Jetzt MICE Club-Mitglied werden oder 30 Tage kostenfrei testen

Agenturen, Best Practice - Markenwelt/Messe, Public Event, Themensammlung - Inszenierung/Konzeption

EXPO 2015: Spatenstich für „Field of Ideas“

Kontinuität und Innovationen beim Bau des Deutschen Pavillon auf der EXPO Mailand 2015

Animation des Deutschland Pavillon auf der EXPO 2015

Alle fünf Jahre findet mit der „universellen Weltausstellung“ − oder auch „große EXPO“ genannt − das weltweit wichtigste Forum zur dreidimensionalen Kommunikation von Zukunftstrends statt.

Wichtig deshalb, weil etwa anders als in Davos oder auf ähnlichen Wirtschafts- und Zukunftskongressen Themen nicht nur verbalisiert und entsprechend wieder relativiert werden können. Nein, auf der EXPO gibt jede Nation mit ihrem Länderpavillon ein unwiderrufliches Statement zu den dringlichen Menschheitsfragen ab. Und weil die Nationen mit ihren Auftritten dabei an die Ängste, die Träume und die Fantasien der Menschen appellieren, werden ihre Beiträge zum globalen Dialog umso manifester und nachhaltiger.

So war es 2000 in Hannover unter dem Motto „Mensch, Natur und Technik − Eine neue Welt entsteht"; 2005 in Aichi/Japan konnte man das Motto mit „Weisheit der Natur“ übersetzen und die fantastische EXPO 2010 in Shanghai lief unter dem Motto „Better City, Better Life“. Teurer als die Olympischen Spiele in Peking handelte es sich bei „Better City, Better Life” um eine Superausstellung mit 192 Nationenpavillons, zahlreichen Sonderschauen und einer perfekten, nachhaltig geschaffenen Infrastruktur links und rechts des Huangpu-Flusses. Zudem wurde mit 73 Millionen Besuchern ein neuer Rekord aufgestellt.

Hohe Auszeichnungen für Deutschland-Pavillon im Jahr 2010

Nachhaltig konnte sich auch die Bundesrepublik mit dem Deutschen Pavillon in der EXPO-Community verankern. Der Pavillon trug den Namen „balancity“. Das Kunstwort soll nach Angaben der Verantwortlichen auf eine „Stadt im Gleichgewicht“ verweisen. Leitgedanke der Ausstellung war die Lebensqualität und Vielfalt moderner Städte, die eine Balance halten zwischen „Erneuern und Bewahren, Innovation und Tradition, Stadt und Natur, Gemeinschaft und Individuum, Arbeit und Freizeit“. Unvergesslicher Nukleus des Standes war die „Energiezentrale“, ein kegelförmiger Raum mit einer interaktiven Performance aus jeweils 600 Zuschauern, zwei Performern als modernes Peter Pan-Paar und einer 1,2 Tonnen schweren Kugel mit drei Metern Durchmesser, besetzt mit 400.000 Leuchtdioden. Die Zuschauer konnten durch Rufen und Klatschen die Kugel in Schwingung versetzen. Je stärker der Ausschlag, desto intensiver das multimediale Geschehen auf der Kugel.

Am letzten Tag der EXPO wurde der Deutsche Pavillon Shanghai als beste Umsetzung des EXPO-Mottos von einer Expertenkommission mit dem „Golden Award“ ausgezeichnet. ADAM + EVA-Awards sowie der red dot award sollten folgen.

Die Gesamtkosten des Projekts wurden mit EUR 50 Millionen veranschlagt. Für die Gestaltung war eine „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Pavillon Shanghai“ verantwortlich, die von drei Firmen aus Süddeutschland gebildet wurde. Das architektonische Konzept stammte vom Münchner Architekturbüro Schmidhuber + Partner, Ausstellung und Medien wurden von der Stuttgarter Agentur Milla & Partner entworfen und realisiert, für Ausführung und Projektmanagement zeichnete die deutsche Tochtergesellschaft der Nüssli Gruppe verantwortlich.

