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Meinung

Eine Lanze für die Foto-Reportage

Wir leben gerade in einer sehr ambivalenten Welt. Datenschutz ist höchstes Gut, aber bei Instagram, Facebook und Co. werden die intimsten Momente und Stimmungen festgehalten und veröffentlicht.

In unserer Branche gestaltet es sich mehr als schwierig anhand aussagekräftiger Fotos zu dokumentieren, was man auf die Beine gestellt hat, und damit in der Tat auch etwas Werbung für die eigene Leistung und Kreativität machen zu können. Der „CONFIDENTIAL!“-Stempel prangt in großen roten Lettern auf unserer Leistung und unsere Homepages strotzen nur so vor Langeweile, eben weil wir nichts zeigen dürfen.

Ein Jammer, wenn man gleichzeitig bedenkt, dass unsere Eventteilnehmer in den sozialen Netzwerken eher massiv freizügig sind. Angefangen vom geposteten Frühstück bis zum Afterwork wird alles gezeigt, womit sie ihre Zeit verbringen und eben auch das Event, auf dem sie sich gerade befinden. Alle Bilder mit dem Handy selbst gemacht, Qualität sowohl technisch wie auch inhaltlich grenzwertig, aber wer schaut da schon so genau hin. Sollte man aber, denn auch das fällt in gewisser Weise unter die Fürsorgepflicht von Auftraggeber und beauftragter Agentur.

Gruppenbilder sind mit maximal 6 Personen schon überfüllt, deren Köpfe sich in einem merkwürdigen Winkel von mehr oder weniger 60° gruppieren. Der mit den längsten Armen schaut besonders verkniffen drein, weil er auch noch den Auslöser betätigen muss.

Beim nächsten Motiv steht der Kollege auf dem Biertisch im Wiesn-Zelt in eindeutig kompromittierender Pose oder hängt mit peinlichen Flecken auf dem Karohemd unter selbigem. Der Fotograf, selbst, auch nicht ganz nüchtern, drückt nicht nur auf den Auslöser seines hochauflösenden Handys. Nein, er stellt es mit besoffenem Kopf auch noch direkt online. Wenn es dann ganz dumm läuft, stolpert ein Bekannter oder die Ehefrau daheim darüber und … das Netz vergisst nichts.

Daher möchte ich heute eine Lanze brechen für die gute alte Event-Foto-Reportage. Einen Menschen aus Fleisch und Blut, der mit entsprechender Erfahrung, Empathie und geschultem Auge für den richtigen Moment nicht nur fröhliche Gesichter, sondern auch Gefühle, Stimmungen und Atmosphäre in seinen stilvollen Bildern einfriert und sicherstellt, dass niemand bloßgestellt wird oder wenig geschickte Momente zur Schau gestellt werden.

Nun haben Sie vielleicht Bedenken, dass ein möglicher Fauxpas in Sachen Bildrecht dann zu ihren Lasten fällt?! Das ist aber mit einem Satz ganz leicht aus der Welt zu schaffen. Im Vorfeld geben Sie folgenden Satz in die Einladung zum Event: „Beim Event werden Foto- und Filmaufnahmen gemacht. Wenn Sie nicht möchten, dass Sie fotografiert oder gefilmt werden, dann geben Sie uns bitte im Vorfeld Bescheid oder wenden Sie sich an das Foto-/Filmteam vor Ort.“ Ein erfahrener Event-Fotograf wird diese Bilder aussortieren bzw. diese, erfahrungsgemäß äußerst seltene Spezies, erst gar nicht in den Fokus nehmen.

Alle anderen freuen sich, dass sie hochwertige Bilder von sich und ihrer Veranstaltung erwarten dürfen und das störende Posing während der Veranstaltung bleibt weitgehend aus. Die Bilder können im Nachgang des Events im abgesicherten Bereich von Internet oder Intranet heruntergeladen werden und stellen ein schönes Follow Up dar.

Ich möchte nicht verschweigen, dass Sie die Hardliner unter den Selbstdarstellern, die sich ‚real time‘ bei Facebook wiederfinden müssen, nicht erreichen, aber das ist die Ausnahme. Alle anderen freuen sich, das Event einfach nur genießen zu dürfen und trotzdem schöne Bilder zu bekommen.


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Autor: Gastautorin: Gabi Schares

Veröffentlicht am: 13.10.2016


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André Karpinski ,
Kaiserschote
27. September, 06:37 Uhr

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