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Hotels & Locations, Destinationen, Themensammlung - Corporate Responsibility

Die Natur ist unser Star

Im Gradonna Mountain Resort lebt man Nachhaltigkeit „besonders“

Laut Geo Saison eines der „100 schönsten Hotels Europas“ wurde das Gradonna Mountain Resort jüngst mit dem Green Luxury Award 2014 für Luxushotels mit besonderem Augenmerk auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Das Lifestyle-Resort liegt in Tirol, in Kals, wo man, so sagt Martha Schultz selbst, nicht mal „eben so vorbeikommt“.

Martha Schultz ist Geschäftsführerin der Schultz Gruppe, eines Familienunternehmens in vierter Generation, das im Zillertal, in Osttirol und in Kärnten von Skiliften über Hotels, Hütten (mit Haubengastronomie) bis zu Ferienwohnungen alles bietet, was Urlauber mit Bergvergnügen verbinden. Sie hat uns ihre Begeisterung für das neueste Projekt der Gruppe, das 2012 eröffnete Gradonna Mountain Resort vermittelt und uns erklärt, warum sie jetzt sogar ein Buch über dieses Hotel schreibt.

MICE Club: Frau Schultz, ein Buch über ein Hotelprojekt zu schreiben ist eher ungewöhnlich. Wie kommt‘s?

Martha Schulz: Wenn man sich Ausstattung, Architektur und Lage unseres Resorts anschaut, merkt man sofort, dass hier keiner hingegangen ist und gesagt hat „lass uns halt mal ein Hotel bauen“. Hier ist ein Ort entstanden, der uns und unsere Gäste immer wieder begeistert. Ich spreche viel und gerne mit unseren Gästen über das Gradonna und glaube, dass ein Buch, an dem zum Beispiel auch der Pfarrer der Gemeinde Kals mitarbeitet, die Geschichte noch besser erzählen wird als ich.

MICE Club: Was ist so besonders am Gradonna?

Martha Schulz: Die Lage zum Einen, das Bekenntnis zu Natur und zur Region zum Anderen. Wir haben beim Bau des Resorts weitestgehend auf Produkte aus der Region gesetzt und über 85 % des Investitionsvolumens (48 Millionen Euro) im Umkreis von nur 50 Kilometern ausgegeben. Zum Beispiel für den Kalser Marmor im Eingangs- und Spabereich oder für die verschiedenen Hölzer, die wir genutzt haben. Die Fassaden sind mit Lärchenholzschindeln verkleidet. Drinnen nutzen wir heimisches Fichtenholz und Zirbe für die Schlafräume, weil es nachweislich die Schlafqualität fördert. Auch die Möbel kommen aus der Region, bis zur Tischplatte, die wir bewusst hochwertig ausgewählt haben. Wir wussten da schon, dass wir auf Tischwäsche verzichten wollen, um Wäscheberge zu reduzieren. Auch heimischen Loden und Filz haben wir meterweise verarbeitet, den hätten wir in China 40 % preiswerter bekommen – aber warum?

Besonders ist aber auch die Verbindung zur Natur, die wir überall schaffen. Wir haben den größten Naturpark Österreichs direkt und unverbaubar vor der Tür. Durch die Glasfronten kommt überall die Landschaft in den Raum. Im ganzen Resort, das wie ein Bergdorf angelegt ist, ist die Magie der umliegenden Berge spürbar. Dazu kommt die Lage an einem uralten Kraftplatz. Hier wirkt die Erdstrahlung besonders, das ist nicht nur Esoterik, das kann man wirklich fühlen.

MICE Club: Auffällig ist, dass das Gradonna keine Alpenromantik bietet, sondern eher reduziert daher kommt. Das ist gewollt?

Martha Schulz: Ja, natürlich. Den Baustil haben wir in enger Anlehnung an den Charakter des Ortes Kals ganz bewusst gewählt. Kals ist kein typischer Tiroler „Herzerl-Ort“. Kals ist karg, klar und schlicht, wie auch das Leben hier über Generationen war. Diese Gradlinigkeit wollten wir im Baustil vermitteln, sie entspricht aber auch unserem eigenen Charakter. Von uns selbst ist ganz viel in das Konzept eingeflossen. Weil wir uns während der über zweijährigen Planungsphase immer wieder gefragt haben, welche Ansprüche wir – und unsere Kinder – denn wohl an diesen Ort hätten. So ist zum Beispiel auch die Tiefgarage entstanden, die das Resort autofrei hält.

