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Meinung, Agenturen

Wenig Substanz

Durchwachsenes Fazit zur BrandEx und BOE

Wenig Substanz

Dortmund, das Mekka der deutschsprachigen Eventbranche: Wie in jedem Jahr pilgert die Eventindustrie in die Westfalenhallen nach Dortmund - und anders als in den Vorjahren führt sie der Weg nicht durch Schlamm und Provisorien: Der neue Eingangsbereich ist richtig schick geworden. Und so bahnt man sich seinen Weg nicht durch diverse Outdoor-, Zelt- und Grillanbieter, sondern landet in einer aufgeräumten Eingangshalle, die als Entrée zur Messe wirklich etwas hermacht.

Wilder Westen inklusive

In den Hallen 5 und 6 ist das Bild ein anderes: Man fühlt sich in einen alten Westernfilm zurückversetzt, wo in der Einöde von links nach rechts Strohballen durch's Bild fliegen: Auf einer gefühlt Fußballfeld großen Fläche sind vier vereinzelte Aussteller positioniert worden, dazwischen ein großes leeres Nichts. Grund dafür ist die missglückte Integration des mbt Meetingplace, der im vergangenen Jahr die Segel gestreckt und seine Integration in die Best of Events verkündet hatte. Daraus wurde wohl nichts: Kurz vor der Messe löste sich das Überbleibsel in Schall und Rauch auf. Übrig bleibt eine desaströse Außenwirkung für den Messeplatz Dortmund; schließlich misst man sich als Messeveranstalter am Verkauf von Fläche.

Verwaister PREGAS-Stand

Überhaupt hat der Weggang von Projektleiter Henrik Bollmann Spuren hinterlassen: Sein Nachfolger Marvin Boettcher übernahm das Ruder erst im Oktober vergangenen Jahres. Zu wenig Zeit, um sich umfassend einzuarbeiten und alle Belange der langjährigen Aussteller zu kennen. So wurden die über Jahre lieb gewonnenen Stammplätze zahlreicher Aussteller kurzerhand und ohne jedwede Information bzw. Rücksprache anderweitig vergeben - sehr zum Unmut der treuen Stammkundschaft. Auch in der Kommunikation lief so einiges schief: Teilweise bekamen Aussteller über Monate hinweg keinerlei Rückmeldung auf Anfragen.

Messe erlebt in der Außenwirkung einen deutlichen Rücksetzer

So erfährt die Best of Events nach Jahren der kontinuierlichen Verbesserungen einen deutlichen Rücksetzer. Die Halle 7 wurde fast vollends dem Klamauk geopfert, der Großteil der Education-Bühnen gut versteckt in die hintersten Ecken verlagert und die Bemühungen, im MICE-Segment Boden gut zu machen, ad absurdum geführt. Insgesamt wirkt die Messe so schlecht besucht wie seit Jahren nicht mehr. Das mag vordergründig daran liegen, dass sich das einstige Klassentreffen der Live-Kommunikations-Akteure in den Gängen - wie von mir bereits letztes Jahr vorhergesagt - vollends auf das vorgelagerte BrandEx-Festival verschoben hat. Die großen, auch am ersten Messetag schon über die Messe pilgernden, Schüler- und Studentengruppen tragen zur Qualität der Fachbesucherstruktur nicht wirklich bei. Nur so lässt sich wohl erklären, warum laut Registrierungspartner doo mehr registrierte Teilnehmer als im Vorjahr zu verzeichnen sind.

BrandEx-Programm weiß wieder nicht zu überzeugen

Tags zuvor beim vorgelagerten BrandEx-Festival ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. Anders als im Vorjahr, wo sich bis zur Mittagszeit nur wenige Festivalbesucher in die Halle verirrten, ist das Festival in diesem Jahr bereits zu Beginn gut gefüllt. Ein Blick in die Gesichter der Besucher verrät auch hier, dass das sehr günstig angebotene Nachwuchsticket rege Nachfrage erfahren hat. Der spätere Beginn und die deutlich reduzierte Zahl an Beiträgen im Vergleich zum Vorjahr tragen zu einer weiteren Verdichtung bei, nicht zuletzt, weil aus dem Vorjahr die Lehre gezogen wurde, die tagsüber überwiegend verwaiste Hauptbühne aus dem Zentrum des Geschehens an den Rand der Halle hinter einem Vorhang verschwinden zu lassen: Eine gelungene Verbesserung, die wesentlich zur Atmosphäre der Veranstaltung beiträgt und die zentrale Networking-Area mit ihren Catering-Ständen zu einem belebten und beliebten Treffpunkt werden lässt.

