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Hotels & Locations, Best Practice - Tagung/Kongress

Hotellerie: Meetings und Events mit Lifestyle

Ketten und Kooperationen entdecken den Zeitgeist

Starre Tisch- und Stuhlreihen, Musterteppichauslegeware, altrosa Hussen und künstliche Beleuchtung mit „Tageslichteffekt“. Sehen Sie, liebe Leser, ihn vor sich, den klassischen Konferenzraum im üblichen Tagungshotel mit den typischen Teilnehmern? Können Sie ihn riechen, schmecken und fühlen? Mal ganz ehrlich: Würden Sie hier ein wichtiges Meeting mit zukunftsweisenden Inhalten durchführen wollen?

Aber auch die Lobbys, Barbereiche und öffentlichen „Eventflächen“ vieler Hotels laden immer noch zu selten zu stimmungsvollen Veranstaltungen mit Wohlfühlcharakter und hoher Aufenthaltsqualität ein. Doch in den Kreativstuben der Hotelplaner setzt ein Umdenken ein. Der Gegenentwurf heißt „Lifestyle“. Immer mehr Hotels, Kooperationen oder Ketten bringen Konzepte auf den Markt, die anders sein wollen: Offen für alle und für alles – auch für jede Art von Events. Lifestyle-Hotels werden von der „Bettenburg“ zum Mittelpunkt des Geschehens und bringen daher neuen Wind – zumindest neue Möglichkeiten – in die Veranstaltungsplanung.

Neue Konzepte – neuer Stil

Hilton lanciert mit Canopy by Hilton eine Marke, die „mit einem frischen Ansatz in Sachen Gastfreundschaft und Gästeerfahrung“ aufwarten will. Die ersten Canopy-Häuser eröffnen 2015 an zehn Standorten in den USA sowie in London. Canopy ist eine Marke, die „Lifestyle für Jedermann“ ohne Schwellenängste biete, heißt es. Das Innendesign greift Attribute des jeweiligen Standorts auf und in der Bar-Lounge kommen regionale Gerichte auf den Tisch. Auf Regionalität und Lifestyle setzt man auch bei Starwood mit den „A-Lofts“, die im Sommer 2015 auch in Stuttgart und München eröffnen. Aloft ist ein Hotel, bei dem der Einzelne im Mittelpunkt steht. Er findet, laut Starwood, einen Ort, dessen Räume offen gestaltet sind und dessen Design und Möglichkeiten völlig offen sind. Ein Ort, an dem Energie fließt, Menschen einander kennenlernen und es Chancen im Überfluss gibt. Ein Ort, an dem alles möglich ist. Klingt gut, oder?

Beide Konzepte öffnen ihre Häuser ausdrücklich auch für Ortsansässige. Hotels als Location zum Ausgehen, zum Abhängen und zum Partyfeiern? Was schon in den Roaring 20s möglich war, kann ja auch heute wieder klappen, warum nicht? „The Drake“ in Toronto dreht den Spieß sogar um und ist Lifestylelocation, Kunstgalerie, Szene-Cuisine und Hot-Spot für Livemusik mit – ach, stimmt, die gibt es ja auch noch – Hotelzimmern. Das funktioniert prächtig und für die Gäste ist es sowieso schöner, sich als Teil einer lebendigen Szene zu fühlen und nicht „außen vor“ zu sein.

Regionalität konsequent ausspielen ist auch das Konzept der österreichischen Lifestyle-Kooperation. Sie verbindet weltweit Hotels, die einen gewissen individuellen und speziellen Lebensstil verwirklichen und den Charakter ihrer Destination in Architektur und Küche widerspiegeln. Sozusagen der Gegenentwurf zu Konzepten globaler Ketten, die Reisenden überall ein Zuhause bieten wollen, indem sie weltweit gleich aussehen. Uniformität als Voraussetzung für Heimatgefühl. „Wissen wo der Lichtschalter ist, bevor man das Zimmer betritt“ als Buchungsargument? Das entspricht nicht mehr dem Zeitgeist.

Jetzt also Zeitgeist – was steckt dahinter?

