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Ein Virus nimmt seinen Lauf

Alles im Wandel: Der Veranstaltungsmarkt 2021

Ein Virus nimmt seinen Lauf – und längst nicht den Hut. Das hat Auswirkungen auf den Veranstaltungsmarkt Deutschland. Wie und in welchem Tempo sich der Markt für Tagungen, Kongresse und Events 2021 erholen könnte, hängt von zahlreichen Indikatoren ab. Das Europäische Institut für TagungsWirtschaft (EITW) skizziert drei aktualisierte Szenarienanalysen zu den Auswirkungen der Corona-Krise.

Es bleibt ein Langstreckenlauf, der einen langen Atem und eine gehörige Portion Langmut braucht. Denn eine eindeutige Antwort auf die Frage, ob sich die Branche auf Vor-Corona-Niveau erholen wird, und vor allem wann, kann niemand geben. Zu vielschichtig sind die Variablen, die jede Prognose in Abhängigkeit zum weiteren Infektionsgeschehen sowie medizinischen und gesundheitsökonomischen Faktoren hält. Welches Szenario ergo am wahrscheinlichsten ist, hängt daher ebenso am Fortschritt der Impfkampagne wie an der Verfügbarkeit von Corona-Schnelltests. Nicht nur wahrscheinlich, sondern Fakt ist jedoch schon heute, dass sich der Veranstaltungsmarkt sowohl qualitativ als auch quantitativ wandeln wird. Und, das ist die wohl motivierende Erkenntnis, zu der das EITW gelangt: Er nimmt die Herausforderungen an.

„Wir brauchen nicht alles Bewährte über Bord zu werfen. Aber Erneuerung tut Not, schon um das Bewährte für die Zukunft zu sichern.“ (Roman Herzog)

Keine Prognose ohne Zahlen

Dass es nicht gut läuft, muss niemandem gesagt werden, der täglich um Ideen und Existenz ringt. Nach einem zögerlichen Re-Start im April 2020 hat das Veranstaltungsgeschehen durchaus wieder an Fahrt aufgenommen – von 0 Veranstaltungen bis zu einem Spitzenwert von 24,3 Veranstaltungen/Monat im September – die monatlichen Verluste haben abgenommen. Tendenziell wirkten sich diese bei Veranstaltungszentren kaum geringer aus als in den Tagungs- und Eventlocations. Lagen die Gesamtverluste im April bei nahezu 100 % (96,4 %), sanken sie im September auf 67,2 %: Das Teilnehmervolumen hatte sich zum Herbst 2020 auf etwa ein Viertel des Normalzustandes erholt. Wobei der Anteil an Kultur & Sport sowie lokalen Events deutlich über dem der Tagungen und Seminare lag.

Und dann kam der Herbst. Er brachte schlechtes Wetter, steigende Fallzahlen und den nächsten Lockdown, zunächst als „softe Version“ – der Rest ist Geschichte. Das öffentliche Leben ist durch staatliche Regelungen auf unbestimmte Zeit beeinträchtigt, durch Kontaktvermeidung soll die Infektionskette des Corona-Virus unterbrochen werden. Wieder auf Null gefahren: Die Veranstaltungsbranche.

Auswirkungen des Corona-Virus

Über eine an die Entwicklungen angepasste Anbieterbefragung (Phase 2) und drei Szenarienmodelle wagt das EITW in einer Extrastudie einen Blick in die Zukunft, wobei sie einen Markt zugrunde gelegt hat, wie er vor der Corona-Krise bestand. Trotzdem, so ist im Management Summary zu lesen, solle nicht unerwähnt bleiben, „dass sich die Branche nachhaltig verändern könnte, d.h. dass sie nicht zum „status quo“ von vor Corona zurückkehrt, sondern dass die langfristigen Einschränkungen zu einer nachhaltigen Veränderung des Marktes führen.“ Als eine vorstellbare Veränderung nennt das EITW beispielsweise die Verschiebung hin zu virtuellen und hybriden Veranstaltungen. Diese hatten aufgrund der bisherigen Unsicherheit allerdings noch keinen Einfluss auf die Erstellung der nachstehenden Szenarien.

Was wäre wenn

Bereits im Frühjahr 2020 hatte das EITW mehrere Szenarien zur Erholung des Veranstaltungsmarktes nach der Pandemie entwickelt – diese wurden nun auf Basis der Erkenntnisse der letzten Monate fortgeschrieben und aktualisiert. (Quelle EITW 2020, Stand 30.11.2020).

