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Destinationen, Best Practice - Markenwelt/Messe

Bachelor, Bergdoktor und der dritte Mann

Wie Drehorte im Destinationsmarketing in Szene gesetzt werden

Die Ladies schmachten, die Wildnis ruft – der Bachelor ist wieder da. Und was wäre er ohne seine Villa im trendigen Kapstadt, das von den Serienmachern geschickt in Szene gesetzt wird? Lust machen die Außenaufnahmen schon – auch wenn das Streicheln von Geparden und das Füttern von Nilpferden vielleicht kein authentisches Bild von naturnahem Tourismus vermitteln. Sei´s drum. Schön ist die gezähmte Wildnis allemal, und man wird ja träumen dürfen.

TV-Formate und Urlaubsprospekte verkaufen Träume. Auch wenn das Fernsehen mit Illusionen spielt, Urlaub dagegen erlebt werden will (oder manchmal auch muss), ist es diese Verbindung, die immer mehr Filmtouristen an verschiedenste Drehorte weltweit bringt. Spielfilme wie James Bond und Co. haben Reisen in weit entfernte, exotische Ziele erst ausgelöst und dass Mittelerde in Neuseeland und der Planet Tatooine in Tunesien liegt, weiß ja nun jedes Kind.

Für die Privatsender ist die kluge Destinationswahl bald schon Pflicht. Ob für Bachelor, Kreuzfahrer oder für Heidi‘s Models auf dem Weg zum Ruhm: Wenn die Inhalte auswechselbar werden, jeder Sender ähnliche Formate zum Abnehmen, Auswandern, Partner finden oder zum genüsslichen Fremdschämen produziert, dann sind es eben die Drehorte von Mallorca bis Kapstadt oder von L.A. bis Singapur, die Einschaltquoten bringen. Diese werden fast zwangsläufig immer exotischer, rücken sich in den Vordergrund und ins richtige Licht.

Aber auch ganz ohne Exotik kann die richtige Serie einen Ort erfolgreich machen. Der ZDF- Bergdoktor macht es vor – und das seit Jahren. Ellmau in Tirol vermarktet sich als Seriendrehort perfekt, alljährliche Bergdoktor-Wochen und eine passende Briefmarke inklusive. Für seine besonderen Verdienste um das Filmland Tirol wurde der Schauspieler Hans Sigl im Jahr 2012 sogar ausgezeichnet. Ebenfalls in Österreich, in Wien, finden wir den Beweis, dass die geschickte Vermarktung von Drehorten keine wirklich neue Errungenschaft ist. Seit fast 30 Jahren werden Touristen dort auf den Spuren des Filmklassikers „Der dritte Mann“ ober- und unterirdisch durch die Stadt geführt.

Der Reiz des Echten – Steilvorlage für Incentives

Was macht den Reiz des Reisens „auf den Spuren von…“ aus? Das Zusammentreffen von Illusion und Wirklichkeit, eine gewisse Vertrautheit mit einem Ort, den man oft gesehen hat, schon zu kennen meint und nun live erleben darf. Aus dieser Vertrautheit heraus sind bekannte Drehorte auch für Incentives und Teambuildings ein echter Renner. Ort bekannt, Plot vorgegeben – daraus lassen sich interessante und spannungsreiche Tage gestalten. Die bekannten Formate geben massenhaft Steilvorlagen, um Teamfähigkeit zu trainieren, Wir-Gefühl zu erzeugen oder Gemeinsamkeit zu erleben.

Destinationsmarketing will beherrscht werden

Mehr und mehr Agenturen oder Anbieter wie filmtourismus.de nutzen die Potenziale von Drehorten und setzen sie geschickt in Buchungszahlen um. Naheliegend, dass auch immer mehr Destinationen auf diesem Zug mitfahren möchten. Aber – Destinationsmarketing ist ein Business, das beherrscht werden will und das gelingt bei Weitem nicht immer. Was motiviert uns dazu, einen Drehort zu besuchen, wie baut man als Destination eine längerfristige Verbindung auf, wie spielt man richtig und erfolgreich mit der Thematik?

Das kann doch nicht so schwer sein? Immer mehr Stadtverwaltungen haben eigene Filmbeauftragte, die es schaffen sollen, Filmcrews in ihre Stadt zu ziehen, um den Tourismus anzuregen. Oft mit dem zweifelhaften Ergebnis, dass man die Stadt im Film nicht erkennt, die Bewohner aber mehr und mehr Nerven verlieren, wenn wieder einmal öffentliche Orte langfristig für Aufnahmen gesperrt sind.

Aufgemerkt: Destinationsmarketing wird dann sinnvoll, wenn die Destination auch erkennbar ist. (Ja, manchmal ist es wirklich so einfach!) Und – alle sollten profitieren. Am Ende bleibt der Wunsch nach mehr Aufklärung, um die richtigen und wichtigen Aspekte des Tourismus ins Bewusstsein von Verantwortlichen, Filmproduzenten und Marketingexperten zu rücken.

Und ganz am Ende bleibt die eine Auserwählte, mit der der Bachelor für immer glücklich wird. Natürlich. Und natürlich wird sie ihre kostbare Rose vor einem sternenfunkelnden Himmel erhalten, mit der glitzernden Skyline von Kapstadt im Hintergrund. Ist das nicht herrlich?

Autor: Andrea Goffart

Veröffentlicht am: 13.02.2014


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