei nur einer benötigten Steckdose Platz im Gepäck und Zeit beim Ladevorgang. Passend dazu bietet GoWearTech einen „Battery Belt“ genannten Gürtel an, in dessen Schnalle eine Mini-USB-Aufladestation steckt. Praktisch vor allem dann, wenn das Handy sowieso in der Hosentasche steckt. Drei bis fünf Ladungen sind laut Herstellerangaben ohne Auftanken drin.
Augen auf beim virtuellen Rundgang
Blickt der Spieler nach oben, schaut auch der Avatar gen Himmel. In der Gaming-Area stellte die Firma Tobii gleich mehrere innovative Eye-Tracking-Systeme vor. Für Gamer gedacht, bieten sich durch die Erkennung der Blickrichtung des Users natürlich im gesamten VR-Bereich eine Vielzahl von Möglichkeiten. Die virtuelle Stadt-, Location- oder Hotelbegehung beispielsweise erfordert künftig womöglich kaum mehr einen Fingereinsatz, um sich vor der Eventbuchung „vor Ort“ genau umzuschauen. Schon der Blick auf eine Tür mag in Zukunft ausreichen, um diese zumindest virtuell zu öffnen.
Das Smartphone als Notebook
Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Notebook ohne Betriebssystem und Prozessor, sondern nutzen nur die Funktionen desselben, z.B. Monitor, Tastatur, Festplatte, Akku, HDMI- und USB-Anschlüsse. Alles andere befindet sich auf Ihrem Smartphone, das Sie einfach in ein dafür vorgesehenes Fach einlegen und dieses im Handumdrehen in einen Laptop verwandeln. Das verspricht unterwegs deutlich mehr Arbeitskomfort ohne aufwändige Datensynchronisation. Viele Unternehmen arbeiten am Laptop ohne Laptop-Fähigkeiten, erste Angebote für bestimmte Handy-Modelle gibt es bereits zum Preis von etwa 250 Dollar.
Projektionen der anderen Art
Eigentlich ist die Firma Anker eher für Ladegeräte und Akkus bekannt. Mit dem „Nebula Capsule“ hat man nun einen Mini-Beamer auf den Markt gebracht, der nicht viel mehr als die Maße einer Getränkedose aufweist. Das ist definitiv praktisch für kleine Meetings in kleinen Räumen wie etwa Hotelzimmern, denn mehr als 854 x 600 Pixel Auflösung sind nicht drin. Für eine Diagonale von 100 Zoll (2,54 Meter) reicht es allemal. Aber dunkel sollte es dabei sein, da das Gerät nicht gerade sehr lichtstark ist. In den USA liegt der Preis derzeit bei ca. 350 Dollar. Den gegenteiligen Weg beschreibt LG mit seinem Projektor HU80KA. Dieser verfügt über eine 4K-Auflösung, eine riesige Projektionsfläche und eine enorme Lichtstärke. Das Gerät ist jedoch groß wie ein Bierkasten und kostet um die 5.000 Dollar.
Geteilter Bildschirm für doppeltes Sehvergnügen
Eine neue Art von Monitorteilung will das Unternehmen MirraViz populär machen. Dabei wird ein großes Display von zwei HD-Projektoren gleichzeitig bespielt. Der Clou dabei: Rechts sieht man ein gänzlich anderes Bild als links. Wie es um die Bildschirmmitte bestellt ist, entzieht sich dabei leider unserer Kenntnis. Der „MultiView Screen“ mit seiner 94-Zoll-Diagonale kostet samt Projektoren derzeit um die 2.000 Dollar, könnte für beengte Messestände und Aussteller mit viel Informationsbedarf aber durchaus interessant sein.
Neues von der Akustikfront
Die Mikrofonie-Profis von Sennheiser haben den Plan, mit der Produktserie „Ambeo“ sowohl die Aufzeichnung als auch die Wiedergabe von Sound an virtuelle 3D-Umgebungen anzupassen. Ähnlich wie beim Dolby-Surround im Kino wird nach dem Bild also auch der Ton aus dem Kopfhörer weitaus räumlicher, was wiederum noch intensivere VR-Erlebnisse verspricht. Währenddessen ist das „Mikme“ ein kleiner, quadratischer Kasten und sieht damit völlig anders aus als andere Mikrofone. Warum sollte man dieses Bluetooth-Gadget zum stolzen Preis von 500 Euro überhaupt benötigen, wo doch schon jedes Smartphone von sich aus Sound aufnehmen kann? Einfach deshalb, weil es einen internen 16-GB-Speicher hat und als Aufnahmegerät weitaus besser taugt. So lassen sich auch bei lautem Umgebungslärm die Stimmen zweier Gesprächspartner klar und deutlich aufzeichnen. Für YouTuber und Podcaster empfiehlt sich das „Mikme“ also durchaus.
Sprachgenie mit Kinderkrankheiten
„Travis“, ein 200-Dollar-Gadget eines niederländischen Unternehmens, verspricht Übersetzungen zwischen 80 Sprachen, und das jeweils in beide Richtungen. Das Problem: Das Gerät, in das man hineinspricht, während der übersetzte Text dann auf dem Display erscheint, nutzt die Webangebote Dritter wie etwa Google Translate. Damit ist es genauso fehleranfällig wie diese Dienste selbst.
Der Duft der weiten Welt
Damit auch ja alle Sinne des Gastes bedient werden, produziert die Moodo-Duftbox Raumduft nach Wunsch – und das per App-Befehl oder Alexa-Sprachsteuerung. Während der Generator für 200 Euro zu haben ist, verdient der Hersteller sein Geld hauptsächlich mit den zugehörigen Duftkapseln in sechs verschiedenen Duftfamilien von „Beach Party“ bis „Oriental Delight“. Diese müssen etwa alle 60 Stunden ausgewechselt werden und kosten im Viererpack 30 Euro.
Fazit: Die Revolution ist ausgeblieben
Man kann die diesjährige CES in Las Vegas durchaus als Messe des Übergangs bezeichnen. Viele digitalen Neuerungen schienen noch nicht wirklich ausgereift oder sind eher in der „Spieleecke“ anzusiedeln. Wirklich revolutionäre Neuerungen gab es kaum zu bestaunen, das Credo lautete weitgehend: kleiner, schneller, smarter. Wie einst im Fall der Videoformate VHS, Betamax und Video 2000 scheint in vielerlei Hinsicht noch nicht klar, welche technischen Standards sich schließlich am Markt durchsetzen werden: OLED oder QLED, Amazons Alexa oder Googles Assistant, Dolby Vision oder HDR 10? So lassen einige Hersteller dieser Tage eher Vorsicht walten, bevor sie in einen Technologiestandard investieren, der vielleicht morgen schon von gestern ist.
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Bildquellen: Spiegel Online, Anker, Mikme