Szenario I (positives Szenario): Auf Basis der Zahlen der ersten Erholungsphase (April 2020 – Juli 2020) und ausgehend vom „Lockdown light“ zum Jahresende 2020 erwartet dieses Szenario ab kommendem Frühjahr eine schrittweise, im Sommer etwas stärkere Erholung. Der Markt wird jedoch noch nicht zum Vor-Corona-Niveau zurückkehren. In Bezug auf die Volumina würden 2021 etwa 40 Prozent der ursprünglich geplanten Veranstaltungen mit ca. 30 Prozent der ursprünglich geplanten Teilnehmer*innen stattfinden.

Szenario 2 (negatives Szenario): Die Annahme von Szenario II ist, dass sich der Lockdown noch bis zum Frühjahr 2021 zieht. Ab dann startet eine regulierte, langsame Erholung mit einem stärkeren Wachstum ab etwa Herbst. Die Folge: Im gesamten Jahr würden nur knapp ein Fünftel der geplanten Veranstaltungen mit lediglich 15 Prozent der erwarteten Teilnehmer*innen umgesetzt – hier sind allerdings nur Präsenzteilnehmer*innen fokussiert, virtuelle und hybride Veranstaltungen werden nicht berücksichtigt.

Szenario 3 oder liegt die Realität in Mitte? Das EITW geht davon aus, dass die Realität der Entwicklungen zwischen den beiden skizzierten Szenarien liegen wird (s. Grafik, grau getönter Bereich).

Die Management Summary kannst Du rechts in unserem Downloadbereich herunterladen.

Der Wandel hat längst begonnen

Während der quantitative Wandel aka Erholung der Veranstaltungsbranche quantitativ noch jede Menge Puste von allen Akteure verlangt, steht das Rad nicht still. Der qualitative Strukturwandel ist in vollem Gange, die Pandemie hat überfälligen Entwicklungen wie digitale Transformation und Nachhaltigkeit einen regelrechten Schub verpasst. Der Markt hat reagiert, nimmt die Herausforderungen an und wappnet sich so für die Zukunft, so ungewiss sie auch sein mag. Das Ergebnis sind innovative Konzepte, auch neue Akteure werden künftig von sich reden machen. Laut EITW-Studie wird der Trend zu hybriden und räumlich verteilten Veranstaltungen „aus der derzeitigen Situation weiter wachsen“.

Natürlich sehnen sich alle nach Face-to-Face-Events. Und die wird es auch wieder geben – schließlich lebt eine ganze Branche von menschlichem Direktkontakt. Doch die Branche wird sich darauf nicht ausruhen, sie wird Veranstaltungen um virtuelle Angebote erweitern und sich so eine größere Community erschließen. Chancen, die sich keiner der für die EITW-Studie befragten Veranstaltungszentren, Tagungshotels und Eventlocations entgehen lassen will. Während die Hälfte schon vor Corona in entsprechende Technik für hybride oder digitale Formate investiert hatte, hat die andere Hälfte aufgrund von Corona nachgezogen.

„Neben der nötigen technischen Infrastruktur kommt es künftig noch stärker auf die optimale Gestaltung der Teilnehmererlebnisse an. Vor-Ort- und virtuelle Teilnehmer*innen haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse – das muss bei der inhaltlich-strategischen Konzeption einer Veranstaltung bedacht werden“, sagt Matthias Schultze, Managing Director des GCB. „Mit der bewährten Umsetzungskompetenz und vielfältigen innovativen Ansätzen ist der Tagungs- und Kongressstandort Deutschland dafür bestens aufgestellt.“

Tipp: Der Wandel der Veranstaltungswelt und seine Folgen

Im Februar präsentiert der Innovationsverbund Future Meeting Space, initiiert vom GCB und dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, übrigens die Ergebnisse der aktuellen Forschungsphase zum Wandel der Veranstaltungswelt und dem sich daraus entwickelnden neuen Ökosystem. „Die zukünftige Rolle von Veranstaltungen im Mix der kommunikativen Maßnahmen von Organisationen“ analysiert die Entwicklung nachhaltiger und innovativer Eventformate, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle, wie sie der Trend zu hybriden und digitalen Veranstaltungen erfordert.

Kurzum: Es geht weiter. Sei dabei.


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Bildquelle: EITW

Autor: Yvonne Egberink

Veröffentlicht am: 08.02.2021


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