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EventTech

Der Live-Modus erobert die Welt

Dabeisein ist alles! (Mit)Teilen auch!

Wie kann man etwas erleben, ohne dabei zu sein? Etwas, das morgen aber vielleicht schon von gestern ist? Ganz einfach per Video Live Streaming. Auch die MICE-Branche kann und darf sich der Tatsache nicht verschließen, dass Events oder Ausschnitte davon nicht mehr allein vor Ort erlebbar sind. Sie werden in zunehmend hoher Anzahl auch live im Internet übertragen.

Man liked, man teilt, man ist präsent. Und zwar auf allen denkbaren Kanälen und in allen verfügbaren Onlinemedien. So startete Facebook seine neue Live Streaming-Funktion am vergangenen Wochenende in Deutschland. Die Zeiten von teuren Streaming-Plattformen und Landing-Pages sind gezählt: Denn wenn jeder mit seinem Smartphone einfach „draufhalten“ kann, um in seiner Timeline Vorträge und Eventperformances live zu übertragen, werden – Datenschutz und Persönlichkeitsrechte hin oder her – die Tage der Anonymität bei Veranstaltungen gezählt sein. So denn das örtliche WLAN diese Datenmengen überhaupt anständig bewältigen kann.

Die etablierten Video Live Streaming-Dienste wiederum nennen sich Periscope, YouNow oder Twitch (Meerkat kündigte diese Woche an, seinen Dienst einzustellen) und machen rund um den Globus sichtbar, was gerade irgendwo vonstattengeht. Zum Teil werden über 100 Millionen User-Sessions im Monat und bis zu 150.000 Live-Broadcasts pro Tag verzeichnet. Mit Facebook Live wird diese Zahl nun schlagartig nach oben schießen!

Doch der nächste Schritt ist bereits in der Pipeline: Erste Versuche mit selbststeuerbaren 360-Grad-Fotos zeigen den Weg in die nahe Zukunft auf. Es ist nur noch eine Frage von Monaten, dass User im Internet eine 360-Grad-Kamera bei einer Veranstaltung vor Ort selber steuern können, um ihren individuellen Live Stream anzuschauen. Welche neuen Interaktionsmöglichkeiten damit einhergehen, kann sich wohl jeder selbst ausmalen.

Neue Suchfunktionen, mehr Zuschauer

Ein Video ins Internet zu stellen, ist einfach. Auch für einen Live Stream braucht es nicht viel mehr als einen dafür ausgelegten Dienst bzw. die entsprechende App. Damit ist aber natürlich noch keine explizite Zielgruppe erreicht, außer einer via E-Mail oder Post kontaktierten, bereits bekannten Personengruppe.

Abhilfe schafft hier der sogenannte Social Graph. Dies ist eine noch recht neue Suchfunktion im Internet. Dabei geht es nicht mehr um das Eingeben von Schlagwörtern, sondern darum, mehr über das soziale und Businessumfeld von Personen herauszufinden. Im Grunde genommen stellt man Fragen wie „Welche Events werden von meinen Freunden am häufigsten besucht?“ oder „In welchen Hotels übernachten meine Geschäftspartner besonders gerne?“

Wer hierzu Auskunft gegeben hat, ist bei einem Match ganz schnell zur nächsten Live-Übertragung eingeladen. Böse Zungen mögen behaupten, dass auf den „gläsernen Kunden“ nun der „transparente Freund“ folgt – wobei es natürlich jedem Menschen selbst obliegt, seine Aufenthaltsorte und Interessen zu veröffentlichen.

Wer dies tut, erhofft sich davon ja auch einen Mehrwert, z.B. in Form von Video Live Streams. Durch die Einbindung des Social Graphs in den bekannten Social Media-Netzwerken jedenfalls erhöht sich deren Reichweite erheblich.

Video Live Streaming als Eventunterstützung

Das Video Live Streaming bediente lange Zeit vorrangig private User und Interessen. So kann man z.B. am Tauchgang eines Freundes „teilnehmen“, dem Konzert „beiwohnen“, das man krankheitsbedingt verpasst hat, oder als Fan sein Idol beim Zubettgehen bewundern. Die Ausweitung auf das Business aber ist im vollen Gange und die MICE-Branche dabei mittendrin. Denn was würde sich eher als Live-Stream eignen als eine Veranstaltung, die ansonsten nur wenigen zugänglich ist? Und was würde sich besser als Werbung eignen als ein Live-Eindruck von ebendieser Veranstaltung?

Hierzu zwei Beispiele aus der Automotive-Branche: Das Shooting eines Werbespots für einen neuen Mercedes Benz am Hoover Damm in den USA haben 3.000 User live mit angesehen. Eine Audi-Pressekonferenz, die für 40 Personen ausgelegt war, haben 800 Menschen an ihren Smartphones und Rechnern mitverfolgt.

Neue Spielwiese für Promotions und Markeninszenierungen

Für den Eventbereich ergeben sich zahlreiche spannende Anwendungsfelder. Denn besonders reizvoll erscheint es, bei Promotions die gewünschte Zielgruppe aktiv in die Content-Generierung miteinzubinden. Eine interaktive Stadtrallye mit Live-Content etwa hat eine ganz neue Qualität, zumal nicht aufwändig Content vorproduziert werden muss. Direkte Interaktionen zwischen den Teilnehmern sind ein Kinderspiel. Markeninszenierungen, bei denen jedermann individuell seinen Beitrag live einbringen kann, werden ohne großen Aufwand unter Einbindung großer Personengruppen möglich.

Bloß nichts verpassen, lautet die Devise

Immer mehr publikumswirksame Promotionaktionen, journalistische Interviews, wissenschaftliche Vorträge oder aufwändige Produktpräsentationen werden live ins Internet gestreamt. Auf diese Weise können ohne großen Aufwand neue Interessenten gefunden, Kunden gewonnen oder Partner gebunden werden.

Die Videos selbst sollten bei professionellen Ansprüchen natürlich oberhalb des gängigen Bild- und Tonniveaus via Smartphone angesiedelt sein, damit der Live-Shot am Ende nicht nach hinten losgeht – es sei denn, Sie überlassen dem User die Initiative. Mit der richtigen Technik und dem passenden Hashtag aber versammelt man ganz schnell eine wachsende Fangemeinde um sich.

Wie im gesamten Social Media-Bereich ist beim Video Live Streaming das virale Marketing eine erhebliche Triebfeder. Denn das, was wie ein Kettenbrief die Runde macht, erzeugt Aufmerksamkeit und damit neue Fans für Themen, Formate, Marken und Locations. Die virtuelle Zukunft jedenfalls klopft ziemlich laut an die Tür der Eventbranche.


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Bildquelle: GIGA

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 10.03.2016


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