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Meinung

IMEX 2017 – nach der Messe ist vor der Messe

Es war wieder einmal so weit, vom 16. bis 18. Mai 2017 tobte in Halle 8 der Frankfurter Messe die IMEX und ein buntes internationales Völkchen von MICE-Anbietern und -Kunden tummelte durch die Gänge.

Jemand sagte, IMEX sei wie XMAS, einmal im Jahr und natürlich geht man hin. Ich auch, diesmal sogar drei Tage lang und das Erlebnis war einmal mehr sehr gemischt. Den im Vorfeld beworbenen EduMonday fand ich strange. Das volle Bildungsprogramm – Bedarf besteht allenthalben – in einem Tag und die Verbände wollten auch ihre Aufmerksamkeit . . . wer hat’s gemacht? Ich wäre neugierig!

Ich entschied mich innerhalb der drei Tage ein paar Vorträge zu hören und wurde einmal mehr enttäuscht. Die Platzierung der Seminare gefällt mir schon länger nicht mehr. Das Umfeld ist viel zu laut, die Inhalte kratzen allenfalls an der Oberfläche und das Niveau des internationalen Publikums ist viel zu unterschiedlich, um Menschen bei ihrem Wissensstand abzuholen. Erst Recht nicht in einem Thema ohne Spezifizierung des Kenntnisstandes und innerhalb einer halben Stunde.

Mit Verlaub, ich fühle mich hinreichend veräppelt, wenn ich in einem Vortrag zur Nachhaltigkeit von Events auch im Jahr 2017 zur Erfolgsmessung höre, ich solle meine Müllsäcke zählen und wenn es weniger wären als im Vorjahr, dann sei alles gut. Lag das Problem darin, dass ich mit internationalem Publikum in einem englischsprachigen Vortrag saß, oder sind wir immer noch nicht weiter? Auch das Well-Being-Konzept mitten im Trubel hinter Perlenvorhängen fand ich eher spaßig. Ich schaute immer mal vorbei, ob da wohl ein Yoga-Experte seinen Sonnengruß übte, traf aber keinen an. Wunderte mich gar nicht!

Wenn die IMEX Branchenführer sein will, dann doch bitte einmal umsetzen, was uns schon seit Jahren und mit Recht als innovative Veranstaltungsformate gepredigt wird. Warum nicht parallel zum traditionellen Messegeschehen mit individuellen Appointments endlich einmal ein groß aufgezogenes Bar Camp oder Open Space, vorzugsweise mit vorangegangener Wissensabfrage und Einstufung anbieten? Wiesbaden hat sich, wohl auch im Hinblick auf die neuen Rhein-Main-Hallen, eine gute Expertise in diesen Formaten erarbeitet. Volle Best Practice, sorgfältig durchkonzeptioniert und gut moderiert, so dass wir wirklich dahin kommen, Themen der Branche auf Augenhöhe zu diskutieren und nicht nur fade Frontalvorträge inmitten einer brandenden Geräuschkulisse wie Häppchen beim Get Together zu konsumieren. Unser aller Motto heißt doch ERLEBEN, nicht anlesen oder anhören!

So weit meine Eindrücke zum Thema Education und Well Being. Ansonsten ist die IMEX wie immer eine Messe, die gut vorbereitet sein will und dann den größten Benefit bieten kann. Manch einer steht der Messe äußerst ambivalent gegenüber, was ich verstehen kann, wenn man das ganze Anbiedern mit Champagner und Deluxe Catering sieht, die Selbstdarstellung mit dem größten und edelsten Messestand und die pressewirksamen Momentaufnahmen mit überbordenden Ständen, die Interessenspräsenz suggerieren, aber de facto erheblich von der Präsenz eines üppigen Caterings zeugen.

Ich möchte übrigens nicht unerwähnt lassen, dass es wirklich Sinn macht die Hosted Buyer Application sorgfältig zu bearbeiten und die Messages in der Inbox zu lesen. Das Matching zwischen Ausstellern und Buyern hat sich erheblich verbessert, funktioniert aber nur, wenn man bereit ist der Guideline zu folgen.

Ich sehe die IMEX als einen großen Kuchen mit vielen kleinen und großen Krümeln, manchmal locker fluffig durch viel (heiße) Luft im Teig, aber auch mit süßen Rosinen, Schokostückchen und sogar edler echter Vanille und Safran. Man muss sich aber ein bisschen Mühe machen sie zu finden.

150 Jahre Kanada, wenn das kein Grund ist, dieses faszinierende Land mit seinen großartigen Städten, wundervollen Nationalparks und herrlichen Seen zu besuchen. Ein Firmenjubiläum im Jubiläumsjahr, dann passt das Besondere zu einem besonderen Budget, auch wenn Fernreise sonst nicht im Plan ist.

Auch hier gibt es eine 500-Jahr-Feier zur Reformation und die Wirkstätten Luthers werben mit zahlreichen Veranstaltungen. Klar, vordergründig mag es touristisch anmuten, aber wenn Change und Reformierung auf einer Company-Agenda stehen, lohnt es sich doch unvergessliche Parallelen zu suchen und zu finden.

Zwei junge Damen aus Prag und London haben mich völlig hingerissen, kleine Agenturen, die ihre Destination mit Herzblut und großer Begeisterung sehen und so auch ihren Kunden präsentieren wollen. Katerina und Celestine, es ist euch gelungen!

Dann war da ein völlig unvermutetes Konzept für eine MICE-Messe. Eine Agentur, die in 110 Ländern Menschen zusammenbringt, die miteinander Kochen, essen und einkaufen, Gäste und Locals – es hat mich fasziniert und ich bleibe dran, wie das für die MICE-Branche funktionieren kann.

Die charmante Ricarda hat mich neugierig gemacht auf Zürich, eine Ecke der Schweiz, die ich schon lange einmal angehen möchte. Norwegen hat anlässlich seines Nationalfeiertages, dem 17. Mai, einmal mehr gezeigt, wie ausgelassen fröhlich Feiern geht: Mein Favorit für Teambuilding in der Natur und beim Weben neuer Beziehungen.

Auch Richtung Amerika habe ich tolle, vielversprechende Kontakte geknüpft, denn der Dollar wird für uns in absehbarer Zeit nicht billiger, aber die Zeit ist reif die Facetten des Landes wieder in den Fokus zu nehmen. Und wer wusste, dass Condor nonstop ab Frankfurt New Orleans bedient? Ich nicht, aber jetzt weiß ich es und es ist eines der besten Ziele der USA.

Mein Urteil ist, dass sich die IMEX lohnt, immer und immer wieder. Wenn also die IMEX im Education-Bereich mit gelebten neuen Konzepten punktet und damit einen echten Wissensvorsprung generiert, dann ist die IMEX so sicher wie XMAS, jedes Jahr wieder und immer wieder gerne.


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Bildquelle: MICE Club

Autor: Gastautorin: Gabi Schares

Veröffentlicht am: 24.05.2017


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