Jetzt MICE Club-Mitglied werden oder 30 Tage kostenfrei testen

Mobilität, Themensammlung - Corporate Responsibility

Abheben mit „Öko-Siegel“

Klimaverträglich Fliegen – geht das überhaupt?

Wo geflogen wird, da fallen CO2-Emissionen an. Kein Verkehrsmittel stößt je Person und Kilometer mehr Klimagas in die Atmosphäre als das Flugzeug. Zum Vergleich: Die Werte bei Autofahrten liegen um das Zweieinhalbfache niedriger, Bahnreisen sind sogar fast zehnmal so klimafreundlich. Ebenfalls interessant: Business-Class-Flieger verbuchen einen bis zu 40 % höheren CO2-Ausstoß als ihre Economy-„Kollegen“, da aufgrund des größeren Platzangebots die mögliche Passagierauslastung im Flugzeug abnimmt. So oder so: Schon aus Entfernungs-, Komfort-, Preis- und Termingründen gibt es insbesondere in der MICE-Branche oft keine wirklich sinnvolle Alternative zum Fliegen.

Was also tun, wenn man in Zeiten des Klimawandels seiner ökologischen Verantwortung gerecht werden will oder auch muss, weil immer mehr Zielgruppen danach verlangen? Hier bietet sich die Neutralisierung des bei Flugreisen anfallenden CO2-Ausstoßes durch die Investition in nachhaltige Klimaschutzprojekte an. Vorreiter auf diesem Gebiet ist die Non-Profit-Organisation atmosfair mit Sitz in Bonn. Herzstück ihres Engagements ist der sogenannte CO2-Rechner, ein Online-Tool, das die Emissionsbelastung von Flugreisen berechnet und dem User die Möglichkeit entsprechender Kompensationszahlungen anbietet.

CO<sub>2</sub>-Emissionen lassen sich über das Pro Sky-Tool individuell berechnen

Ein fairer Deal zugunsten der Umwelt

Natürlich ist kein noch so gut gemeintes Kompensationsmodell gleichbedeutend mit der grundsätzlichen Vermeidung von Emissionen. Inwieweit diese im weltweiten Flugreiseverkehr grundsätzlich reduziert werden können, ist von vielen Faktoren abhängig. Angefangen bei der Entwicklung effizienterer Antriebe über die bestmögliche Auslastung von Flugzeugen bin hin zu den persönlichen Auswahlkriterien der Fluggäste greifen hier viele Räder ineinander.

Im Gegensatz etwa zum weltweiten Handel mit CO2-Zertifikaten aber ist bei atmosfair sichergestellt, dass die sogenannte „Klimagebühr“ zum Ausgleich der Emissionsbelastung durch Flugreisen in konkrete Klimaschutzprojekte investiert wird. So werden mit den eingenommenen Geldern beispielsweise Solarküchen in Indien oder Biogasanlagen in Thailand unterstützt, um die dortigen CO2-Emissionen zu senken und die lokale Wirtschaft anzukurbeln.

Man mag auch Kritik üben an Programmen dieser Art, bei denen man auf Ausgleich statt Vermeidung setzt. Dennoch bewirken sie viel Positives und besitzen darüber hinaus aufklärerische Wirkung. Solange man sich in den Unternehmen natürlich nur einen „grünen Anstrich“ verpasst, indem man auf die Spendenbereitschaft der eigenen Kundschaft setzt, ist es noch ein sehr weiter Weg zu wirklich nachhaltigem Wirtschaften. Langfristig betrachtet ist nur die feste Verankerung des Nachhaltigkeitsgedankens in den Unternehmensphilosophien und dessen gelebte Umsetzung in allen relevanten Prozessen tatsächlich eine „nachhaltige“ Lösung.

In Kooperation mit dem MICE Club bietet das German Convention Bureau e.V. (GCB) im Rahmen des deutschen Weiterbildungsprogramms der IMEX in Frankfurt spannende Messerundgänge zu aktuellen Themen an. So leitet Jürgen May, Geschäftsführer von 2bdifferent am 19. und 20. Mai 2015 die Guided Tour „Unternehmerische Verantwortung als Wettbewerbsvorteil in der MICE-Branche“. Im Fokus steht dabei die Aufgabe, Nachhaltigkeitsaspekte in glaubhafte Businessstrategien umzuwandeln, um langfristig am Markt erfolgreich zu sein. Als Praxisbeispiel wird dabei auch die noch junge Kooperation des Flugreisespezialisten Pro Sky mit atmosfair thematisiert.