Doch die Inhalte der Festivalbeiträge bleiben leider auch im zweiten Jahr hinter den Erwartungshaltungen vieler befragter Teilnehmer zurück. Die überwiegend 30-minütigen Beiträge werden zu großen Teilen von Vortragenden referiert, denen die Inspiration der Zuhörer offenkundig weniger am Herzen liegt als die Übermittlung der eigenen werblichen Botschaft. Eine inhaltliche Vertiefung lassen sie in keinem Falle zu. Schwerer wiegt jedoch, dass der Veranstalter ein Festival konzipiert hat, bei dem jedweder Austausch und Interaktion mit den mündigen Fachbesuchern entweder nicht gewünscht oder schlichtweg nicht vorgesehen sind. So endet jeder Beitrag in der obligatorischen Frage, ob es noch Publikumsfragen gibt. Der vom Veranstalter gewählte „Silent Mode" - also das Zuhören über Kopfhörer - lässt gleichwohl jede Interaktion im Keim ersticken. Angesichts der Anwesenheit erfahrener Branchenakteure bleibt hier viel Potenzial für die Veranstaltung auf der Strecke, das diesjährige Schwerpunktthema des Festivals „Leidenschaft" wird nicht mit Leben gefüllt.

BrandEx-Awardverleihung - kurz & sachlich

Eben diese Leidenschaft lässt auch die anschließende Awardverleihung vermissen: In knackigen 100 Minuten galoppiert Moderator-Allzweckwaffe Aljoscha Höhn durch die sehr sachlich gehaltene Awardvergabe: 51 Preisträger in 17 Kategorien dürfen sich über Gold, Silber und Bronze freuen. Kurzes Interview, Einspieler des Siegerprojektes, Abmarsch, „Der Nächste bitte". Die kreative Idee und die Kriterien für die Auszeichnung bleiben dabei den Zuschauern verborgen. Das Bühnenbild beschränkt sich auf eine riesengroße Leinwand, Künstleracts oder lange Reden: Fehlanzeige.

Bei der anschließenden Party werden von den LECA-Caterern erstmals mehr vegane bzw. vegetarische Speisen als Gerichte mit Fleisch angeboten. Aus Nachhaltigkeitsgründen eine prima Sache. Warum aber der Großteil der Speisen ziemlich fad und ungewürzt schmeckt, bleibt das Geheimnis der Caterer - oder unterliegen fleischlose Speisen dem Primat, alle gleichförmig zu schmecken? Die auf den Menükarten seitens der Caterer abgegebenen Nachhaltigkeitsstatements hinterlassen ebenso einen faden Beigeschmack, stellen sie doch größtenteils einen ernsthaften Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit in Frage.

Nachhaltigkeit nicht konsequent gedacht

Überhaupt sind die Bemühungen des Veranstalters, die Veranstaltung nachhaltig zu gestalten, nicht zu Ende gedacht: Meine beiden ersten Berührungspunkte mit der Veranstaltung konfrontieren mich mit der Nutzung von vermeidbarem, nicht-recyclefähigem Plastik: So ist jeder der an die Teilnehmer ausgegebenen Kopfhörer in Plastikfolie eingeschweißt und ausgerechnet die leckeren Fruchtsmoothies werden in kleinen Plastikbechern unter die Leute gebracht.

So lautet das Motto des Festivals für 2021 „Die Kraft" - wünschen wir dem Veranstalter genau diese, um die vielen kleinen Defizite kraftvoll anzugehen.


