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Jetzt muss die Branche sich selbst neu erfinden.

Ein Nachruf auf Gerd Käfer von Georg W. Broich

Letzten Samstag ist Gerd Käfer gestorben, mit 82, an Krebs. Dass er seine Beerdigung im Vorfeld selbst inszeniert hat, wie die Zeitungen melden, passt perfekt zu ihm. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass er jemand anderem die Hoheit über seine letzte große Party überlassen würde.

Mit Gerd Käfer hat die Branche einen Impresario der Kulinarik verloren, einen großen Künstler, wie man sie sonst von Bühne und Leinwand kennt. Ich selbst habe vielleicht mein größtes Vorbild verloren, das mich über meine gesamte berufliche Laufbahn begleitet hat.

Als ich mich 1982 entschloss, das elterliche Unternehmen weiterzuführen, da war ich 16 Jahre alt und Käfer mein großes Vorbild. Während meiner Kochlehre hat mich mal jemand gefragt, was denn mein Ziel wäre, mein großer Traum. „Gerd Käfer einmal eine Veranstaltung wegnehmen“, habe ich geantwortet. (Die Jugend teilt nicht, sie ist totalitär in ihren Ansprüchen). Letztlich ist es noch besser gekommen: Ich durfte einige Veranstaltungen - die letzte vor ca. 2,5 Jahren bei uns im Alten Kesselhaus in Düsseldorf - mit ihm zusammen machen! Das hätte ich damals tatsächlich nicht zu träumen gewagt. Mit Gerd Käfer auf Augenhöhe arbeiten? (Oder zumindest fast auf Augenhöhe, denn so ganz konnte, glaube ich, niemand die Messlatte reißen, die er gelegt hat.) Aber trotzdem – wow.

Ich habe dadurch nicht nur die Person Gerd Käfer kennen gelernt, sondern auch die Persönlichkeit. Und die war gewaltig. Inspirierend, aber auch anstrengend. Die Zusammenarbeit war nicht immer nur Spaß – mit seiner Perfektion hat er seine Mitarbeiter immer wieder zur Weißglut getrieben. Trotzdem sind ihm alle mit Begeisterung gefolgt – weil seine eigene Begeisterung mitgerissen hat. Er war ein extrem charismatischer Mensch, wenn er einen Raum – ach, was sage ich – einen Saal betreten hat, dann war der voll mit Gerd Käfer, dann hat der Kongress im Käfer-Rhythmus getanzt und alle haben mitgeschwungen.

Gerd Käfer hat nie „Essen geliefert“. Er hat Ideen geliefert, und das am laufenden Band. Auch wenn eigentlich keiner mehr eine Idee haben wollte, kam es vor, dass ihm die entscheidende, beste, einzige, zündende kam und dann hieß es „alles zurück auf Start“. Ich habe das erlebt, alle rollen mit den Augen, aber letztlich wird's gemacht weil eines immer klar war: Gerd weiß was er tut und was er getan hat, hat immer wieder Innovationscharakter gezeigt. Das haben seine Kunden an ihm geliebt und ihn gleich mit. Auch dahingehend hat er sich ja perfekt inszeniert – irgendwann musste es in gewissen Kreisen einfach „Käfer“ sein, drunter ging nix.

Der „Star der Branche“ wurde er daher oft genannt. Das stimmt so nicht – er war viel mehr, er war eigentlich der Erfinder der Branche. Als er 1959 unter dem Label „Feinkost Käfer“ anfing Veranstaltungen auszurichten, da gab es das so noch nicht und in vielen Bereichen war es immer wieder Gerd Käfer, der über 30 Jahre die Branche neu erfunden hat.

Was dazu gehört? Zum Einen viel Mut, zum Anderen auch ein Stück liebenswerter Wahnsinn. Bei Gerd hatte man immer ein bisschen den Eindruck, dass ihm der wirtschaftliche Erfolg eigentlich egal ist – Kreativität und die Zufriedenheit seiner Kunden, das war es, was für ihn gezählt hat. Am Ende des Tages hat ihn genau das auch so erfolgreich gemacht.

Ich werde ihn vermissen – und die Branche auch. Ab jetzt muss sie sich immer wieder selbst neu erfinden.


Bildquelle: www.gerdkaefer.de

Autor: Georg W. Broich

Veröffentlicht am: 28.05.2015


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