MICE Club: Mit dem Nachhaltigkeitsaspekt einher geht auch das Bekenntnis zur Region. Wie kam die Familie Schultz nach Kals und wie finden das die Bewohner?

Martha Schulz: 2006 kam man auf uns zu, weil das kleine Skigebiet rund um Kals nicht mehr rentabel war. Die Lage am Ende des Tals ist touristisch schwierig und eine Schließung hätte bedeutet, dass 40 Leute ihre Arbeit verlieren. Und das in einer Region, die sowieso heftig mit Abwanderungstendenzen zu kämpfen hat. Die Idee, das Kalser Gebiet mit unseren Liftanlagen rund um Matrei zu verbinden und damit der ganzen Region Auftrieb zu verleihen, lag nahe. Das im „Paket“ auch die Baugenehmigung für ein Hotel auf dem Hochplateau enthalten war, hat die Entscheidung natürlich beeinflusst. Wir sind ja ein Wirtschaftsunternehmen und müssen sicherstellen, dass unsere Projekte auf soliden wirtschaftlichen Fundamenten stehen. Auch das ist Nachhaltigkeit, etwas für die Zukunft auf sicheren Beinen zum Laufen zu bringen.

Andererseits, und das haben auch die Kalser schnell gemerkt, sind wir anders als die vielen Investoren, die sich an der Region schon die Zähne ausgebissen hatten, viel versprachen und nix taten. Uns geht es weniger darum, im Zeitrahmen x Rendite y einzufahren, sondern schon auch um unser Herzblut für die Landschaft und die Leute hier.

MICE Club: Die Kalser finden also gut, was Sie da machen?

Martha Schulz: Ich glaube schon. Wir haben von Anfang an versucht, gemeinsam mit der Tourismus-Hochschule vor Ort transparent zu informieren und die Leute einzubeziehen. Selbst wenn es Vorbehalte gab, haben die vielen Begeisterten in der Dorfgemeinschaft die Zauderer mitgezogen. Das war ein ganz interessanter Prozess, der uns auch bestärkt hat, dass das richtig ist, was wir hier tun.

MICE Club: Kals profitiert von der Familie Schultz, aber umgekehrt profitieren Sie auch von der Region, oder?

Martha Schulz: Ja natürlich, ganz viel. Von der Region, von ihren Produkten und von ihren Menschen und Ressourcen. Das war nicht nur in der Bauphase so, auch die Pflegeprodukte, Duschgels oder Seifen, die wir in den Zimmern und im Spa anbieten, kommen von den Bergbauern der Region. Das ist ganz spaßig, die Gäste sind immer wieder irritiert, weil die Naturprodukte ohne Zusatzstoffe eine ganz andere Konsistenz haben. Wenn wir es erklären, sind alle begeistert. Für mich ist es toll, wie sich der Nachhaltigkeitsgedanke und die Verantwortung für die Region und ihre Ressourcen bis ins Detail leben lässt - wir sind hier oben auch energieautark und haben eine eigene Wasserquelle.

MICE Club: Ihre Begeisterung für das Thema Nachhaltigkeit ist bestimmt nicht erst beim Bau des Gradonna zu Tage gekommen?

Martha Schulz: Nein, natürlich nicht. Wir waren die erste Skiregion in Tirol mit einem eigenen Abfallentsorgungskonzept. Das haben wir schon 2000 eingeführt, für alle Betriebe, sogar für die Ferienwohnungen. Andere Regionen haben das Konzept dann übernommen, weil es prima funktioniert. Auch im Pistenbau haben wir früh angefangen mit den Umweltbehörden zusammenzuarbeiten. Wenn man aus der Region kommt, hat man eine Verantwortung für die Natur und für die Menschen. Es muss sicher nicht auf jeden Berg in Österreich ein Skigebiet geben. Aber dort, wo etwas gewachsen ist, sollten wir es auch erhalten. Das sind wir als Familienbetrieb nicht zuletzt unseren Kindern schuldig.


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Autor: Andrea Goffart

Veröffentlicht am: 26.01.2015


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