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Hotels & Locations

Übernachtest du noch oder wohnst du schon?

Hoteltrends für den Markt von morgen

Skift mit Sitz in New York ist eine der weltweit führenden Tourismusplattformen. Im Rahmen der „Megatrends 2018“ hat man sich unter anderem der Hotelbranche angenommen, die trotz der Konkurrenz von Airbnb und Co. und vielen unsicher erscheinenden Destinationen mehr blüht denn je. Das liegt vor allem daran, dass man in der Übernachtungsindustrie immer mehr Verständnis dafür entwickelt, was sich der einzelne Gast erhofft.

In Zeiten zunehmender Digitalisierung und Individualisierung geht es im Markt nicht mehr nur um ein paar Sterne, die für das stehen, was man bei einer Übernachtung am Ende zu erwarten hat. Nein, es dreht sich inzwischen auch bei den großen Hotelmarken vielmehr darum, mehr und mehr persönliche Bedürfnisse zu befriedigen. Natürlich spielt die Preisgestaltung hierbei weiterhin eine entscheidende Rolle, aber manch einer verzichtet ja gerne auf das, was am Ende nicht gewollt ist – etwa die kostenlose Nutzung des Spa-Bereichs oder das Glas Sekt zum Frühstück. Wobei man schon konstatieren muss, dass z.B. freies WLAN und praktische Schlüsselkarten sich längst als gängige Hotelstandards etabliert haben.

Sich wie zu Hause fühlen

Relativ neu ist laut Skift hingegen der Trend zum Aparthotel. Beileibe ist das keine neue Erfindung, aber in den letzten Jahrzehnten doch arg aus der Mode gekommen, wenn man vom nordamerikanischen Markt einmal absieht. Will man aber dieser Tage der aufstrebenden Konkurrenz von Airbnb und Co. adäquat begegnen, sorgt man zumindest für eine eigene Kochzeile und einen Esstisch im Raum.

Zimmer mit Küchenzeile im Zoku Amsterdam

Der Nachteil daran: Hotelzimmer müssen größer werden, ohne dass sich der Preis entscheidend erhöht. Denn wer setzt schon auf Selbstverpflegung bei teureren Zimmerpreisen? Der Vorteil gegenüber der Privatzimmervermittlung ist allerdings auch klar: Jede Reservierung ist verbindlich, alle gesetzlichen Sicherheitsanforderungen werden erfüllt und unliebsame Überraschungen wie der ungebetene Hausgast bleiben außen vor.

Früher war vieles besser, zumindest im Gastgewerbe

Und wieder schweift der Blick zurück, in eine Zeit, da Hotels als strahlende Mittelpunkte des öffentlichen Lebens galten. Man denke nur an die 1920er- und 1930er-Jahre. So ähnlich soll es nach Wunsch vieler Hotelbetreiber wieder werden, indem man mit seinen Programmen und Services nicht mehr ausschließlich die eigenen Gäste anspricht, sondern ebenso die (zahlungskräftige) Bevölkerung vor Ort.

Vor allem gastronomische und kulturelle Konzepte sollen ihren Teil zu einer solchen Entwicklung beitragen, etwa die vielgerühmte Hotelküche für Feinschmecker, die Lobby als Ausstellungsort für lokale Künstler, die Hotelbar als angesagter Treff auch unter Einheimischen oder der Veranstaltungssaal als beliebter Austragungsort für Konzerte und Theaterstücke. Diejenigen Hotels, die bereits mit derartigen Konzepten aufwarten, punkten nachweislich in der Gunst der Gäste und profitieren selbstredend von einer stärkeren Frequentierung. Am Ende bedeutet das: mehr Umsatz auch in Zeiten geringerer Auslastung.

Auch Coworking Areas werden im Zuge der aufblühenden Sharing Economy bereits von manchen Hotels angeboten. Der große Vorteil für die Betreiber: Die nötige Infrastruktur ist in den meisten Fällen bereits vorhanden − vom schnellen WLAN über das benötigte Mobiliar bis hin zur modernen Medientechnik. Der Aufwand für die Zweit- bzw. Gemeinschaftsnutzung bestimmter Hotelbereiche hält sich damit in sehr überschaubaren Grenzen. Neben den vielfältigen Angeboten zur Abendgestaltung können Hotels so auch tagsüber zum gesellschaftlichen Schmelztiegel werden. Das typische „Being alone together“ soll damit bald schon der Vergangenheit angehören. Als Best-Practice-Beispiel für alles bis hierhin Genannte nennt Skift das Zoku in Amsterdam.

