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Destinationen

Rekordjahr für die Conventa: Viel Standing, wenig Ovations

Momentaufnahme von der Conventa

Miha Kovačič strahlt, wenn er über die Conventa spricht. Der Leiter des Organisationsteams ist stolz und hat auch allen Grund dazu: Dieses Jahr ist das Rekordjahr der MICE-Messe für den Raum Südosteuropa. Selbstbewusst und gut vorbereitet moderiert er mit einer Kollegin vom Conventa-Team die „Welcome Reception“ und stimmt auf die kommenden Tage an – aber nur wenige Teilnehmer schenken den Gastgebern ihre Aufmerksamkeit.

Sprecher auf dem Podium

Diese Szene ist sinnbildlich für beide Seiten einer Medaille, die die Conventa sich dieses Jahr umhängen darf:

  1. Messe ist Live-Kommunikation und das bedeutet, dass viele Menschen miteinander kommunizieren sollen. Das ist bei der Conventa 2014 ganz sicher der Fall gewesen. Alle Networking-Veranstaltungen waren gut besucht und der Geräuschpegel wies auf einen angeregten Informationsaustausch hin.

  2. Eine Messe sollte aber auch ein Konzept verfolgen, das darauf ausgelegt ist, den Teilnehmern einen passenden Rahmen für den effizienten Auf- und Ausbau von Geschäftsbeziehungen zur Verfügung zu stellen. So könnte etwa ein Konzept beinhalten, mit einem Spannungsbogen und dosierten Überraschungseffekten die Teilnehmer so zu involvieren, dass eine Grundaufmerksamkeit geschaffen wird. Ein solches Konzept hatten die Veranstalter der Conventa in ihrem statistisch erfolgreichsten Jahr leider nicht zu bieten.

Rein ökonomisch betrachtet kann die Messe ein großer Erfolg für alle Beteiligten werden. Bedingung dafür ist, dass die Rekordstatistik der Conventa 2014 in tatsächliche Transaktionen umgewandelt wird:

  • 3.158 vorterminierte Treffen
  • > 200 Hosted Buyer aus 25 Ländern
  • > 100 regionale oder nationale Buyer
  • > 100 Aussteller aus 12 Ländern
  • 90 % der Hosted Buyer waren zum ersten Mal auf der Conventa

Die Veranstalter haben mit einer ordentlichen Planung und dem Einsatz bewährter Instrumente solide Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Austausch geboten. Alle Aussteller hatten gleichgute Voraussetzungen, um die Buyer mit ihren Locations, Destinationen und Dienstleistungen zu begeistern. In diesem Rahmen griffen auch die Aussteller auf eingespielte Marketingtools zurück: Tablet-Präsentationen, Kataloge und Folder. Während Kataloge und Folder schon seit Jahren langweilig sind und ebenso wie die Informations-CDs ihren Zenit lange überschritten haben, wirken auch die modernen Tablet-Präsentationen in die Jahre gekommen: Landkarte, schönes Bild, Tabellen mit Zimmer- und Raumkapazitäten, geeignet für Fahrzeugpräsentationen, eine Stunde Fahrt zum Flughafen, vier Sterne für Compliance. Auf die Frage, für welche Zielgruppe sie ihre Leistung besonders empfehlen würden, antwortete die breite Masse: „Für alle“.

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Der Großteil der 20-minütigen Treffen mit den Ausstellern verlief nahezu identisch. Von den 24 terminierten Gesprächen sind mir nach noch nicht einmal einer Woche drei im Gedächtnis geblieben. Die anderen 21 verschwimmen zu einer großen diffusen Kennzahl- und Phrasenblase. Die drei, die es richtig gemacht haben, haben sich beim Gespräch an meinen Bedürfnissen orientiert, sich klar positioniert und mir Marketingmittel an die Hand gegeben, die mir als Erinnerung an unsere Begegnung auf der Conventa und die dabei vermittelten Inhalte nachhaltig im Gedächtnis bleiben werden.

Umso paradoxer, dass mich außerhalb der terminierten, aneinandergereihten Gespräche durchaus mehr Anbieter begeistern konnten. Wie? Indem sie in entspannter Atmosphäre völlig ungezwungen von Best Cases in ihrer Location oder Destination berichteten und dabei voller Leidenschaft ihr Produkt emotional verkauften. Generell sind Best Cases bei allen Branchenakteuren (außer den Agenturen) unbekannt und finden keinen Einsatz im Marketingwerkzeugkasten der Aussteller. Was spricht eigentlich dagegen, dass auch Kongresszentren und Hotels anhand konkreter Referenzen mit erfolgreich gelösten Aufgabenstellungen und Projekten ein reich bebildertes Kopfkino beim potenziellen Neukunden entfalten?

Eine weitere Beobachtung: Immer mehr Messen versuchen sich darin, klassische Messeformate mit interaktiven Elementen anzureichern. So wurden etwa für Interaktion angedachte Inseln in die Messe eingebaut, die jedoch isoliert vom Gesamtkonzept und ohne entsprechende Anmoderation keine Wirkung sprich Akzeptanz entfalten konnten. Geht es bei interaktiven Formaten doch darum, die verfügbare Veranstaltungszeit als eine „Erlebniseinheit“ zu begreifen. Dabei werden Messezeit, Mahlzeiten, Networkingsessions und Abendveranstaltungen zielgerichtet, aktivierend und ganzheitlich als spannungsgeladener „Flow“ in Szene gesetzt und funktionieren als integrierte Bestandteile einer übergeordneten Idee. Die Conventa 2014 wollte Beides sein − klassische Messe und interaktives Netzwerkformat − vermochte aber mangels Konzept und Ablaufregie den auftretenden Konflikt dieser unterschiedlichen Denkwelten nicht zu lösen.

Aber die positiven Eindrücke der Messe waren eindeutig in der Überzahl: Gastfreundlichkeit, solide Organisation und qualifizierte Aussteller. Das Interesse an Südosteuropa steigt und die Conventa versteht es, von dieser Entwicklung zu profitieren. Applaus dafür.

Autor: Maksim Kusnezow

Veröffentlicht am: 31.01.2014


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