Jetzt MICE Club-Mitglied werden oder 30 Tage kostenfrei testen

Hotels & Locations, Destinationen

Ein Käfer am Tegernsee

Der jüngste Coup des Feinkostkönigs

Das Gut Kaltenbrunn bei Gmund am Tegernsee kann auf eine Geschichte zurückblicken, die bis in die vorchristliche Zeit zurückreicht. Seit 1975 im Privatbesitz der Unternehmerfamilie Schörghuber, lag das traditionsreiche und malerische Anwesen über den Ufern des Tegernsees nun fast ein Jahrzehnt lang brach – sehr zur Missstimmung von Einheimischen und Urlaubsgästen, die hier einst einen der schönsten Biergärten Bayerns vorgefunden haben.

Nun hat der Münchener Feinkostkönig Michael Käfer Gut Kaltenbrunn auf 15 Jahre hinaus gepachtet. Seit dem 24. Juni werden hier wieder Gäste bewirtet und können die herrliche Aussicht auf den Tegernsee und die umgebenden Berge genießen. Erst 2016 aber wird die rund 20 Millionen Euro teure Umgestaltung des gesamten Anwesens abgeschlossen sein. Insbesondere für Firmenfeiern und -jubiläen wird diese Location dann auch für die MICE-Branche wieder interessant werden, auch wenn es direkt vor Ort keine Übernachtungsmöglichkeiten geben wird.

Trügerische Sicherheit

Dabei sahen die ursprünglichen Pläne ganz anders aus. Die Blaupause für die Modernisierung und Restaurierung des Gutshofes mit seinen verschiedenen Gebäuden lag schon in der Schublade – und wurde 2008 per Gerichtsbeschluss nach dem Protest von Heimatschützern auf Eis gelegt. Denn eigentlich sollte aus Gut Kaltenbrunn ein Luxushotel werden. Der bereits von der Gemeinde Gmund genehmigte Bebauungsplan wurde in letzter Instanz jedoch für nichtig erklärt, da hier der Denkmalschutz in „nicht mehr zu rechtfertigender Weise“ missachtet worden sei. Kurzum: Die baulichen Maßnahmen hätten damit nicht nur nach Ansicht der Anwohner, sondern auch nach Meinung der Richter das typisch bayerische Kleinod weitgehend „verschandelt“.

Darüber hinaus sendete der Bayerische Verfassungsgerichtshof eine generelle Botschaft an alle Kommunen aus. Denn diesen obläge die Aufgabe, die Denkmäler der Kunst, der Geschichte und der Architektur sowie die Landschaft zu schützen und zu pflegen. Drum prüfe also, wer sich voreilig an den historischen und natürlichen Top-Spots in seiner Umgebung „vergreift“. Eigentümer wie Investoren müssen nach diesem Gerichtsurteil hinnehmen, dass ihnen eine möglicherweise rentablere Nutzung des Grundstücks verwehrt bleibt.

Ein Käfer, der läuft und läuft und läuft

Nun hat die Käfer-Dynastie das Sagen auf dem Gut Kaltenbrunn. Innenarchitekt Peter Bruchberger hat dem Anwesen einen „Luxus-Alm-Anstrich“ verpasst. Außen ließ man aus den erwähnten Denkmalschutzgründen weitgehend alles beim Alten, für die Inneneinrichtung hingegen hatte man freie Hand. Auch Besitzerin Alexandra Schörghuber findet die neue Lösung wunderschön. Ihre Familie habe immer zum Wohl der oberbayerischen Heimat investieren wollen, was von vielen missverstanden worden sei.

Mit fast 1.100 Plätzen im Biergarten und in den Gaststuben möchte Michael Käfer alle Bevölkerungsschichten erreichen. Gastronomisch in den Vordergrund spielen sich dabei regionale Produkte aus der eigens gegründeten Erzeugergemeinschaft „Käfer Gut Kaltenbrunn“. Zum Teil sieht man die tierischen Fleischerzeuger unterhalb des Biergartens grasen. Eine eigene Fischzucht und Gemüsegärten sind in Planung. Es sollen in Zukunft auch Obstbäume gepflanzt und eigener Schnaps gebrannt werden.

Gut Kaltenbrunn am Tegernsee

Quo vadis, Idylle?

Preislich gesehen begibt man sich auf Gut Kaltenbrunn freilich in Käfer’sche Sphären, womit „alle Bevölkerungsschichten“ am Ende doch nicht bedient werden dürften, auch wenn es die Speisekarte an sich hergeben würde. Nichtsdestotrotz sind bereits die ersten Wochenenden praktisch ausgebucht, vor allem von Hochzeitsgesellschaften.

Im zweiten Bauabschnitt soll ein Hofladen entstehen, während aus Rinderstall und Heustadl Veranstaltungsräume mit Platz für bis zu 600 Personen werden. Im Pferdestall wiederum soll der traditionelle Einzelhandel mit seinem Kunsthandwerk eine Verkaufsfläche finden. Im Innenhof dürfte ab dem kommenden Sommer dann auch ausreichend Platz für Märkte, Sportveranstaltungen und Konzerte geschaffen sein. Ein Spielplatz für Kinder ist gerade im Entstehen, nur mit ausreichend Parkplätzen hapert es noch am laut Michael Käfer „schönsten Ort der Welt“.

Ganz besonderen Wert legt der Pächter darauf, dass Gut Kaltenbrunn kein exklusives Refugium für die Schickeria werden soll. Falls ihm sein Name und Ruf nicht vorauseilen, könnte es tatsächlich so kommen.


Das könnte Sie auch interessieren:


Bildquelle: Chris Tolle / www.tegernsee-art-gallery.com, Jürgen Welte

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 25.06.2015


Verfasse einen Kommentar

×

×