Coworking Area im Zoku Amsterdam

Das Hotel als Verkaufsfläche

Wenn genügend Platz vorhanden ist, spricht eigentlich nichts dagegen (ähnlich wie auf Kreuzfahrtschiffen), in Hotels eine kleine Ladenzeile zu integrieren. Je nach Zielgruppe und Ausrichtung bieten sich hierfür etwa Luxusboutiquen an oder auch kreative Shops lokaler Anbieter. So können Markenbewusstsein und Lifestyle effektiv in die Hotelkonzeption integriert werden. Gerade Luxuslabels wie Versace oder Fendi scheinen derzeit geradezu darauf erpicht, solvente Zielgruppen direkt dort anzusprechen, wo sie sich auf Reisen und Tagungen am längsten aufhalten: im Hotel.

In großen Urlaubsresorts und Stand-alone-Hotelkomplexen sind derartige Kooperationen weltweit bereits etabliert, in den Sterne- und Designhäusern der Innenstädte jedoch nicht. Hier bieten sich durch die Kooperation mit dem Einzelhandel einige interessante Win-Win-Konzepte an.

Das Motto macht‘s

Wenn man von Motto- oder Konzepthotels spricht, kommt man wohl automatisch auf Las Vegas zu sprechen. Hier die Anlehnung ans alte Ägypten, dort die Wiedergeburt der Goldenen Zwanziger. Währenddessen plant der Disney-Konzern die Eröffnung eines „Star Wars Hotels“ ganz in der Nähe der Disneyworld in Orlando, Florida. Auch der Bau der ersten „Legoland-Hotels“ in Reichweite eines der gleichnamigen Freizeitparks nimmt konkrete Formen an. Ob der Gast hier von Storm Troopern bedient wird oder die Hotelbar dort aus Legosteinen gebaut ist, bleibt freilich abzuwarten.

Dachterrasse im Zoku Amsterdam

Ist die Fangemeinde groß genug und die Lage günstig gewählt, lassen sich natürlich eine Menge origineller Hotelkonzepte andenken. Wie wäre es beispielsweise mit einem „Game of Thrones“-Hotel in Nordirland oder einem „FC Bayern“-Hotel in München? Natürlich haben in solchen Fällen immer die Marken- und Rechteinhaber das letzte Wort, aber denkbar ist so einiges. Der messbare Erfolg eines Pioniers in diesem Bereich lässt bestimmt so manchen Kreativ- und Geschäftstraum reifen, solange die benötigten Mittel zur Verfügung stehen.

Fazit: Zurück in die Zukunft

Lange Zeit haben Hotels – auch in Ermangelung von Alternativen – eine Rolle eingenommen, die weit über das bloße Übernachten, Frühstücken und Tagen hinausging. Sie stellten einen Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens dar. Das ist – abgesehen von eher isoliert gelegenen Urlaubsresorts – seit einigen Jahrzehnten gehörig auf der Strecke geblieben. Immer neue Spezialisierungen haben im Laufe der Zeit dazu beigetragen, dass jede Hotelmarke auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet ist: Hier steht der Preis im Vordergrund, dort der Wellnessbereich, hier die technische Ausstattung, dort die Nähe zum Messegelände, hier das denkmalgeschützte Ambiente, dort die moderne Inneneinrichtung.

Die mit über 4.000 Befragten realisierte Studie von Skift fördert zutage, dass bei aller Spezialisierung vergessen wurde, sich nicht ausschließlich um die Belange der Gäste zu kümmern, sondern das Hotel als solches wieder zur Begegnungsstätte für eine umfassendere Zielgruppe zu machen, die auch die lokale Bevölkerung nicht ausschließt. Eine Entwicklung, die sich am ehesten mit der Modernisierung vieler Citybereiche vergleichen lässt, in denen es zwar moderne Architektur zu bestaunen gibt, das Alltagsleben dabei aber außen vor bleibt − Viertel wie die Londoner Docklands oder der Kölner Rheinauhafen z.B., wo nach Büroschluss in der Regel nichts mehr geht, und ab 19 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden.

Die internationale Hotelbranche dürfte in Zukunft verstärkt auf Kunst und Kultur, die Unterstützung des Einzelhandels sowie auf eine für jedermann offene Gastronomie und Eventkonzeption setzen. Zeitgleich wird man sich vielerorts eher mit Wohn- statt Übernachtungskonzepten beschäftigen, um dem Wettbewerb mit der aufblühenden Sharing Economy entgegenzutreten – vermutlich zu höheren Preisen, dafür aber mit einem Plus an Verbindlichkeit und Qualität.


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Bildquelle: Zoku Amsterdam

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 01.03.2018


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