Die Gewinner des diesjährigen BrandEx-Awards 2020 sind:

ARCHITECTURE

Best Stand S
Gold: OBI Wohnen & Interieur 2019, FRAMEWORK GmbH, OBI Deutschland
Silber: Porsche at Slush Conference 2018, tisch13 GmbH, Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
Bronze: Gold Digger – The Klarx Club, Atelier Damböck Markenkommunikation GmbH, Klarx GmbH

Best Stand M
Gold: WÜSTHOF at Ambiente 2019, Milla & Partner, WÜSTHOF GmbH
Silber: Bundesdruckerei HMI 2018 – Mit Sicherheit erfolgreich, Studio Bachmannkern GmbH, Bundesdruckerei GmbH
Bronze: Unveil The Future, Cheil MDLab, Hyundai Mobis

Best Stand L
Gold: Hyundai – Design your own world, ATELIER BRÜCKNER GmbH, Hyundai Motor Company
Silber: „Let’s build the city of the future“ – Wicona at BAU 2019, Atelier Seitz GmbH, Hydro Building Systems Germany GmbH
Bronze: Colmo at Appliance & Electronics World Expo, Uniplan GmbH & Co. KG, Office Shanghai, Colmo

Best Brand Architecture
Gold: KTM Motohall, ATELIER BRÜCKNER GmbH, KTM AG
Silber: Samsung City CES 2018, Cheil Germany GmbH, Samsung Electronics Ltd.
Bronze: Schüco / Experience Progress at BAU 2019, Schüco International KG, Schüco International KG

Best Thematic Exhibition
Gold: Sounds of Silence, Idee und Klang Audio Design, Museum für Kommunikation (Bern, Schweiz)
Silber: MöMö – Schweizer Mosterei- und Brennereimuseum, Aroma AG, Christoph Möhl
Bronze: Arabian Journeys, ATELIER BRÜCKNER GmbH, Saudi Aramco

Best Store Concept
Gold: kinder Ice Cream Frozen Store, fischerAppelt live marketing, Unilever Deutschland GmbH
Silber: Think at IBM Pop-up, George P. Johnson GmbH, IBM Deutschland GmbH
Bronze: Love Magenta, hartmannvonsiebenthal the brand experience company GmbH, Deutsche Telekom AG

EVENT

Best Brand Activation
Gold: Samsung Windows Into The Future, Cheil Germany, Samsung Electronics Germany GmbH
Silber: got2b @GLOW – Festival Hub, STAGG & FRIENDS GMBH, Henkel AG & Co. KGaA
Bronze: Porsche Sound Night 2018, STAGG & FRIENDS GMBH, Porsche Museum und historische Öffentlichkeitsarbeit

Best Conference
Gold: RHIZOME – Connected Kitchen Conference, PLANWORX AG, BSH
Silber: I AM Digital Convention 2018, Nordisk Büro, DWS Group
Bronze: Porsche Holding Konzerntagung 2018, KFP Five Star Conference Service GmbH, Porsche Holding Salzburg

Best Corporate Event
Gold: InvestmentAktuell 2019, DaS Le6en 2ählt, insglück Gesellschaft für Markeninszenierung mbH, Union Asset Management Holding AG
Silber: HCH. KÜNDIG & CIE. AG – ‘At the cutting edge‘, Bright Entertainment AG, HCH. KÜNDIG & CIE. AG
Bronze: Audi Dealer Meeting Marbella 2019, SCHMIDHUBER, Audi AG

Best Live PR
Gold: BMW Vision, iNEXT World Flight, VOX DAMS Events & Live Marketing, BMW Group
Silber: kinder Ice Cream Frozen Store, fischerAppelt live marketing, Unilever Deutschland GmbH
Bronze: Worldpremiere Porsche 911 “timeless machine“, Pure Perfection GmbH, Porsche AG

Best Motivation / Best Employee Event
Gold: Mercedes-Benz Global Training Experience Dresden 2019, jn jangled nerves gmbh, Mercedes-Benz Global Training / Daimler AG
Silber: Employee Campaign – INTAX Racingteam 2018, POMMEREL Live-Marketing GmbH, INTAX Innovative Fahrzeuglösungen GmbH
Bronze: #erlebehoch20, Agentur Passepartout GmbH & Co. KG, Agentur Passepartout GmbH & Co. KG