Anscheinend hat die Kooperation für Shanghai so gut funktioniert, das die Arbeitsgemeinschaft der drei Partner auch für die EXPO 2015 in Mailand wieder am Vergabeverfahren des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) zur Gestaltung des Pavillons teilnahm und dann am 16. April 2013 den Zuschlag für das Projekt erhielt. Mit an Bord ist weiterhin die Uni Stuttgart. Zuständig für Organisation und Betrieb ist allerdings nicht mehr die Koelnmesse International, sondern die Messe Frankfurt, womit der gesamte Auftritt in süddeutscher Hand wäre.

Neues Motto für 2015 rückt globale Probleme in den Vordergrund

Nachdem die Expo in Shanghai urbane Szenerien bespielt hat, stellt Mailand den Innovationsraum Landwirtschaft in den Mittelpunkt des Geschehens. Als Motto für die EXPO 2015 wurde „Feeding the Planet, Energy for life“ gewählt − Den Planeten ernähren, Energie für das Leben. Es soll Technologie, Innovation, Kultur, Tradition und Kreativität mit den Themen Ernährung und Essen verbinden. Angesichts neuer globaler Szenarien und aktueller Probleme liegt der Schwerpunkt dabei auf dem Recht aller Menschen auf gesunde und ausreichende Ernährung.

Die Außenmembran des Deutschland Pavillon

Der MICE Club hierzu im Dialog mit Peter Redlin − als Geschäftsführer und Kreativdirektor von Milla & Partner verantwortlich für das inhaltliche Konzept sowie für die Gestaltung von Ausstellung und Medien.

MICE Club: Herr Redlin, wie interpretiert die Ausstellung im Deutschen Pavillon das EXPO-Thema „Feeding the Planet, Energy for Life“?

Peter Redlin: Unter dem Motto „Fields of Ideas“ macht der Deutsche Pavillon erlebbar, wie bedeutsam ein wertschätzender Umgang mit der Natur für die Ernährung der Zukunft ist. Neben vielen überraschenden Ideen und Lösungsansätzen aus Wirtschaft, Forschung und Bürgergesellschaft zeigt er auch, wie groß die Bedeutung des eigenen Handelns für eine nachhaltige Ernährungssicherung ist.

MICE Club: Inszenierungen von Milla & Partner stehen auch immer für eine starke interaktive Komponente. Was erwartet die Besucher des Deutschen EXPO-Pavillons in Mailand?

Peter Redlin: Interaktion ist auch diesmal ein wichtiges Prinzip. Durch ihre vielen interaktiven und partizipativen Momente möchte die Ausstellung im Deutschen Pavillon die EXPO-Besucher dazu inspirieren, ihre eigenen Ideen wachsen zu lassen. Sie möchte dazu motivieren, selbst aktiv zu werden, einen Beitrag zu leisten, um die Ernährung der Zukunft zu sichern. Ein Höhepunkt wird die mitreißende Show „Be(e) active“ sein. Hier werden die Pavillonbesucher selbst zum Orchester. Aus der Sicht zweier Bienen tauchen sie ein in die deutsche Welt der Ernährung voller Bilder, Klänge und spannender Momente.

Deutsche Feld- und Flurlandschaft in Italien

Und so werden Architektur, Ausstellung und Interaktion in Mailand eng miteinander verzahnt sein. Der Pavillon in Form einer sanft ansteigenden Landschaftsebene erinnert an ein Stück deutscher Feld- und Flurlandschaft. Zentrales Gestaltungselement sind stilisierte Pflanzen, die als „Ideen-Keimlinge“ aus der Ausstellung an die Oberfläche wachsen, wo sie ein Blätterdach entfalten. Die ungewöhnlichen und organisch fließenden Formen werden zum Sinnbild für zukunftsweisende Innovationen am Vorbild der Natur. Insgesamt präsentiert sich der Pavillon als bionisch anmutende Konstruktion, durch die das Thema „Natur“ von außen und innen widergespiegelt wird.

