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Hotels & Locations, Destinationen, EventTech

Open Data als Schlüssel zum Standortmarketing der Zukunft

Hochwertige Daten und KI verbessern das Kundenerlebnis

Die Welt von Meetings, Tagungen und Kongressen befindet sich in einem umfangreichen Transformationsprozess. Zwar haben sich Veranstaltungen als Spiegel der Gesellschaft seit jeher verändert, allerdings erleben wir in den letzten Jahren eine möglicherweise nie dagewesene Dynamik. Die rasante technologische Entwicklung, die immer spürbareren Auswirkungen des Klimawandels, internationale Konflikte und die Folgen einer Pandemie zeigen: Ein „Zurück auf Los“ kann es nicht geben. Genau diese Tatsache eröffnet jedoch einen enormen Möglichkeitsraum für die Stakeholder der Veranstaltungswirtschaft.

Impulsgeber Business Events

Zunächst einmal sind Business Events nicht lediglich Gegenstand – oder gar Spielball – der Transformation, sondern gleichzeitig auch ein bedeutender Problemlöser für die komplexen Herausforderungen unserer Zeit. Sie können somit zum Treiber und inhaltlichen Impulsgeber für eine Vielzahl von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen werden. Der Tagungsstandort Deutschland und seine Stakeholder können hier aufgrund ihrer Marktposition einen wesentlichen Beitrag leisten.

Rein quantitativ betrachtet rangiert der Tagungsstandort Deutschland seit vielen Jahren konstant unter den Top-Destinationen weltweit. So war Deutschland laut IPK International im Jahr 2021 erneut mit Abstand das beliebteste Geschäftsreiseziel der Europäer, wobei knapp die Hälfte dieser insgesamt 4,5 Mio. Reisen einen MICE-Anlass hatte. Auch global betrachtet gibt es kein Land, in das mehr beruflich motivierte Reisen unternommen werden als nach Deutschland. Diese wertvollen Marktanteile für die Zukunft zu sichern bzw. weiter auszubauen, erfordert in einem dynamischen Wettbewerb mit veränderten Kundenbedürfnissen jedoch stetige Weiterentwicklung. Aus dem Kreis der Megatrends, die die Transformation der Veranstaltungswelt prägen, möchte ich an dieser Stelle einen herausgreifen und unter einem spezifischen Gesichtspunkt konkretisieren: die digitale Transformation und die damit verknüpfte Notwendigkeit von systematischem Datenmanagement.

Künstliche Intelligenz im MICE-Sektor

Chatbots zur Unterstützung des Buchungsprozesses, auf Fahrgastwünsche angepasste Routen im ÖPNV auf dem Weg zum Event oder Self-Check-in bei Veranstaltungen – der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) rund um Business Events ist keine Frage von „ob“, sondern von „wann“ und „wie“. Ein mögliches Zukunftsszenario könnte in diesem Zusammenhang der „Smart Meeting Assistant“ (SMA) sein, den das GCB und das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in ihrer Studie zur Plattformökonomie identifiziert haben. Der SMA, von hoch entwickelter KI getrieben, könnte Veranstaltungsplaner*innen über ihre komplette Customer Journey hinweg begleiten, von der ersten Idee über die Konfiguration des Events bis zur Auswertung von Teilnehmerdaten im Nachgang.

Smart Meeting Assistant

Wohin die Entwicklung im Bereich KI bei Business Events im Einzelnen auch gehen mag, ob zum SMA oder zu Tools, die wir heute noch gar nicht erahnen können, an einem elementaren Faktor führt kein Weg vorbei: Der Einsatz von KI ist nicht und kann niemals Selbstzweck sein, sondern dient immer dazu, die Bedürfnisse der Kund*innen möglichst optimal zu erfüllen, ihre User Experiences zu verbessern und daher auch die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen entsprechend auszurichten. Der Schlüssel zur Erreichung dieses Ziels liegt in digitalem Datenmanagement.