Lifestyle – laut Duden eine [moderne] charakteristische Art und Weise, das Leben zu gestalten. Alle möchten wieder Charakter zeigen (und erleben). Individualität gehört zu den Megatrends mit epochalen Auswirkungen, die das Zukunftsinstitut identifiziert hat. Biografien werden zu „Multigrafien“ heißt es dort. In einer Gesellschaft, die uns immer mehr Freiheiten gibt, uns aber auch immer stärker unter Entscheidungsdruck setzt, verändern sich die Werte – und mit ihnen die Wirtschaft, in der sich Do-it-yourself-Kultur und Nischenmärkte etablieren.

Charakter und Individualität sowie „echte Werte“ möchte der Kunde heutzutage erfahren, wenn er auszieht, die Welt zu entdecken. Bei den Lifestylehotels heißt es, dass Lifestyle Plagiate durch echte Innovationen ablöst. Qualität wird nicht mehr nur eine Frage der Verpackung oder des Labels sein, sondern der Werthaltigkeit; Öko kein Schlagwort, sondern gelebte Realität.

Aber was bedeutet das für die Eventbranche? Warum sind Veranstaltungen in Lifestylehotels anders?

Rahmenbedingungen, Location, Design und Setup sind wesentlich für den Meetingerfolg, denn das Gehirn speichert immer den Gesamtkontext einer Situation. Innovative Inhalte im altbackenen Rahmen werden daher verpuffen, kreative Ideen im „Konferenz-Keller“ gar nicht erst zustande kommen.

Ein Raum ist immer Funktion und Botschaft. Orte lösen Reize aus und motivieren ein bestimmtes Verhalten. Wenn ich ein Klassenzimmer betrete, verhalte ich mich anders als in einer Kirche. Umgebungen (nicht nur geschlossene Räume) fordern und fördern

  • Bewegung oder Stillstand
  • Offenheit oder Zurückhaltung
  • Konzentration oder Entspannung
  • Begegnung oder Einsamkeit

Die Botschaft einer Location ist entscheidend für Meetingplaner und moderne Lifestylekonzepte unterstützen die Inszenierung, weil sie neue Botschaften ins Spiel bringen. Als Stand- und Spielort für Inszenierungen aller Art – Partypeople, Künstler, Musiker oder Gourmets - bieten sie ein originäres und originelles Event-Umfeld und damit Einzigartigkeit abseits konventioneller Konferenzhotels. Daher sollten wir von den neuen Lifestylehotels erwarten, dass sie mehr beherbergen können als Tante Gretels 80sten Geburtstag.

In die Reihe passen auch die Superbuden in Hamburg. Sie setzen auf ausgefallene Konzepte, individuelle Gestaltung und charmant-bodenständige Inszenierungen. Und zeigen zudem, dass Individualität nicht das Budget sprengen muss. Auch bei Starwood unterstreicht man, dass Lifestyle nichts mit dem üblichen Designgedanken „Weniger kriegen – mehr bezahlen“ zu schaffen hat und setzt auf „Stil zum Schnäppchenpreis“.

Natürlich behauptet niemand, dass Eventplanung einfacher wird, weil es Lifestyle-Hotels gibt. Das Gegenteil könnte der Fall sein, denn zunächst gilt es ja, abseits der Konformität genau das Hotel zu finden, welches MEINE Botschaft vermitteln kann; und dann eine Veranstaltung auf die einzigartigen Gegebenheiten zuzuschneiden. Meetings auf 2.500 Metern Höhe zum Beispiel, wie es das Gradonna Mountain Resort anbietet. Wie kann ich eine hoteleigene Seilbahn ins Planungskonzept einbinden? Spannend!

Wie machen Sie das? Wie nutzen Sie moderne Lifestyle-Konzepte, um die Inhalte Ihrer Veranstaltung zu transportieren? Wo haben Sie Konferenzhotels abseits des Mainstreams entdeckt? Lassen Sie uns teilhaben an Ihren Erfolgen.

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Autor: Andrea Goffart

Veröffentlicht am: 05.12.2014


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