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Meinung

Quo vadis BOE?

Best of Events auf Orientierungssuche

Neuer Name, neues Logo - im dritten Jahr unter der Regie der Westfalenhallen Dortmund GmbH wird die führende Hand des „neuen“ Messeveranstalters der BOE deutlicher erkennbar. So kann sich die Bilanz der Messe sehen lassen: Neue Rekordzahlen bei den Ausstellern, positive Bewertungen der Besucher und die wachsende Internationalisierung sehen auf den ersten Blick gut aus.

So wirkt die Messe in 2018 im Vergleich zum Vorjahr noch einmal aufgeräumter, strukturierter und professioneller. Das rahmengebende Vortragsprogramm in den verschiedenen Themenforen ist so umfangreich wie nie zuvor. Die im vergangenen Jahr erstmalig gelaunchte MICE-Halle 5 weist kaum noch Lücken auf. Neue internationale Aussteller aus der Schweiz und Österreich geben ihr Debüt. Auch die im letzten Jahr vermissten Hallenwegweiser und -beschilderungen schaffen gute Orientierung. Und nicht zuletzt führt die Bündelung verschiedener branchenverwandter Formate zu einer Konzentration der Branche und einer weiteren Stärkung des Standortes. Wenn in 2019 mit der Brand Ex auch noch das im Verbund von FAMAB, BlachReport, Studieninstitut für Kommunikation und BOE initiierte „International Festival of Brand Experience“ mit der konzertierten Vergabe der Branchenawards an die Messe angedockt wird, erübrigt sich die Frage nach der Führungsrolle innerhalb der Branche quasi von alleine. Also alles tutti?

Der Messeveranstalter hat in den vergangenen drei Jahren wirklich jeden Stein in der Branche umgedreht, um dem Format die Ernsthaftigkeit und Seriosität zu geben, die man einer Leitmesse der Branche anheimstellt. Unzählige Kooperationspartner wurden an das Messeformat herangeführt. Die Investitionen und der getätigte Aufwand in die konzeptionelle und inhaltliche Weiterentwicklung sind allenthalben spür- und sichtbar. Dennoch mögen sich der Veranstalter und so mancher Aussteller und Besucher insgeheim den Reset-Knopf sehnlichst herbeiwünschen, um einem über Jahre hinweg gewachsenen Krebsgeschwür den Garaus zu machen. Denn auch im dritten Jahr nach Bea Nöhre gelingt es der Messe nicht, den jahrelang gepflegten Charakter einer Gauklerbörse vollends abzuschütteln.

So passen da zwei Dinge nicht recht zusammen: Während der selbsternannte führende Fachverband der Branche - FAMAB - seit vergangenem Jahr die fachliche Trägerschaft der BOE übernommen hat, wird die Messe in der Berichterstattung der öffentlichen Medien als Gebrauchsanleitung für Parties und Kindergeburtstage wahrgenommen.

Organisatorische Schwachstellen wie eine um 11:00 Uhr wegen Überfüllung geschlossene Garderobe oder das Ausgehen der Biervorräte auf der BOE-Night sind nicht das Kernproblem der Messe. Bedenklich muss den Veranstalter stimmen, dass der eigene Anspruch, Marktplatz der Branche zu sein, mit der tatsächlichen Wahrnehmung der Besucher nicht in Einklang steht. Der Messeveranstalter mag mit der Resonanz hinsichtlich Aussteller- und Besucherzahlen zufrieden sein. Auch für die Besucher funktioniert die Messe, wird sie vom Großteil der gewünschten Fachbesucher vorwiegend als Treffpunkt zum Networking genutzt. Wenn aber für die Aussteller, die ja die Miete bezahlen, der Messeauftritt nicht aufgeht, müssen die Alarmglocken läuten: Nahezu jeder Aussteller aus der MICE-Branche hat sich mir gegenüber sehr unzufrieden über die Qualität der Kontakte geäußert. Solange also das Business in den Gängen, aber nicht an den Ständen gemacht wird, gucken die Aussteller in die Röhre.

So mag man dem Messeveranstalter als Ratschlag zurufen, die von allen Seiten postulierte weitere Internationalisierung (wofür?) hintenanzustellen. Wenn man Aussteller aus der MICE-Branche und der seriösen Erlebniskommunikation halten will, muss für jene Aussteller erst einmal der Return on Investment erreicht und nachgewiesen werden. Sonst wird über kurz oder lang eine Gegenbewegung zurück zur ungeliebten Gauklerbörse einsetzen. Und dafür hat die Westfalenhallen Dortmund GmbH sicher nicht so viel Engagement und Herzblut investiert, um in alte Muster zurückzufallen. So gilt für die BOE das Gleiche wie für IMEX, mbt Meetingplace und ibtm world: Es reicht nicht, einen Marktplatz mit Händlern und Besuchern zu füllen, wenn zwischen ihnen keine Gespräche und kein Handel stattfinden. So steht zu befürchten, dass sich mit dem im kommenden Jahr erstmals angegliederten „International Festival of Brand Experience" und den damit einhergehenden Awardverleihungen das Networking von den Messegängen in das Festivalumfeld hin verlagert.

Es steht also für den Messeveranstalter weiterhin viel Arbeit ins Haus, um für diese Zwickmühle eine smarte Lösung zu entwickeln.


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Bildquelle: Westfalenhallen Dortmund GmbH

Autor: Dominik Deubner

Veröffentlicht am: 17.01.2018


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