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Best Practice - Incentive, Themensammlung - Inszenierung/Konzeption

Steife Brise für Incentive-Kreuzfahrten

Ein kurzer Überblick über den Wert von Schiffsreisen für Veranstaltungen

Der renommierte Site-Index wartet jährlich mit Trends, Analysen und Prognosen für die MICE-Branche auf. In seiner neuen Studie legt der Index den Fokus auf das Thema Kreuzfahrten als Incentives.

Zeit für den MICE Club, sich einmal genauer mit dem Thema auseinanderzusetzen und zu hinterfragen, welchen Wert Schiffsreisen tatsächlich haben können, wenn es in Unternehmen darum geht, zielführend zu belohnen und zu motivieren.

Ein ganz wichtiger Punkt bei der Annäherung an das Thema ist sicherlich der Compliance-Aspekt. Denn nur bei der Erwähnung einer Schiffsreise werden viele der zahlreichen und neu bestellten Compliance Officer sicherlich den mahnenden Finger heben. Luxus unterwegs und Sparkurs im Unternehmen? Entertainment an Deck und Information in der Kabine? Kann das gutgehen oder winkt da gleich der nächste Skandal im Stile führender Versicherungsgesellschaften und Automobilkonzerne?

Der MICE Club differenziert. Nicht alle Reisen auf Meeren und Flüssen sind automatisch nicht compliant. Denn die Schnittmenge muss stimmen aus Kosten, Mehrwerten und dem notwendigen Quantum Spaß. Wer im Unternehmen eine Top-Leistung abliefert, der soll auch reisen, sofern dabei die Unternehmensziele nicht aus den Augen verloren werden.

Für „Einsteiger-Kreuzfahrten“ ohne nennenswertes PR-Risiko bieten sich vor allem Fähren an, wie sie etwa im Ostseeraum unterwegs sind und vorrangig für Tagungen auf dem Wasser gebucht werden können. So sind etwa die Schiffe der Color Line als Konferenzschiffe zertifiziert und bieten einen perfekten Service rund um Meetings jeder Art. Hier bietet sich durchaus ein echter Mehrwert, beispielsweise auf der Route Kiel – Oslo – Kiel: Abfahrt in Kiel um 14.00 Uhr, Tagung und Dinner auf See, Ankunft in Oslo um 10.00 Uhr, Zeit für eine Stadtbesichtigung oder eine Aktivität, Abfahrt um 14.00 Uhr, wieder Zeit für Tagung und Dinner auf See und Ende der Tour um 10.00 Uhr am nächsten Tag in Kiel. So eine Agenda ist compliant im besten Sinne und bietet dabei genug Abwechslung zum ständigen Hoteleinerlei.

Aber auch Segelschiffe und Katamarane, die entweder zum Entspannen an Bord während einiger Stunden bis hin zu mehrtägigen Fahrten, auf denen richtig mit angepackt wird, gebucht werden können, haben keine Probleme mit dem Thema und fahren unter den gehobenen Zeigefingern der Prüfer souverän durch. Denn Segelschiffe sind zunächst einmal immer „green“ und „green“ ist sympathisch. Zum anderen steht weniger der Tourismusaspekt im Vordergrund, sondern viel mehr sind die Mehrwerte im Sinne gemeinsamer Teamerfahrungen bis hin zu Changeprozessen klar erkennbar (siehe weiter unten).

Eher nicht compliant dampfen dagegen die großen Kreuzfahrtschiffe über die Meere. Von Compliance-Konformität keine Spur. Zwar bieten auch die großen Kreuzfahrtunternehmen grundsätzlich Platz für Meetings und Tagungen an Bord, aber weder sind die Schiffe zertifiziert noch steht die Vermittlung von Informationen im Mittelpunkt, aufgrund eines zu recht erlebnisorientierten Angebotes für eine breite heterogene Zielgruppe (und ist demnach auch einem etwaigen Prüfer nicht erklärbar). Hier geht es einfach nur um Spaß und Amüsement – und somit fallen die Kreuzfahrtschiffe in den meisten Unternehmen durch das Compliance-Raster.

Allerdings scheinen sich laut Site Index-Studie die meisten Eventplaner darüber gar nicht bewusst zu sein und stehen einem Incentive auf einem Kreuzfahrtschiff positiv gegenüber. So gab die Mehrheit der Befragten an, in den nächsten drei Jahren ein Incentive auf einem Kreuzfahrtschiff buchen zu wollen und 95% erklärten, eine Kreuzfahrt für ein Incentive zu empfehlen bzw. knapp 90% meinten, dass Incentive-Teilnehmer eine Kreuzfahrt einem Programm an Land bevorzugen würden. Dies erklärt sich nach Meinung des MICE Clubs hauptsächlich dadurch, dass nur 50% der Befragten angibt, bereits Erfahrung an Bord eines Schiffes gemacht zu haben. Der zweiten Hälfte der Planer unterstellen wir mal romantische Vorstellungen, die sich sicher durch clevere Werbebilder nähren, die aber leider nicht in der Realität gelebter Eventpraxis und moderner Compliance-Richtlinien umsetzbar sind.

