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Darf man in Deutschland keinen Spaß mehr haben?

Zwischenruf von Dominik Deubner

Vor Kurzem klagte mir einer meiner Kunden sein Leid, dass sein Vertrieb viel mehr motiviert werden müsse als früher. Der Job mache einfach keinen Spaß mehr! Eine bemerkenswerte Aussage. Deutschland im Depressionsloch?

"Warum?", mag der geneigte Leser sich fragen. Ganz einfach: Marketing und Vertrieb befinden sich im Würgegriff. Zum Einen spucken Controlling, Einkauf und Compliance den Abteilungen in allen liebgewonnenen Beziehungen zu Kunden und Lieferanten in die Suppe und lassen uns die Regulierungs- und Optimierungswut der Unternehmensberatungen und Rechtsabteilungen ausbaden. Zum anderen scheucht die Eventindustrie mit immer neuen Horrorszenarien die letzten buchungswilligen Kunden auf und schafft ein Klima von Unsicherheit und Irritation. Und im Regulieren sind wir Deutschen mit unserer Tugend der Pedanterie des Besserwissens und Meckerns auch bei unseren Nachbarn nur zu gut bekannt. Bei einem Supplier-Coaching für MICE-Dienstleister der Destination Spa zur Optimierung der Sales-Aktivitäten auf dem deutschen Markt kam zu Tage, wie viel Ehrfurcht und Resignation ausländische Supplier befängt, sobald sich ein deutscher Kunde ankündigt.

Doch zurück zur Ausgangsthese: Wenn wir alles zu Tode regulieren, entziehen wir uns unserer eigenen Mündigkeit und Urteilskraft. Und wenn dadurch eine ganze Branche mundtot gemacht wird, indem motivierendes Infotainment und emotionale Markeninszenierungen aus der Klaviatur des Eventmarketings gestrichen werden, schaufelt sich ein ganzer Wirtschaftszweig – inkl. 5-Sterne-Hotellerie und Hospitality-Lounges − sein eigenes Grab. Über uns regulierungswütige Deutsche lacht im Ergebnis die ganze Welt. Denn die Geschäfte werden dann woanders gemacht.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ringelpiez mit Anfassen war gestern − das ist auch gut so!

Autor: Dominik Deubner

Veröffentlicht am: 16.10.2013


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