Die Atmosphäre im Inneren des Deutschland Pavillon

Formal erinnert die Architektur an ein Stück „ausgestochene Landschaft“, die auf das Pavillongrundstück „gesetzt“ wird und sich in einer sanft ansteigenden Ebene bis auf eine Höhe von zehn Metern entwickelt. Dabei führt der Deutsche Pavillon das Konzept der stilisierten Flure und Felder bis ins Detail fort. Der Einsatz unterschiedlicher heimischer Hölzer schafft durch verschiedenartige Maserungen und Färbungen eine eigene Charakteristik.

Themenbereich Boden im Deutschland Pavillon

Besucher können die „Fields of Ideas“ auf zwei Wegen entdecken: Auf dem ersten Weg flanieren sie über die frei begehbare Landschaftsebene. Der oberste Punkt des Weges soll einen fantastischen Rundumblick über den Pavillon, das pulsierende Besuchergeschehen und das EXPO-Gelände bis hin zum EXPO-See bieten. Der zweite Weg führt durch die Themenausstellung im Pavilloninneren − von den Quellen der Ernährung bis hin zu Lebensmittelproduktion und Konsum in der urbanen Welt.

Themenbereich Klima im Deutschland Pavillon

An der Südwestecke des Pavillons befindet sich das Deutsche Restaurant für 350 Gäste und eine frei zugängliche Außenbewirtungsfläche. Das Catering übernimmt das Unternehmen Angerer & Obermayr Messegastronomie aus München. Von der traditionellen, regionalen Küche bis zu einer kreativ hochwertigen deutschen Spitzenküche soll ein kulinarischer Querschnitt durch alle Bundesländer geboten werden. Vom Restaurant selbst haben die Besucher einen freien Blick auf die Veranstaltungsbühne und das Kulturprogramm im Außenbereich. Angrenzend lädt eine geschwungene Landschaftstribüne zum Hinsetzen ein. Dieser Bereich, die „Deutsche Piazza“, wird zum zentralen und lebendigen Ort für Begegnung und Kommunikation.

Am 02. April 2014 leiteten Dietmar Schmitz, Generalkommissar des deutschen EXPO-Pavillons, und Generalkonsul Peter Dettmar zusammen mit dem italienischen Generalkommissar Giuseppe Sala den Baubeginn des Deutschen Pavillons mit einem symbolischen Spatenstich ein. Damit ist Deutschland das erste von derzeit 147 Teilnahmeländern, das offiziell mit dem Bau seines Pavillons für die EXPO 2015 beginnt. Das Investitionsvolumen für den Pavillon liegt erneut bei EUR 50 Millionen.

Eine Videoanimation des Deutschland-Pavillons finden Sie hier.

„Zertifiziert mafiafrei“ − Italiens Chance eines positiven Imagetransfers

Der Gastgeber Italien will sich bei der Weltausstellung in Mailand von seiner besten Seite zeigen. Matteo Renzi, der junge, ehrgeizige Premier, will mit dieser Schau beweisen, dass Italien trotz schwacher Wirtschaftsdaten immer noch zu den Großen in der Welt zählt.

Flankierend unternimmt die EXPO dabei alles, um etwa jeden Verdacht der Korruption oder Mafia-Infiltration zu vermeiden. Dazu wurde eine Legalitätsvereinbarung abgeschlossen. Alle beteiligten Baufirmen müssen zertifiziert mafiafrei sein. Die Baustellen werden ständig kontrolliert. Mit negativem Resultat: Bei 7.200 Kontrollen gab es keine einzige Unregelmäßigkeit, geschweige denn eine Anzeige.

Der Besuch von US-Präsident Barack Obama letzthin war eine ideale Gelegenheit, um die hohen Ansprüche des Gastgeberlandes zu verkünden: „Die Expo im nächsten Jahr ist ganz wichtig. Die Werte, die mit Essen, Umwelt und Innovation zu tun haben, sind Teil unseres alltäglichen Lebensentwurfs. Eine gute Gelegenheit für Italien, sich in aller Welt zu zeigen." Der MICE Club wird weiter berichten...!


Das könnte Sie auch interessieren:
Clevere Markeninszenierung auf der CeBIT 2014

Autor: Michael Kaschytza

Veröffentlicht am: 24.04.2014


Verfasse einen Kommentar

×

×