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EventTech

Berühren „verboten“!

Wird RFID das Ticketing revolutionieren?

Es ist schon seit rund einem Jahrzehnt ein viel diskutiertes Thema: RFID, frei übersetzt mit Radio-Frequenz-Identifikation. Mittels Sender und Empfänger, also Lesegerät und Transponder, erfolgt die Erkennung von Personen und Objekten dabei vollkommen automatisch. Der Transponder ist dabei meistens nicht größer als ein Reiskorn und enthält einen Mikrochip, auf dem alle für die Erfassung relevanten Daten gespeichert sind.

Der große Vorteil: Das Scannen von Barcodes per Hand könnte über kurz oder lang überflüssig werden. Wird die RFID-Technologie zur berührungslosen Einlasskontrolle genutzt, lassen sich Warteschlangen vermeiden, Personalkosten einsparen, Betrugsversuche ausschließen und sogar Internetausfälle kompensieren, da RFID auch offline funktioniert.

Eventbrite geht in die Steilvorlage

RFID-Transponder können problemlos auf Armbändern, Etiketten, Tickets und Kundenkarten aufgebracht werden. So handhabt es inzwischen auch Eventbrite, die weltweit größte Serviceplattform für Ticketbuchungen. Die berührungslose Einlasskontrolle via RFID bietet das Unternehmen im ersten Rollout jedoch nur seinen Kunden in den USA an.

Dabei stellt sich eine Frage: Wie kommt der Nutzer zu seinem RFID-Transponder? Denn so winzig dieses kleine Stück Technologie auch ist: ausdrucken lässt es sich nicht. Ergo erhält der Eventbesucher den RFID-Transponder beim Ersteinlass überreicht oder im Vorfeld zugesandt. Insofern eignet sich das innovative Verfahren zunächst nur für mehrtägige Veranstaltungen wie Ausstellungen, Messen und Festivals. Auch im Rahmen kombinierter Events mit mehreren Einlasspunkten und „Sub-Locations“ ist es natürlich eine komfortable Alternative.

Um die RFID-Einführung zu beschleunigen, hat Eventbrite das Unternehmen Scintilla Technologies erworben, das sich mit intelligenten Lösungen für die RFID-Zugangskontrolle bei großen Musikfestivals einen Namen gemacht hat. Ebenso bringt man die nötige Kompetenz im Hard- und Softwarebereich mit.

„Eventbrite war und ist der Technologiepionier der Eventbranche, vom Ticketkauf bis zur Einlasskontrolle und darüber hinaus. Einen ähnlichen Umbruch wie bei der Demokratisierung des Ticketverkaufs vor rund zehn Jahren versprechen wir uns auch durch die Einführung der berührungsfreien RFID-Technologie", sagt CEO und Mitgründer von Eventbrite, Kevin Hartz.

RFID-Einlassarmbänder von Eventbrite

Die Vorzüge des RFID-Einsatzes beschreibt Eventbrite wie folgt:

  • Die berührungsfreie Kontrolle beschleunigt den Einlass und ist auch im Offline-Betrieb voll funktionsfähig. So wurden die Wartezeiten bei der „Anime Expo“ in Los Angeles dank der Verwendung von RFID-Armbändern von sieben Stunden auf nur 30 Minuten verkürzt.

  • Die auf dem RFID-Chip verschlüsselt vorliegenden Daten sind stets in Echtzeit auslesbar und aktualisierbar. Armbänder und sonstige RFID-fähige Ticketformate können durch die Eventbrite Neon-App in Verbindung mit einem RFID-fähigen Mobilgerät schnell zugeteilt werden.

  • Flexible Eingangsportale ermöglichen ein einfaches Hinzufügen, Entfernen und Umkonfigurieren ganzer Einlassbereiche. Auch die individuelle Eventnachbearbeitung wird durch die exakte Analyse von Zugangspunkten und Bewegungsmustern erheblich vereinfacht.

Wie steht es um den Datenschutz?

Generell wird die Objektidentifikation mittels RFID als zeit- und kostensparende Zukunftslösung angesehen, etwa in der Transport- und Logistikbranche. Von Anfang an wurden aber auch kritische Stimmen laut, sobald es um das „Personen-Tracking“ und damit den Schutz der Privatsphäre geht.

Schließlich funktioniert das Verfahren ausschließlich in Verbindung mit einem Speicherchip, auf dem die unterschiedlichsten Daten gespeichert sein können – welche dies sind, bleibt den Anbietern der RFID-Technologie weitgehend selbst überlassen.

Solange der Transponder im Besitz des Nutzers ist, ließen sich etwa problemlos individuelle Bewegungsprofile erstellen, so RFID-Kritiker. Selbst nach Gebrauch und Entsorgung der Mikrochips sei es weiterhin möglich diese auszulesen, um etwa in den Besitz marketingrelevanter Adressdaten zu kommen.

Zwar erscheinen die meisten solcher Missbrauchsszenarien unwahrscheinlich, an der technischen Machbarkeit der „Kundenausspähung“ via RFID besteht jedoch kein Zweifel. So wird es weiterhin Diskussionen darüber geben, ob der Eventbesucher lieber lange Wartezeiten in Kauf nimmt oder etwaige Datenschutzbedenken zugunsten von Komfort und Schnelligkeit ablegt.


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Bildquelle: Eventbrite

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 21.10.2015


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