Online den ökologischen Fußabdruck ermitteln

Mit Pro Sky beteiligt sich erstmalig ein Anbieter für Gruppenflüge und Privatjets an dem Programm von atmosfair und hat den CO2-Rechner in einer neuen Variante auf seiner Homepage integriert. Hierfür wurde das Online-Tool auf die Bedürfnisse von Agenturen und Unternehmen aus der MICE-Branche angepasst. Damit werden nicht mehr nur Linienflugplätze, sondern auch Flugzeugcharter und Privatjetflüge einkalkuliert.

Das Funktionsprinzip des CO2-Rechners ist einfach: Über die Eingabe der genauen Flugdaten wie Start-, Ziel- und ggf. Umsteigeflughafen, Anzahl der Hin- und Rückreisenden, Sitzklasse, Flugart und Flugzeugtyp werden die für jede Flug- bzw. Jet-Buchung zu erwartenden CO2-Emissionen berechnet. Diese werden dann mithilfe von Balkendiagrammen anschaulich in Relation gesetzt zu vergleichbaren Umweltbelastungen bei anderen Reiseformen, in Entwicklungsländern oder pro Kopf im Jahresmittel.

Abschließend ermittelt der CO2-Rechner einen Geldbetrag, mit dem sich die Klimarelevanz des Fluges „neutralisieren“ lässt. Die Entrichtung dieser Klimagebühr ist natürlich rein freiwillig und in der Höhe variabel, lässt sich aber bei jeder Pro Sky-Buchung obendrauf packen. Selbst wer nichts „spendet“, kann sich durch den CO2-Rechner über den ökologischen Fußabdruck informieren, den der nächste Gruppenflug nach sich ziehen wird. Es lassen sich selbstverständlich auch Vergleiche im Hinblick auf Routen, Flugzeugtypen oder Sitzklassen anstellen und auf diese Weise womöglich klimafreundlichere Reisealternativen finden.

Eine auf Nachhaltigkeit ausgelegte Kooperation

Die neu angelaufene Kooperation zwischen Pro Sky und atmosfair wurde erstmalig auf der VDR-Frühjahrstagung in Wiesbaden vorgestellt. „Wir geben unseren Kunden damit ein Tool an die Hand, mit dem sie sich ganz einfach über ihren eigenen CO2-Footprint informieren und bei Bedarf die entstandenen Emissionen direkt kompensieren können“, erläutert Armin Truger, CEO der Pro Sky AG, das Ziel des Vorhabens.

CEO Armin Truger

Nachhaltiger erscheint da schon folgende Aussage von Armin Truger: „Als Unternehmen tragen wir ebenso wie jeder einzelne Mensch Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Machen wir die Welt durch unser Handeln schlechter oder besser? Klar ist: Die Luftfahrt ist wichtig für Menschen und Organisationen weltweit, sie belastet aber zugleich die Umwelt.“ Als Spezialist für maßgeschneidertes Fliegen sei es daher das erklärte Ziel, gemeinsam mit atmosfair interessierte Partner über die ökologischen Auswirkungen von Business-Flugreisen zu informieren und dahingehend konkrete Lösungen anzubieten.

Der CO2-Rechner soll nur den Anfang der Zusammenarbeit zwischen Pro Sky und atmosfair markieren. Besonders die Aufklärung über die möglichen Klimafolgen von Flugreisen wird im Mittelpunkt weiterer Maßnahmen stehen. Gleiches gilt für die gezielte Kommunikation dieser Problematik in Richtung Firmenkunden auf der ganzen Welt. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sollen die Mitarbeiter der Pro Sky AG an den bislang vier Standorten des Unternehmens in Köln, Paris, Zürich und São Paulo spezielle Schulungsmaßnahmen durchlaufen.

Die Zukunft wird zeigen, inwieweit die Zusammenarbeit von Pro Sky und atmosfair Früchte trägt und von der eigenen Klientel angenommen wird. Tatsache ist, dass man es in der Führungsetage des Unternehmens nicht bei einer „freiwilligen Umweltzuzahlung“ seitens der Kunden belassen möchte. Es wurde vielmehr ein Umdenkprozess eingeläutet, dem hoffentlich noch weitere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz folgen werden.


Das könnte Sie auch interessieren:


Bilderquelle: PRO SKY AG

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 28.04.2015


Verfasse einen Kommentar

×

×