Der einzige Vorteil, den Kreuzfahrten für Incentives bieten: die Schiffe fahren nahezu jeden Tag einen neuen Hafen an und der Organisator kann den Teilnehmern somit jeden Tag eine neue Stadt mit neuen Aktivitäten bieten. Gut, wenn die verantwortlichen Planer in den Unternehmen Meetings und Besuche von Niederlassungen, Auslandsrepräsentanzen oder Handelspartnern in das Programm einbinden. Wer suchet, der findet.

Auch im Umgang mit gewissen Restriktionen an Bord ist Kreativität gefragt: für eine Einzelkabine muss der volle Preis für zwei Personen gezahlt werden. In den Restaurants können keine Tische reserviert werden, so dass die Gruppe je nach Größe kaum eine Chance hat zusammenzusitzen. Im weitläufigen und durchstrukturierten Amüsement der Erlebnisschiffe verlieren sich viele und manche finden zusammen, die nicht zusammen gehören.

Da sieht es auf Segelschiffen, Katamaranen etc. wesentlich besser aus: Hier steht der Teamgedanke im Mittelpunkt. Daher sind diese ein ideales teamförderndes Mittel. Hans Mühlbauer, Inhaber von DMC-Reisen Yachtcharter + Maritime Incentives & Events und damit u.a. Anbieter von Segeltörns unterschiedlichster Länge in verschiedenen Regionen und auf Segelschiffen jeder Größe, meint dazu: „Es gibt kaum einen Programmpunkt bei Incentives, der effektiver als ein Segeltörn ist. Relax-Segeln an Bord eines Segelschiffs oder Katamarans mit Aufenthalt von wenigen Stunden bis zu einem Tag an Bord ist immer wieder ein Highlight, denn kaum etwas fördert die Kommunikation untereinander mehr.“

Echtes Mitarbeiten an Bord in Form eines Incentives oder Teambuildings – sei es nun, um bei einer Segelregatta den ersten Preis zu erlangen oder um bei einer mehrtägigen Fahrt die Crew zu unterstützen bzw. zu ersetzen, ist für Gruppen, die sich zum Beispiel nach einem Merger zusammen finden müssen, ein sehr geeignetes Mittel. „Die Notwendigkeit, gemeinsam an Bord an einem Strang zu ziehen und auf engstem Raum Tätigkeiten zu koordinieren und zu kommunizieren, ist ein sehr stark teamförderndes Medium, das leicht in den Alltag und die Arbeitssituation übertragen werden kann. Denn hier sitzen die Teilnehmer nicht in einem sterilen Hoteltagungsraum und bekommen eine Aufgabe gestellt, die mit „Stellen Sie sich vor …“ beginnt, sondern das Bordleben ist eine reale Projektaufgabe, die es gemeinsam zu bewältigen gilt, ohne dass die Mitarbeiter sich der Teambuildingaufgabe überhaupt wirklich bewusst sind“, erklärt Hans Mühlbauer.

„Warum sperrt man Teilnehmer, die sowieso den Großteil ihres Arbeitslebens in Hotels und Meetingräumen verbringen müssen, auch bei Incentives oder Meetings ein? Warum haben nur so wenige Verantwortliche den Mut, für fantastische Leistungen Außergewöhnliches zu bieten?“, fragt er weiter. Denn nichts fördere die Kommunikation, die Kreativität und die Teamkoordination so, wie sich eine frische Brise auf dem Meer um den Kopf wehen zu lassen. Man müsse nicht im Tagungsraum eines Hotels sitzen, um ein Meeting abzuhalten. Das gehe auch an Deck: „Die Marketingchefs eines Kunden haben mir einmal bestätigt, dass sie während der zwei Stunden, die sie im vorderen Netz eines Katamarans zusammen verbracht haben, produktiver und kreativer waren als jemals zuvor“, erzählt Hans Mühlbauer.

Und wie sieht es mit den Nebenwirkungen wie Übelkeit an Bord aus? Hans Mühlbauer erklärt, dass er bis jetzt noch nie Probleme damit hatte. Hier kommt es aber auch auf die Vorbereitung des Eventplaners an. Schon im Vorfeld sollten Informationen über Seetauglichkeit etc. abgefragt werden, so dass dann auf Basis des Gruppenprofils eine entsprechende Route im angepassten Tempo gefahren werden kann. Außerdem helfen natürlich auch Tabletten gegen Übelkeit.

Fazit: Klassische Kreuzfahrten sind für Meetings und Incentives im Wesentlichen ungeeignet, der Aufenthalt auf dem Meer an sich aber eines der effektivsten Mittel unserer Branche. Für Tagungen und größere Meetings eignen sich hervorragend die zertifizierten Fähren – für kleinere Meetings und vor allem für Incentives und Teambuildings sind Segelschiffe jeglicher Art und Größe die richtige Wahl. Der MICE Club empfiehlt: Trauen Sie sich ruhig, eingefahrene Vorstellungen aufzubrechen und neue Wege mit außergewöhnlichen Erfahrungen zu gehen!

Autor: Eva Lehrke & Michael Kaschytza

Veröffentlicht am: 12.03.2014


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