CROSSMEDIA

Best Integrated Brand Campaign
Gold: Stadt der Städte, TAS Emotional Marketing GmbH, Regionalverkehr Ruhr
Silber: 100 % Digital – from net to store, Hoya Lens Deutschland GmbH, Hoya Lens Deutschland GmbH
Bronze: got2b @GLOW – Festival Hub, STAGG & FRIENDS GMBH, Henkel AG & Co. KGaA

Best Interactive Installation
Gold: Samsung Windows Into The Future, Cheil Germany, Samsung Electronics Germany GmbH
Silber: SAP Interactive Showcase „Augmented intelligence“ at the Hannover Messe 2019, MCI Deutschland GmbH, SAP Deutschland SE & Co. KG
Bronze: IBM Watson IoT Intelligent Building Installation, MONOMANGO GmbH, IBM Deutschland GmbH

PLANNING, CRAFT, PRODUCTION

Best Craft (Project Management, Set, Construction, Design, Venue, Technologyics/Media, Show)
Gold: IQOS World Revealed by Alex Chinneck at Milan Design Week 2019, satis&fy AG, Phillip Morris Deutschland
Silber: Constellations – a drone choreography pays poetic homage to Frankfurt am Main, Atelier Markgraph GmbH, Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main
Bronze: Samsung Windows Into The Future, Cheil Germany, Samsung Electronics Germany GmbH

Best Catering
Gold: Brand messages good enough to eat – Catering SHIFT2019 by ottomisu, FR Event- und MesseCatering GmbH, ottomisu communication GmbH
Silber: Kirberg’s Corporate Food for Grand Hall Zollverein, Kirberg GmbH, Grand Hall Zollverein GmbH
Bronze: 60 YEARS OF ALLGUTH By LPS Event Catering, LPS Event Catering, Allguth GmbH

FRESH

Best Fresh Juniors
Gold: #FranceUnfiltered – all for the moment, Tian Lu, Uniplan GmbH & Co. KG
Silber: Whynotfrance – Wir räumen mit Klischees auf, Sven Bergert, Lina Rotert, Sarah Maurer, Jaqueline Kroh, Helen Jahn, fischerAppelt live marketing
Bronze: Baguette on Track, Karsten Göke, George P. Johnson GmbH

Best Fresh Students
Gold: #howtofrance, Domaris Kruse, Merve Karadeniz, lubh Internationale Hochschule
Silber: Bordeaux bis Marseille / Road to Berlin, Leon Tallner, ISM Stuttgart
Bronze: France ist an emotion, Carolina Beretta, Sabrina Kessel, CBS Cologne Business School


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Bildquelle: Dominik Deubner | MICE Club

Autor: Dominik Deubner

Veröffentlicht am: 27.01.2020


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Peggy Seehaus,
HypZert GmbH
30. Januar, 08:58 Uhr

Vielen Dank für diesen umfassenden Bericht. Leider bestätigt dieser meiner erneute Entscheidung gegen den Besuch in Dortmund. Ich war das letzte Mal vor 2 Jahren dort und total enttäuscht. Als Veranstalter habe ich dort Inspiration, Innovation, Weiterbildung und gute Kontakte gehofft. Letzteres konnte eher durch Zufall erfüllt werden. Es sind in Summe einfach zu viele der "Klamauk"-Aussteller und gerade die Abendveranstaltung war ein absolutes Desaster, dafür dass hier doch eigentlich Profis für Profis arbeiten sollten. Daher, vielen Dank, der Artikel wird mir auch die Entscheidung für nächstes Jahr erleichtern.

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Wolf Rübner,
EventCampus
29. Januar, 09:12 Uhr

Mein Kompliment, Dominik, für den ausgewogenen Bericht. Mit der Neukonzipierung der Award-Verleihung haben sich die Veranstalter verhoben. Die dortige Konstellation mit sehr unterschiedlichen Interessen ist auch nicht förderlich.

Leider bestätigt sich die alte Volksweisheit "der Schuster trägt die schlechtesten Schuhe" in unserer Branche viel zu oft.

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