„Seamless MICE“ statt Flickenteppich

Banal, aber wahr: KI-Anwendungen brauchen Daten – und zwar viele. Eine der zentralen Aufgaben im Kontext von digitalem Datenmanagement und KI ist es daher, Daten- und Anwendungssilos aufzubrechen, um den Usern – bspw. Veranstaltungsplaner*innen oder Veranstaltungsteilnehmer*innen – die jeweils gewünschten Informationen schnell, korrekt, strukturiert, aktuell und personalisiert bereitstellen zu können. Eine wichtige Rolle kommt dabei auch dem Kriterium „vernetzt“ zu. Ein simples Beispiel: Die Planung eines Veranstaltungsbesuches besteht üblicherweise aus einer Vielzahl einzelner Schritte, darunter die Buchung von Bahn- oder Flugtickets, von Übernachtungen, Recherchen zum Wetter, evtl. zu einem Taxi-Dienst, zu Standorten von Leihrädern oder E-Rollern, zu Restaurants vor Ort, zum Programm der Veranstaltung, zu Sicherheits- und Hygienevorkehrungen und so weiter. Aktuell ist dafür eine fast ebenso große Zahl an Anwendungen erforderlich, die für den Nutzer eher einem Flickenteppich statt „seamless MICE“ entsprechen. Jede Anwendung verwaltet „ihre“ Daten.

Hochwertige Dateninfrastruktur

Abhilfe schafft eine hochwertige Dateninfrastruktur unter anderem in Form von Open Data. Damit Produkte und Leistungen der Anbieter am Tagungsstandort Deutschland künftig an möglichst vielen digitalen Touch Points sowie über unterschiedliche Ausgabekanäle hinweg gefunden und verarbeitet werden können, müssen sie maschinenlesbar sein und bestimmten Anforderungen entsprechen, d.h. sie müssen in einer einheitlichen Ordnung strukturiert aufbereitet werden. Dies liefert die Grundlage, um die Möglichkeiten digitaler Technologien – wie künstlicher Intelligenz – in der Vermarktung der Produkte und Leistungen effizient einzusetzen. Durch die Verknüpfung der Daten in einem Knowledge Graph können zudem die Beziehungen zwischen verschiedenen Daten über semantische Abfragen dargestellt und ausgespielt werden.

Vorschau auf Knowledge Graph MICE

Open Data für den Tagungsstandort Deutschland

Angedockt an das Projekt der Deutschen Zentrale für Tourismus e.V., die gemeinsam mit den Landesmarketingorganisationen und Magic Cities das Projekt „Open Data im Tourismus“ umsetzt, soll unter Leitung des GCB auch das MICE-Angebot in Deutschland möglichst umfangreich in Form offener Daten abgebildet und in einem Knowledge Graph gebündelt, dadurch besser zugänglich gemacht und für komplexe Abfragen verknüpft werden. Open Data ist dabei nicht nur ein zentraler Lösungsansatz, um größere Sichtbarkeit und Reichweite für den Tagungsstandort Deutschland zu erzielen und somit wertvolle Marktanteile im internationalen Wettbewerb zu sichern. Zusätzlich wird auch der Pflegeaufwand für die Anbieter nachhaltig reduziert. Open Data bietet darüber hinaus die Basis für neue Geschäftsmodelle durch innovative Anwendungen und Services, die für Veranstaltungsplaner*innen einen signifikanten Mehrwert darstellen.

Frau mit Tablet

Unverzichtbare menschliche Kompetenzen

Wer nun befürchtet, Open Data und KI könnten menschliche Interaktion obsolet machen: Ganz im Gegenteil. „Im Mittelpunkt der Digitalisierung steht der Mensch. KI ist eine Chance, Menschen noch schneller zu erreichen, ihre Wünsche und Bedürfnisse noch genauer zu ergründen und durch ‚mass-customized Services‘ eine neue Qualität der Kundenzufriedenheit zu erreichen“, so Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstands der Deutschen Zentrale für Tourismus e.V. in ihrem Vorwort zur DZT-Publikation „Künstliche Intelligenz im Deutschlandtourismus“. Anwendungen der Plattformökonomie, hochentwickelte KI oder Projekte wie Open Data erfordern zwar eine hohe Digitalkompetenz der Mitarbeiter*innen, gleichzeitig ermöglichen sie es, Kraft- und Zeitressourcen einzusparen bzw. gezielter einzusetzen. Digitalisierung und Automatisierung bedeuten nicht, dass aus dem „People Business“ von Veranstaltungen ein anonymes IT-Business wird. Die Technologie unterstützt Menschen dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und eben jene Aufgaben zu erfüllen, die keine KI auf absehbare Zeit wird übernehmen können: individuell zu beraten, sich um Gäste zu kümmern oder kreative Prozesse für überzeugende Veranstaltungen in authentischer Atmosphäre anzustoßen.

Weitere Informationen zum „Open Data MICE“-Projekt des GCB: https://opendata.gcb.de


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Bildquellen: © iStock.com / matejmo, © GCB, © unsplash.com / Marta Filipczyk

Autor: Gastautor: Matthias Schultze (GCB)

Veröffentlicht am: 16.11.2022


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