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Der EVVC wird 60 und ist kein bisschen müde

Joachim König im Interview mit dem MICE Club

MICE Club: Herzlichen Glückwunsch, Herr König: Der EVVC wird dieses Jahr 60 Jahre alt. Ein Jubiläum, das in unserer schnelllebigen Branche seinesgleichen sucht. Ist eine langjährige Tradition bei Lobbyarbeit eher von Vorteil oder bekommen Sie bei unbequemen Themen schon mal zu hören: „Ach, der schon wieder“?

Joachim König: Nicht wirklich: Gerade bei der Lobbyarbeit, die einen langen Atem erfordert, hilft die langjährige Tradition. Die politische Arbeit in Berlin ist geprägt von persönlichen Beziehungen, die sich über eine gewisse Zeit zum Vertrauensverhältnis aufbauen. Natürlich ändern sich mit dem Wechsel der Legislaturperiode auch viele Ansprechpartner, aber auch die Themen, die den Verband heute beschäftigen, sind ja andere, wie noch vor einigen Jahren. Darüber hinaus spricht die lange Tradition des EVVC auch für dessen Expertise und Professionalität, die natürlich ebenfalls in den politischen Gremien durchaus wahrgenommen wird. Und dann ist der Satz „Ach der schon wieder“ gar nicht so schlecht, denn es zeigt, dass das Gegenüber weiß, wer man ist.

MICE Club: Was sind die größten Erfolge für den EVVC in 60 Jahren Wirkungszeit, die Sie sich auf die Fahne schreiben können?

Joachim König: In einem Verband, der seit sechs Jahrzehnten von einem umfangreichen ehrenamtlichen Engagement vieler Kolleginnen und Kollegen lebt, sollte sich eigentlich nie ein Einzelner Erfolge auf die Fahne schreiben. Ich denke, insgesamt ist in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten sowohl das Wachstum bei unseren Mitgliederzahlen, immerhin inzwischen 750 Locations und 350 Mitgliedsbetriebe sowie rund 70 Partnerunternehmen, als auch die Verdreifachung des Budgets ein gutes Zeichen für eine erfolgreiche und effektive Arbeit. Gleichzeitig ist es auch die Voraussetzung, Mittel für Projekte, Lobbyarbeit und Einflussnahme einsetzen zu können. Eine weitere besonders positive Entwicklung ist der Ausbau der Netzwerkstrukturen innerhalb der Branche, der eine perfekte Ergänzung zu dem immer schon vorhandenen internen Netzwerk des EVVC und seinen Mitgliedern untereinander darstellt. Beispielhaft hierfür ist die Kooperation mit dem GCB, mit dem wir inzwischen über eine eigene GmbH die zweijährigen Veranstaltungen MEXCON und Green Meetings und Events veranstalten und damit auch nach außen einen Schulterschluss der Veranstaltungswirtschaft dokumentieren, der besonders in der politischen Wahrnehmung enorm wichtig ist, um ernstgenommen zu werden.

MICE Club: Gibt es dabei Themen, die erfolgreich „abgearbeitet“ wurden und welche Themen sind Dauerbrenner, die Sie durch die 60 Jahre begleitet haben?

Joachim König: Viele Themen begleiten uns schon seit vielen Jahren mit immer neuen Facetten. Ich denke, das liegt in der Natur der Sache. Themenbereiche wie Sicherheit, Versammlungsstättenverordnung, GEMA, Zuschüsse für öffentliche Gebäude ja oder nein, Sanierung, Wettbewerbsdruck und vieles mehr sind alle nicht erst in den letzten fünf Jahren entstanden. Auch schon in den 60er- und 70er-Jahren haben sich unsere Vorgänger hierzu Gedanken gemacht, sicherlich in anderer Ausprägung. Neue Themen in neuen Zeiten heißen dann z.B. Funkfrequenzen, Telemediengesetz oder Betrauungsakt im europarechtlichen Kontext. Die Aufgabe des EVVC ist es, hier jeweils am Puls der Zeit zu bleiben, um neue Entwicklungen zum Wohl der Mitglieder und der Branche rechtzeitig aufzudecken und ihnen zu begegnen.

MICE Club: Welches Thema brennt Ihnen aktuell unter den Nägeln?

Joachim König: Hier ist sicherlich als ein Beispiel von vielen die dringend notwendige energetische und substanzielle Sanierung vieler Stadthallen zu nennen, die in den 60er- und 70er-Jahren entstanden sind. Damit Deutschland seine führende Position im europa- und weltweiten Wettbewerb auch in Zukunft halten kann, brauchen wir qualitativ wettbewerbsfähige Veranstaltungsstätten und müssen den Sanierungsstau, der uns vielerorts begegnet, beheben. Eine Möglichkeit hierzu wäre, die jeweiligen Größenordnungen der Abschreibungen kontinuierlich zu investieren, um die bestehende Situation zukünftig nicht noch zu verschlimmern. Darüber hinaus sind langjährig angelegte Renovierungs- und Sanierungskonzepte unabdinglich, die in kommunalen Haushalten abbildbar sind und die durch günstige KfW-Kredite unterstützt werden müssten.

Ein anderes wichtiges Thema ist natürlich der demografische Wandel und die Veränderung unserer Gesellschaft hinsichtlich Altersstruktur aber auch zunehmender Internationalisierung und Feminisierung. Hier sind Veranstaltungsstätten gefragt, sowohl ihre Infrastruktur in Bezug auf Barrierefreiheit als auch ihr Programm anzupassen. Aber auch die Herausforderungen an Arbeitgeber und Veranstalter bzw. Gastgeber mit dieser neuen Situation umzugehen, betreffen selbstverständlich auch die Veranstaltungsbranche.

MICE Club: Gerade in Deutschland entstehen derzeit viele neue Veranstaltungszentren. Mit welchen Argumenten überzeugen Sie neue Branchenakteure von einer Mitgliedschaft im EVVC?

Joachim König: Unter dem Motto „Mein Kollege ist der beste Unternehmensberater, den ich bekommen kann“, ermöglicht der EVVC ein einzigartiges Netzwerk für den Erfahrungsaustausch untereinander. Mit dem EVVC ist man am Puls der Zeit hinsichtlich neuer Entwicklungen in der Branche, erhält Rechtsbeistand und ein branchenspezifisches Fort- und Weiterbildungsprogramm. Darüber hinaus vertritt der EVVC die Interessen der Veranstaltungswirtschaft auf dem politischen Parkett – und nur als Mitglied des Verbandes hat man hier die Möglichkeit, seinen Einfluss und seine Ideen einzubringen, um auf dem neuesten Stand der Diskussion zu sein. Oder mit zwei Zitaten von Albert Einstein: „Der Fortschritt lebt vom Austausch des Wissens“ bzw. „Wenn die Menschen nur über das sprechen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein.“

MICE Club: Vielen Dank.


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Bildquelle: EVVC Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V.

Autor: Andrea Goffart

Veröffentlicht am: 27.08.2015


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