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Agenturen

Nach der Insolvenz von Gestalt Communications

Agenturbetrieb wird zum 30. Juni eingestellt

Es war eine Nachricht, die die Agenturwelt in der Eventbranche aufwühlte: Ende Mai 2017 berichtete der Blach Report über den eingereichten Insolvenzantrag der in Köln beheimateten, ehemals unter dem Namen Jung von Matt/Relations firmierenden Eventagentur Gestalt Communications. Wie konnte es dazu kommen, dass die jüngst noch mit Preisen und Awards überschüttete Kreativschmiede derart in Schieflage geraten konnte, dass der Gang zum Insolvenzrichter unausweichlich war?

Die Bilder der jüngsten Eröffnung der Elbphilharmonie in Hamburg gingen um die Welt. Wer konnte angesichts dieser spektakulären Show zur Eröffnung, die die Agentur zuletzt begleitet hat, erahnen, dass die - laut dem letzten veröffentlichten Jahresabschluss (2015) - 20 Angestellte umfassende Agentur mit solch prestigeträchtigen Projekten betriebswirtschaftlich derart Probleme bekommen würde, dass - wie Anfang dieser Woche die Horizont berichtete - der Geschäftsbetrieb zum 30. Juni 2017 eingestellt wird?

Lutz Nebelin (l.) und Joachim Kortlepel

Wann nimmt die Pitch-Prostitution ein Ende?

Die erneute Insolvenz einer etablierten, preisgekrönten Agentur wirft indes Fragen auf: Kann eine Agentur, die mit exzellenten kreativen Leistungen regelmäßig Preise abräumt und die aufmerksamkeitsstärksten Projekte der Branche verantwortet, von den Honoraren ihrer Auftraggeber kein gutes Auskommen erzielen? Werden kreative Leistungen derart unter Wert verkauft, weil das nötige Selbstbewusstsein oder gar ideelle Werte vor betriebswirtschaftlicher Vernunft stehen? Wie viele Warnschüsse müssen noch durch die Branche gehen, bis sie endlich erkennt, dass die Pitch-Prostitution gegenüber den Auftraggebern endlich ein Ende finden muss?

Die deutsche Agenturlandschaft gehört zweifelsohne zur kreativen Weltelite, auch wenn die jüngsten internationalen Awardverleihungen offenbart haben, dass deutsche Agenturen Federn lassen müssen (man schaue aktuell nur nach Cannes...). Immer wieder sind Ankündigungen einzelner Agenturen zu vernehmen, die etwa die Einreichung von Awards für einen Zeitraum aussetzen, ‚um sich wieder verstärkt dem Tagesgeschäft zuzuwenden‘. Dabei ist jedem klar, dass die Beteiligung an Pitches eine Zeitverschwendung kreativer Ressourcen bedeutet - und das in einer Branche und in einem Land, wo Niedriglöhne auf der Tagesordnung stehen.

Gute Nachrichten

Die gute Nachricht: Co-Gründer Lutz Nebelin wird mit vier weiteren Mitarbeitern zu Meta Design, die auf die Entwicklung von Markenausstellungen, Events und Showrooms spezialisiert sind, wechseln. Jüngst wurde zudem bekannt, dass für alle Mitarbeiter eine Anschlussbeschäftigung gefunden worden ist. Über die Zukunft von Joachim Kortlepel sowie des dritten Geschäftsführers Tilmann Strauß ist bisher nichts bekannt geworden.


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Bildquelle: Ralph Larmann, Gestalt Communications

Autor: Dominik Deubner

Veröffentlicht am: 22.06.2017


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Gabi Schares,
EVENT Impuls
22. Juni, 14:59 Uhr

Unsere Branche hat es über Jahrzehnte versäumt sich ihre Kreativleistung dann bezahlen zu lassen, wenn sie anfällt. Keiner käme auf die Idee einen Architekten für seine Planerleistung erst dann zu bezahlen, wenn das Haus auch gebaut wird. Dazu die massive Pitchsucht der Wirtschaft end erst Recht der öffentlichen Hand. Keine Seltenheit mit 10 und mehr Anbietern um ein Gesamtbudget von gerade mal 100tsd EUR zu buhlen. Was da an Arbeitskraft gebunden wird bedingt unweigerlich einen volkswirtschaftlichen Schaden. Wir haben gerade beim MICE Club Live gelernt, dass Tools, Robotic und AI schon bald übernehmen. Unsere Aufgabe liegt dann endgültig in der empathiebefähigten Kreativleistung. Konzepte müssen bezahlt werden, sobald sie beauftragt sind und nicht erst wenn sie realisiert werden.

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